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Still There (Adventure) – Drama auf engstem Raum

Das italienische Adventure Still There sieht auf den ersten Blick nach Arbeit im All aus: Sternendaten übermitteln, Reparaturen durchführen, Log-Dateien lesen und schäbiges Astronauten-Essen löffeln. Zwischen der täglichen Routine (und den Zeilen) verbirgt sich aber eine höchst menschliche Geschichte, die berührt und befangen macht. Außerdem mit an Bord: die vielleicht beste KI seit Jahren.

© GhostShark / Iceberg Interactive

Gestatten, Gorky

Wenn Videospieler von KI, also künstlicher Intelligenz, sprechen, meinen sie damit meist das mehr oder weniger schlaue Verhalten von computergesteuerten Gegnern – legendär ist etwa die fordernde Gegner-KI im Ego-Shooter F.E.A.R. Nicht minder denkwürdig sind aber künstliche Supergehirne, auf die man in Spielen trifft ohne sie mit einer Salve Kugeln zu begrüßen: zum Beispiel Gaia, das virtuelle KI-Abbild von Mutter Erde aus Horizon Zero Dawn, das Master-Chief-Helferlein Cortana aus der Halo-Reihe oder natürlich die zynische wie mörderische GLaDOS aus den Portal-Spielen. Auch in Still There nimmt eine KI eine wichtige Rolle im Spiel ein: Der Bordcomputer Gorky setzt am Bildschirm ein freundliches Smiley-Gesicht auf, ist vor allem am Anfang aber schnippisch und nervig. Dabei soll er Weltraum-Leuchtturmwärter Karl (das seid ihr) eigentlich unterstützen und vor der Vereinsamung bewahren. Stattdessen protokolliert Gorky minütlich, falls Karl seinen Dienst zu spät antritt, weißt ihn penetrant darauf hin, dass er nicht fürs Herumsitzen bezahlt wird, und verhöhnt ihn nach einer Schach-Niederlage. Doch immerhin ist Gorky da – wenn ihr bei einer Aufgabe also nicht weiterkommt, könnt ihr die sarkastische KI immerhin um Hilfe bitte.

 

Karls tägliche Arbeiten in der Station im endlosen Nirgendwo entpuppen sich in spielerischer Hinsicht als Kopfnüsse: Wenn er testen soll, ob die Sauerstoff-Aufbereitung reibungslos funktioniert, erweist sich das als knifflig – so viele Knöpfe findet man sonst nur im Cockpit eines Flugsimulators! Auch eine täglich neue Kartographie-Aufgabe kann nur erfüllen, wer Gorky befragt, sich akribisch in der Raumstation Bento umsieht und im Handbuch nachschlägt. Das liegt gut sichtbar neben einem der Steuerpulte und erweist sich beim ersten Blick als weniger durchschaubar als eine handelsübliche Ikea-Bauanleitung. Trotzdem: das ausführliche Befassen mit dem Handbuch ist unerlässlich!

 

Read the f**king manual

 

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Das Handbuch ist ein steter Begleiter auf der Raumstation Bento: Klickt man dort auf Texte und Grafiken, werden weitere Dinge erklärt und Hinweise gegeben. © 4P/Screenshot

Denn dort erklären schöne Grafiken und Schemata, wozu die Kontrollpulte der Bento gut sind, wo Karl welche Schalter drücken muss und wie das Luftaustausch-System so funktioniert. Allerdings erweist sich Still There hier nicht gerade als entgegenkommend: Mit fleißigem Blättern und Lesen allein ist es nicht getan, denn fast jede von Karls Tätigkeiten, sei es eine Routineaufgabe oder eine Raketen-nähern-sich-Notsituation, erfordert kluges Entschlüsseln der Handbuch-Kapitel plus logisches Denkvermögen. Gorky erklärt auf Nachfrage zwar stets, was gerade in welcher Reihenfolge zu tun ist – auf die tatsächliche Lösung muss man aber selbst kommen.

 

  1. ChristianSmiTh hat geschrieben: 30.11.2019 10:40 Seit Firewatch die beste Geschichte also.....wie gern ich doch an dieses Spiel erinnert werde. Dann ist Still There wohl Pflichtkauf :)
    Firewatch werde ich wohl nie vergessen. Die Atmosphäre und Geschichte dieses Spiels hat sich in mein Hirn gebrannt. Und eigentlich stehe ich gar nicht so auf diese Art Spiel.

  2. Klingt interessant, ich fand auch das hier gelobte Heavens Vault bisher super (bin aber erst 6h im Spiel) und lasse mich gerne mal auf neue Spiele ein, von denen ich bisher noch gar nix gehört habe^^

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