Grafikmatsch aus der Polygonhölle
Die Grafik, die mir hier angeboten wird, ist eine Frechheit. Da Sniper Elite VR: Winter Warrior auf der Meta Quest 3 läuft, die technisch so ungefähr das Aktuellste ist, was die VR-Technik zu bieten hat, muss ich hier die Schuld beim Spiel suchen. Einen geringen Detailgrad oder verschwommene Texturen, wenn ich nah an Fels- oder Holzwänden stehe, kann ich noch verkraften; meine Gegner sehen jedoch aus wie frisch aus der PS2-Ära. Aus leeren und glasigen Augen starren sie mich an, noch bevor ich sie mit meinen extrem geskillten Schleichattacken in den Tod schicken kann; danach kann ihn mich noch detailliert und in nächster Nahaufnahme an ihren hässlichen Polygonfressen laben. Der Höhepunkt: Ich schaffe anscheinend eine besonders kreative Tötung, welche mir in Nahaufnahme in der X-Ray Kill Cam angezeigt wird – quasi eine Mortal-Kombat-Fatality für Arme – und es sieht unfassbar lächerlich aus.
Aber auch das Handling der Waffen beziehungsweise deren Genauigkeit oder Treffer-Feedback lässt mich frustriert im Schnee stehen. Dafür, dass ich ein Sniper bin und mich auf das Schießen aus der Entfernung verstehe, bin ich nicht sonderlich gut an den entsprechenden Geschützen. Dabei bringe ich extra die Geduld auf, mit schallgedämpftem Scharfschützengewehr hinterm Felsen zu hocken und meine Gegner ins Visier zu nehmen. Trotzdem landen die Kugeln regelmäßig sonstwo, obwohl die Köpfe meiner Widersacher zuvor im Fadenkreuz aufgetaucht sind. Der Fehler könnte bei mir liegen, vielleicht muss ich eine Laufkrümmung ausgleichen oder den Wind mit einberechnen. Aber ich weiß es nicht.
Dass ich mir bei jedem Start des Spiels einen unskipbaren Monolog anhören muss und in den Missionen jedes Mal zahlreiche Hilfen auf einem pausierten Bildschirm angezeigt werden, macht es nicht besser. Ja, ich weiß, ich bin an der Mission gescheitert! Das liegt aber nicht daran, dass ich eure Tipps nicht befolge, sondern dass ich einfach nicht schnell genug nachlade. Auch die Erzählstimme aus dem Off während der Missionen ist allgegenwärtig – als würde das Spiel nicht merken, wann ich einen Abschnitt zum wiederholten Male betrete.
Trostlosigkeit, wohin das Auge reicht
Irgendwann habe ich die Mission geschafft, mehr schlecht als recht und nach unzähligen Toden, die mir zugefügt wurden, weil ich plötzlich mitten im Kreuzfeuer stand und meine Munition leer war. Aber mit Konzentration und ruhigem Finger ist das schon machbar gewesen. Allerdings musste ich mir nach dem finalen Ansturm der Nazis schon im Vorfeld einige geladenen Waffen zurecht legen und immer wieder in meine Deckung zurück kriechen. Tatsächlich fand ich den zweiten Teil der Mission aber einfacher, wenn man sich erst einmal eingespielt hat. Dass mir in der nächsten Mission, in der ich einen hochrangigen Nazi-Marschall umlegen muss, quasi dasselbe in grün geboten wird, motiviert nicht wirklich. Statt in einem grau-braunen Hafengebiet schleiche ich nun im Schutze der Nacht in eine Villa und suche nach Hinweisen.
Ich gestehe dem Spiel zu, dass man mit etwas Übung und ingame verbrachter Zeit, so etwas wie Spaß verspüren könnte. Ich merke, dass ich Fortschritte in meinen Bewegungsabläufen mache und meine Gegner – nachdem ich zum fünften Mal in derselben Mission gescheitert bin – in einer bestimmten Reihenfolge erledigen und manchen auch gut aus dem Weg gehen kann. Wenn allerdings Wachen aufhören, nach mir zu suchen, nachdem offensichtlich ein Eindringling in ihrem Gebiet ist, der ihre Kameraden umbringt, ist das einfach schlechte Spielintelligenz.
Dass ich aber dennoch überhaupt keinen Spaß an dem Spiel habe, liegt natürlich auch an meiner geringen Erfahrung mit VR-Shootern sowie meiner generellen Abneigung gegen Videospiele mit Setting in einem echten Krieg. Wirklich attraktiver wird es mir durch die grottige Optik und die geringe Zugänglichkeit für Anfänger allerdings auch nicht gemacht. Vielleicht ist es ein Spiel für Liebhaber solch spezifischer Games und Fans des Sniper Elite-Hauptspiels.
Ich wollte dir damit nicht ans Bein pinkeln, aber meine Kritik bleibt bestehen: Der Test wirkt sehr aus dem Portfolio gefallen, so als hättet ihr Streichhölzer gezogen, wer sich mit dem unliebsamen VR-Spiel herumärgern muss.
Festgehalten sei aber auch: Das Medium VR geht mir so ziemlich an allen Gesäßteilen vorbei, weswegen ich nicht zur Zielgruppe gehöre.
Ich gestehe jedoch zu, dass ich länger für den Test gebraucht habe, als ich vielleicht sollte, zudem kam in den Zeitraum aber noch ein dringenderer Test (Avatar: Frontiers of Pandora), die Tekken 8-Preview, Weihnachtszeit und andere unvorhersehbare Ereignisse
oder was ist mit Assassin's Creed VR? das ist ein kompetentes spiel und eine WESENTLICH größere franchise als sniper elite.
So arg interessiert es mich auch wieder nicht.