Ein Journalist? Check. Eine Kamera? Klar doch! Ein Notizblock? Natürlich immer am Mann! Waffen? Braucht man nicht! Wobei…eigentlich schon: Wie es sich für ein Horrorspiel gehört, treiben an Schauplätzen wie einer leer stehenden Fabrik, einer verschachtelten Miene oder einem verlassenen Dorf einige übernatürliche und finstere Gestalten ihr Unwesen, in deren Gesellschaft man sich mit einem reichhaltigen Waffenarsenal etwas wohler fühlen würde. Aber das ist nicht der Sinn der Sache. Genau wie bei artverwandten Horrortrips von Slender über Daylight bis hin zu Outlast zieht auch Stairs seine Spannung vor allem daraus, dem Spuk und den Monstern hilflos ausgeliefert zu sein.
Nein, das bedeutet nicht, dass man hier ständig auf der Flucht ist und den Großteil des mit zwei bis drei Stunden recht kurzen Abstechers panisch durch dunkle Gänge hetzt. Im Gegenteil: Den Entwicklern gelingt es zwar, das Gefühl einer allgegenwärtigen Bedrohung zu erzeugen, doch direkte Konfrontationen mit den tödlichen Kreaturen bilden eher die Ausnahme, laufen dann aber ähnlich dramatisch und spannend ab wie bei Slender & Co.
Kleine Rätseleinlagen
Meist ist man mit der Erkundung der leider sehr statischen sowie wiederholungsanfälligen Schauplätze und dem Lösen von kleinen aber durchdachten Umgebungsrätseln beschäftigt. Da gilt es z.B., Drehventile richtig auszurichten oder anhand von Fotos versteckte Schalter mit Hilfe der Kamera zu finden, die darüber hinaus auch die eine oder andere verborgene Tür durch einen Druck auf den Auslöser sichtbar machen kann. Darüber hinaus sollte man die Augen nach vorgegebenen Motiven offen halten und die geforderten Schnappschüsse anfertigen.
Bedienung und Spielmechanik fallen sehr rudimentär aus: Es gibt weder eine Zoom-Funktion noch muss man sich um Batterien sorgen – selbst die Taschenlampe glänzt durch ewiges Licht, bevor sie später durch ein Nachtsichtgerät ersetzt wird. Auch die Steuerung ist simpel, denn neben der Bewegung gibt es lediglich eine Aktionstaste, mit der man mit der Umgebung interagiert, um etwa Türen zu öffnen oder Objekte aufzunehmen. Ärgerlich: Es wird weder ein Controller unterstützt noch hat man die Gelegenheit, die Y-Achse zu invertieren. Neben dem schnarchigen Gehtempo darf man zum Glück auch etwas schneller laufen und hat außerdem die Möglichkeit, sich zu ducken, um sich vorsichtiger zu bewegen – etwa über einsturzgefährdete Brücken – oder um durch schmale Öffnungen hindurch zu kommen. Springen gehört allerdings nicht zu den Fähigkeiten, mit denen dieser Journalist gesegnet ist, obwohl ich mir diese Funktion manchmal gewünscht hätte.
Viele Bugs
So landete ich während meiner Erkundung z.B. irgendwann in einer Ecke, aus der es anschließend kein Entkommen mehr gab, weil mein Alter Ego nicht in der Lage war, auf den kleinen Holzbalken vor ihm zu steigen, der ihm jetzt aufgrund der fehlerhaften Kollisionsabfrage für immer den Weg zurück versperrte. Da nur automatisch an recht weit auseinanderliegenden Punkten gespeichert wird und nur ein Spielstand existiert, musste ich notgedrungen einen neuen Anlauf wagen. An anderer Stelle wirkte sich der Verzicht auf manuelles Speichern in Kombination mit einem unglücklich platzierten Speicherpunkt noch fataler aus: Gerade wurde ich von einem Biest entdeckt, das den Raum betrat und mich genau in dem Moment tötete, als das Spiel den Speicherpunkt anlegte. Als Folge dessen wurde ich bei jedem weiteren Versuch, den Spielstand zu laden umgehen erwischt und konnte wieder ganz von vorne anfangen. Auch traf ich in der Mine irgendwann auf ein Monster, das regungslos mit in einem Gang verharrte und überhaupt nicht auf mich reagierte. Dazu gesellen sich hin und wieder Ton-Aussetzer oder ein Einfrieren des Notizbuches, bei dem plötzlich das Umblättern für zusätzliche Beiträge nicht mehr funktionierte und auch die Foto-Motive im neuen Abschnitt nicht aktualisiert wurden. Diese unglückliche Anhäufig an Bugs kostet Stairs eine Wertung, die ansonsten sicher im guten Bereich gelegen hätte.
Ja, tolle Momente, aber etwas inkonsequent. Es gibt genau einen Amnesia artigen Teil. Auf die Auflösung bedient sich am Psycho Thriller Klischee Topf. Trotzdem besser und stimmiger als der Großteil des Indi Horror Allerlei.