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Super Mario 3D All-Stars (Plattformer) – Zeitlos oder lieblos?

Kaum etwas prägte das räumliche Spieldesign so sehr wie Marios 3D-Ausflüge: Volle Bewegungsfreiheit, eine vielseitige Wasserspritze – und sogar ganze Planeten wurden mit einer Leichtigkeit umrundet, dass Jump-n-Run-Fans beinahe schwindelig wurde! Zu Marios 35. Geburtstag ehrt Nintendo die einstige Innovations-Schmiede EAD mit einer Sammlung aus Super Mario 64, Sunshine und Galaxy!

© Nintendo / Nintendo

Etwas karger Umfang

Warum das gelungene knifflige Super Mario Galaxy 2 nicht auch in der Kollektion steckt, weiß wohl nur nur Nintendo allein. Allgemein wirken die minimalistische Präsentation und die künstliche Verknappung von Super Mario 3D All-Stars etwas enttäuschend: Händler berichten von einer streng limitierten Retail-Fassung und selbst im eShop darf der Titel nur bis zum 31.03.2021 erworben werden. Verkaufsstart ist übrigens an diesem Freitag, 18. September 2020. Nach aufwändigen Remakes bzw. Spielesammlungen wie Crash Bandicoot N. Sane Trilogy oder Spyro Reignited Trilogy wirkt Nintendos Umsetzung recht lieblos: Die frei verfügbaren Soundtrack-Menüs sind löblich, doch davon abgesehen gibt es nur noch ein paar einfach gestaltete Menüs, kleine Einleitungs-Filmchen sowie rudimentäre Optionen. Eine freie Knopfbelegung fehlt ebenfalls.

Schade, dass Nintendos Star-Maskottchen nicht mehr Aufwand oder Bonusmaterial gegönnt wurde. Vor allem jüngere Spieler dürften großes Interesse an einem Blick hinter die Kulissen haben. In den vergangenen Monaten gab es auf Youtube schließlich Unmengen von Verschwörungstheorien und Horror-Memes rund um Marios ersten 3D-Auftritt: Sogar ein diabolischer Wario-Kopf von der E3 soll laut einer Theorie des „Super Mario 64 Iceberg“ im Spiel herumspuken.

Der schönste Nostalgie-Trip!

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Wie komme ich da nur hinüber? In Super Mario 64 gab es als Neuerung mehrere Ziele pro Level, die sich oft sogar in einer persönlichen Reihenfolge entdecken ließen. © 4P/Screenshot

Inhaltlich gehören die enthaltenen 3D-Jump-n-Runs ohnehin zu den größten Meilensteinen der Spielegeschichte – mit viel, viel kreativem Miyamoto-Wahnsinn und cleveren Spieldesign-Tricks! Super Mario 64 (zum Rückblick für PUR-Leser) etwa revolutionierte mit seiner Bewegungsfreiheit und der flüssigen Steuerung in 3D nicht nur das Genre der Plattformer, sondern legte auch den Grundstein für beinahe sämtliche Action-Adventures danach! Im Jahr 1997 standen nicht nur Kaufhaus-Kinder mit offener Kinnlade vor den Demo-Stationen des Nintendo 64. Wie jetzt, da lässt sich die Kamera frei drehen? Warum ist alles so scharf gefiltert und nicht so pixelig und voller Treppenkanten wie auf der PlayStation? Und was ist das für ein seltsamer Analog-Knubbel auf diesem…Dreihorn-Controller? All das war für den durchschnittlichen Kaufhausbesucher damals ähnlich ungewöhnlich wie heutzutage z.B. VR-Headsets – und Super Mario 64 war die ideale Software, um ihnen die neue Technik näherzubringen!

Als erster Titel seiner Art wirkt die Steuerung heute beim Einstieg etwas träge. Bei abrupten Drehungen und kniffligen Sprungfolgen muss man erst einmal wieder Marios Bewegungsabfolgen verinnerlichen. Das gilt vor allem, wenn man noch den physikalischen Schwung und das Selbstbewusstsein des modernen Super Mario Odyssey im Muskelgedächtnis hat. Für seine Zeit waren Marios Bewegungen und Animationen aber ungewohnt griffig – und die bunte Welt wie eine gigantische Wundertüte voller bunter Fantasiewelten! Statt wie früher ans Ziel zu hüpfen und lediglich abseits des Weges ein paar Abzweigungen und Geheimräume aufzudecken, gab es diesmal pro Level viele alternative Aufgaben plus zahlreiche Geheimnisse wie fliehende Karnickel: Man boxte watschelnde Gumbas aus dem Weg, tauchte zu versunkenen Schiffen, flog mit einer Flügelmütze über Pyramiden voller Fallen und Rätselmechaniken, schlidderte von verschneiten Bergwipfeln herunter, während man ein quäkendes Pinguinbaby zur Mama trug, und noch viel, viel mehr! Noch heute dürften viele ihre schönsten Videospiel-Erinnerungen mit diesem Jump-n-Run verbinden!

Technisch nur leicht verändert

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Ein Blick aufs minimalistische Menü und einen rutschigen Bauchklatscher in Super Mario Sunshine. © 4P/Screenshot

Ein wenig schade ist allerdings die lieblose technische Umsetzung mit 720p in beiden Betriebsmodi der Switch. Neben den seitlichen schwarzen Balken des 4:3-Titels gibt es sogar oben und unten dünne Balken – das wäre sicher besser gegangen! Schade auch, dass europäische Spieler keine Wahlmöglichkeit zur langsameren damaligen PAL-Fassung bekommen. Stattdessen gibt es grundsätzlich die schnellere Spielgeschwindigkeit des japanischen bzw. US-Originals, was aber immerhin einen Vorteil gegenüber dem europäischen Original darstellt. Manche Texturen wie auf Gemälden oder Holzoberflächen wirken zudem spürbar schärfer. Da wir schon bei der Technik sind, hier einige weitere Daten der Sammlung: Sowohl Super Mario Sunshine als auch Super Mario Galaxy laufen beim Spielen am Fernseher mit einer Auflösung von 1080p, während das Bild im Handheld-Betrieb mit 720p ausgegeben wird. Bei Super Mario Sunshine haben sich die Entwickler sogar die Mühe einer nachträglichen 16:9-Anpassung gemacht, so dass die volle Bildfläche zum Einsatz kommt. Super Mario Galaxy unterstützte schon im Wii-Original das Breitbild. Beide Spiele profitieren übrigens durch eine Hochskalierung und schärfere Zwischensequenzen von der höheren Auflösung. Gründlich überarbeitete Kulissen wie bei manch anderer Sammlung gibt es aber nicht. Im Hintergrund arbeitet übrigens vermutlich eine leicht angepasste Emulation der Originale, mehr dazu in dieser News.

Den längsten Einstieg erfordert der Nachfolger Super Mario Sunshine vom Gamecube (zum Test). Die eigenwillige Steuerung mit der Wasserspritze auf Marios Rücken sorgte schon 2002 für hitzige Diskussionen unter Mario-Fans und wirkt heutzutage schon etwas direkter und schwungvoller als im Vorgänger. Nach ein, zwei Stündchen der Gewöhnung eröffnet der „Dreckweg 08/17“ sogar ganz neue Möglichkeiten: Irgendwann schwebt man virtuos zwischen elastischen Seilen, über Palmen, durchs Städtchen und an andere entlegene Orte der idyllischen Inselwelt. Zusätzlich lässt sich das Gadget als Wasserkanone benutzen. Mit ihm befreit Mario vollgeschmierte Plätze, Freunde und Tentakelmonster von der Farbe seines mysteriösen Doppelgängers. Zwischendurch hangelt man auch mal an Gittern ans Ziel, surft auf blitzschnellen Tintenfischen oder trägt Früchte zu Bewohnern.

  1. Ich überlege gerade die Collection wieder zu verkaufen. Nachdem man nun Mario Odyssey gewöhnt ist, finde ich die alten Titel nicht mehr so toll wie früher. Gerade Mario 64 ist doch mehr als angestaubt.
    Mittlerweile ist der Markt leider auch schon so überflutet das es nicht einmal mehr zur Wertangabe taugt :)
    Hier gefallen die alten nes Titel einfach mehr und man bleibt beim technisch besseren Odyssey für 3d.

  2. JetZeeT hat geschrieben: 21.09.2020 19:51
    PlayerDeluxe hat geschrieben: 17.09.2020 22:43 ... mit welchem Kniff man sie auf der Switch zum Leben erweckt hat.
    sorry, aber der erste Nintendo DS konnte auch schon Super Mario 64 abspielen. Von Kniff kann da keine Rede sein..
    Das Wort Kniff war in dem Zusammenhang wohl nicht optimal. Was ich meinte: Mir ist es letztlich egal, wie man die 3D All-Stars auf der Switch realisiert hat. Sie machen Spaß und das ist, was zählt. Natürlich war der Aufwand minimal. Habe bei Super Mario 64 inzwischen 22 Sterne geholt. Das ist für mich viel, da ich immer kleinere Sessions mache und nicht jeden Tag spiele. Es ist erstaunlich: Es übt immer noch fast dieselbe Faszination aus, wie anno dazumal. Die alte Grafik stört auch überhaupt nicht, die Kamera ist halt 'ne Ziege.

  3. auf jeden Fall erfrischend nach Cinematic Game mit seichtem Gameplay (Last of Us 2) und Ubisoft-Formel (Tsushima) mal wieder etwas mit herausforderndem Gameplay zu zocken :)

  4. PlayerDeluxe hat geschrieben: 17.09.2020 22:43 ... mit welchem Kniff man sie auf der Switch zum Leben erweckt hat.
    sorry, aber der erste Nintendo DS konnte auch schon Super Mario 64 abspielen. Von Kniff kann da keine Rede sein..

  5. Khorneblume hat geschrieben: 19.09.2020 21:22 Jo, die Kamera ist kacke. Wenn sie mitten in einem geraden Lauf nach links schwenkt und Du runterfällst... Ehrlich gesagt würde ich mir genau deswegen einen echten Remaster zu Mario 64 wünschen. Vielleicht wäre dann aber der Anspruch des Originals weg.
    Werde Mario 64 definitiv voll fertig spielen. Glaub mir fehlen noch 2 Sterne für den finalen Kampf. Die 120 mache ich unter Garantie nicht. Hab das zu N64 Zeiten geschafft und brauch mir den Quatsch nicht mehr beweisen. Will endlich Sunshin spielen... :Häschen:
    Ich denke 120 tue ich mir auch nicht (mehr) an. Mir kommt es auch mittlerweile viel schwerer vor als damals :Blauesauge: Entweder bin ich mittlerweile durch seichtere Games verweichlicht oder das Alter macht sich langsam aber sicher bemerkbar :Vaterschlumpf:

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