Damit sind trotz der Steuerungsproblematik eigentlich alle Voraussetzungen für gute diebische Unterhaltung gegeben, die ich noch in der Vorschau erhofft hatte. Und wenn man bedenkt, dass Anya ohne Messer oder scharfe Waffen zu Werke geht, hätte sogar eine interessante Alternative zu den düsteren Killer-Konkurrenten entstehen können. Aber genau dieser Verzicht auf tödliche Gewalt sorgt für jede Menge Frust: Natürlich kann man mit viel Übung auch lautlos und unerkannt vorankommen, aber wenn es mal schief geht und der Alarm heult, beginnt die Hektik. Und mit ihr kommen zig Continues, bis man endlich erfolgreich den nächsten Kontrollpunkt erreicht.
Wache im Visier: Leider wachen die Kerle viel zu schnell wieder auf, wenn sie per Neutralisator ausgeknockt wurden. |
Warum das passiert? Weil die Wachen, die man ausgeknockt hat, teilweise nur Sekunden im Schlummer abwesend sind und dann wieder hellwach nach euch Ausschau halten. Ein Beispiel: Man schickt zwei von ihnen ins Land der Träume, will einen Computer hacken, was mindestens zehn Sekunden dauert, aber nach vier Sekunden stehen die Kameraden wieder auf und greifen euch an. Und danach beginnt die Tragik von Stolen, denn wenn man in einen Nahkampf verwickelt wird, erinnert das Gezeigte an Gummipuppenboxen mit Dummys – autsch.
Boxen zum Abgewöhnen
Ohne spezielle Bewegungen, Kombinationen oder Ausweichmanöver geht es hier in einer reinen Knopfdruckorgie so lange mit Faust und Fuß zur Sache, bis der Gegner am Boden liegt. Die Animationen sind unter aller Kanone, das System schrecklich billig. Und das Schlimmste ist: Nach dem Knockout wachen die Kerle nur Augenblicke später wieder auf. Ob ihr komplett, halb oder gar nicht verborgen seid, wird von einer dreistufigen Farbskala dokumentiert. Wer zu laut oder klar sichtbar ist, wird von der aufmerksamen KI erwischt. Die grässlichen Nahkämpfe beginnen von vorne…
An dieser Stelle habe ich Stolen verflucht. Das Spiel hatte aufgrund seiner gelungenen Akrobatik, der KI und der Gadgets durchaus Potenzial für gute Regionen. Aber hier haben die Designer schlichtweg unansehnlichen, die Motivation drückenden Murks abgeliefert. Und selbst die Dinge, die sie gut machen, potenzieren diesen Frust noch: Die KI ist so hartnäckig, dass sie euch auch in andere Räume und durch Türen verfolgt. Das ist eigentlich ein großer Pluspunkt. Aber auch ein Teufelskreis: denn die Wachen sind schnell wieder bei euch. Und mit ihnen das blöde Boxen – argh!
Geduld und Spucke
Okay, mit viel Geduld und noch viel mehr Continues kann man auch solche Situationen meistern. Man kann sich ja auch von hinten anschleichen und die Wachen bewusstlos würgen, aber selbst das setzt sie manchmal nur einen Tick länger außer Gefecht. Und warum kann ich das nicht auf Treppen machen? Warum kann ich sie nicht Treppen hinauf zerren? Immerhin muss man das Figurenverhalten auch in der Hinsicht loben, dass Wachen zwar die Waffe zücken, aber erst dann auf euch schießen, wenn ihre Kameraden nicht in der Schusslinie stehen. Falls ihr im Handgemenge seid, visieren sie euch nur an. Trotzdem kann die KI nicht mit den komplexen Routinen von Sam & Co mithalten, wenn es z.B. um das Bemerken von zerschossenen Lampen geht.
Ansehnliche Filme treiben die Story voran, die nicht mit Schwergewichten à la Splinter Cell mithalten kann. |
Aber abseits dieser Lichtblicke im Verhalten gibt es viel durchwachsenes Mittelmaß: Die Kulisse ist zwar architektonisch stimmig, das Interieur variiert und auch die bierbäuchigen Wachen können sich sehen lassen. Aber da wäre das Kantengeflimmer, da sind die Ruckler beim Umschauen und da wird manchmal nicht mehr als PS2-Niveau gezeigt: vor allem, wenn es um Texturen, Gegenstände, Wasserdampf und Licht geht. Man muss nur mal eine bewegte Lampe oder einen gleißenden Korridor aus Splinter Cell mit Stolen vergleichen, um die Welten zu sehen, die dazwischen liegen.
Charakter, Story?
Auch die Story kann diese Schwachpunkte nicht retten, denn die Metropole Forge City bleibt trotz anfänglich zwielichtiger Unterwelt-Atmosphäre genau so ein anonymer Moloch wie Anya ein schwach charakterisiertes Babe, das durch die rauchig-zickige deutsche Stimme samt ihrer altklugen Kommentare nicht gerade Sympathie verströmt. Worum geht`s in der Stadt? Zwei Bürgermeister kämpfen um die Gunst der Wähler, und versprechen, die stark anwachsende Kriminalität zu bekämpfen. Anya wird in Museen und Gefängnisse geschickt, mit Unterweltgrößen konfrontiert und in intrigante Machenschaften verstrickt, während die News über den aktuellen Stand der politischen Stimmung informieren. Das ist zu Beginn durchaus unterhaltsam, denn das Abenteuer wird von ansehnlichen Filmen aufgelockert, aber insgesamt befindet man sich auf dem erzählerischen Niveau eines dünnen Comics, der nach nicht viel mehr als einer Hand voll Stunden den Abspann zeigt.
Extra Anderung von Stolen
Steuerung: Gut
Grafik: Toll
Sound: O.K
Spielspaß: Gut (O.K)
Gesamt: 80% NEU ÄNDERUNG!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich finde Stolen eingentlich ganz o.k! Man muss raffiniert mit einer Frau, die sexy aussieht, ein Museum ausrauben! Sie will das beste Juwel im sichersten Museum von ganz Forge City stehlen!
Die Grafik finde ich toll und der Spielspaß ist auch super! Es gibt aber auch ein Aber! Leider sind die Räume fast alle gleich gestaltet! Dadurch verliert man irgendwann die Lust, es weiter zu spielen! Das betrifft mich übrigens auch!
Ich gebe diesem Spiel 72 Prozent!
Die Spielewelt ist ein Haifischbecken. Manchmal wird man gefressen, bevor man überhaupt Luft holen kann: Da entwickelt das britische Team von Blue 52 ein Stealth-Action-Abenteuer namens Stolen und noch bevor das gute Stück auf dem Markt erscheint, muss man tatsächlich das Studio schließen. Das ist hart. Die Frage ist, ob das Spieldebüt diese Turbopleite noch tragischer oder sogar nachvollziehbarer macht.<br><br>Hier geht es zum gesamten Bericht: <a href="http://www.4players.de/rendersite.php?L ... CHTID=3584" target="_blank">Stolen</a>