Veröffentlicht inTests

Submerged (Action-Adventure) – Allein in einer vergessenen Welt

Das Indie-Team von Uppercut Games möchte mit Submerged ein klassisches Action-Adventure inszenieren, dabei aber auf Kampf verzichten. Stattdessen setzt es auf eine geheimnisvolle Spielwelt und möchte als Ersatz für die Gefechte mit Atmosphäre punkten. Ob das Vorhaben geglückt ist, verraten wir im Test.

© Uppercut Games /

Kampf gegen den Tod

Man erfährt nicht, wie die vollkommen überflutete und in Ruinen befindliche Stadt heißt, die das vielleicht sechzehnjährige Mädchen Miku mit ihrem Bruder Taku erkundet. Auch die Geschichte der beiden Geschwister erfährt man erst nach und nach. Wieso sie z.B. mit einem motorisierten Fischerboot den offensichtlichen schweren Weg auf sich genommen haben. Was mit ihren Eltern ist. Und wieso der Bruder schwer verletzt wurde. Doch vorerst ist das ‚Warum‘ nicht wichtig. Es zählt nur, dass Miku Versorgungsgüter findet, um ihn gesund zu pflegen. Dazu muss man mit ihr die offene Stadt erforschen. Mit ihrem Motorboot fährt man durch die immer wieder gespenstisch wirkenden Betonskelette der einstmals stolzen Hochhäuser, die teilweise eingestürzt sind. An bestimmten Schauplätzen kann sie ihr Boot verlassen und die Ruinen erforschen, die in ihren stärksten Momenten an jene aus Enslaved erinnern. Die dann folgenden Kletterpartien können mitunter nur wenige Augenblicke dauern. Manchmal ist man aber auch gut zehn bis 15 Minuten beschäftigt, bis man auf der obersten Etage des Wolkenkratzers angekommen ist, wo ein offensichtlich in einer früheren Ära von einem Flugzeug abgeworfenes Rettungspaket wartet.

[GUI_STATICIMAGE(setid=78742,id=92511696)]
Eine untergegangene Stadt, ein Geschwisterpaar und zahlreiche Geheimnisse stehen im Mittelpunkt von Submerged. © 4P/Screenshot

Zehn dieser Pakete muss man finden, wenn man den Bruder retten möchte. Doch die Stadt birgt noch viele weitere Geheimnisse. Es gibt 60 Bücher, die der Chronik jeweils ein Piktogramm hinzufügen und mit ein wenig Interpretation schließlich ein Gesamtbild der Katastrophe zeichnen, die scheinbar nicht nur diese Stadt heimgesucht hat. Man kann besondere Sehenswürdigkeiten entdecken, die man als Brücke, Statue oder Überbleibsel eines Riesenrads identifiziert, die in dieser wohl von überlebenden Stämmen bewohnten Welt jedoch neue Namen wie „Die aufmerksame Lady“ bekommen haben. Man lernt die Fauna kennen, die die vermeintliche Katastrophe überlebt hat und nun ihr Habitat beherrscht, ohne Übergriffe der menschlichen Bevölkerung fürchten zu müssen. Man trifft aber auch immer wieder auf geheimnisvolle Wesen, die wie eine Mischung aus Menschen und Krebswesen aussehen und die eine zwielichtige Rolle spielen – ihre Beweggründe bleiben lange ebenso unklar wie ihre Herkunft. Und man wird z.B. mit der Frage konfrontiert, welche Opfer man bereitwillig für eine Person macht, die man liebt.

Stimmungssache

[GUI_STATICIMAGE(setid=78742,id=92511694)]
Das sieht zwar gefährlich aus, ist es aber nicht – man kann beim Klettern nicht abstürzen. © 4P/Screenshot

Submerged verzichtet dabei weitgehend auf Sprachausgabe – und nutzt bei den wenigen inneren Monologen Mikus eine eigene Fantasiesprache. Stattdessen setzt man auf die Atmosphäre, die im Zusammenspiel zwischen dem stimmungsvollen, sehr ruhigen Soundtrack aus der Feder von Jeff van Dyck (Shogun 2, Hand of Fate) und der Kulisse entsteht, die sich Unreal Engine 4 zu Nutze macht. Wo sich der Kevin-Costner-Film Waterworld mit einer ähnlichen erzählerischen Basis in Action verzettelt, kommt es hier immer wieder zu emotionalen Situationen. Wenn z.B. eine Art Wal neben Mikus Boot unvermittelt auftaucht oder sie für ein paar Minuten auf ihrer Odyssee von der „postapokalyptischen“ Version von fliegenden Fischen bzw. Delphinen begleitet wird, während die untergehende Sonne sich in dutzenden Fenstern spiegelt, sorgt dies mit den getragenen Melodien für ein friedvolles Gefühl. Mit Einbruch der Dunkelheit oder einsetzendem Regen kann sich dieses jedoch schnell in Einsamkeit verwandeln. Mit wenigen Stilmitteln schafft Submerge eine bemerkenswerte Atmosphäre in der Spielwelt. Einzig Bedrohung wird nicht hervorgerufen.


  1. Hört sich wirklich interessant an. Ist wohl eines der Spiele, die am Besten wirken, wenn man es schafft die spielmechanischen Grenzen willentlich auszublenden. Werde ich mir wohl mal holen, wenn es ein wenig günstiger ist.

  2. Wirklich sehr schade!
    Das Setting sieht fantastisch aus. Zumal es recht unverbraucht wirkt.
    Aber irgendwie habe ich langsam genug von Gameplaylosen Erkundungstiteln. Journey neulich hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber da war auch noch soetwas wie Gameplay enthalten. Aber die Flut (pun#1) an Titeln, die gerade der "atmospheric, storydriven" (sprich ohne Gameplay) Welle (pun#2) folgen nehmen mir persönlich gerade etwas zu arg zu.
    Wenn diese Spiele dann wenigstens den fehlenden Gameplaygehalt rechtfertigen könnten, aber das trifft leider doch eher selten zu.
    Die letzten Spiele dieser Art die mir gefallen haben waren dann eben The Journey und Vanishing of Ethan Carter. Wobei ich auch zweiteres bisher nicht durchgespielt habe.

  3. MrLetiso hat geschrieben:Schade. Hatte irgendwie mehr erwartet.
    Jep, mein Gedanke.
    Hatte mir erhofft, dass ich hier ein Erkundungs- und Kletter-Abenteuer im Stile von I Am Alive erleben dürfte.
    Allerdings reizt mich das Artdesign dieser überfluteten Welt und der Soundtrack schon sehr.
    Evtl. geb ich dem Spiel ne Chance.
    Ach, halt, erscheint auf PC mal wieder ausschließlich über Steam :roll:
    Ach Leute, kommt schon, wäre doch ein super Titel für GoG.....

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1