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Super Mario 3D All-Stars (Plattformer) – Zeitlos oder lieblos?

Kaum etwas prägte das räumliche Spieldesign so sehr wie Marios 3D-Ausflüge: Volle Bewegungsfreiheit, eine vielseitige Wasserspritze – und sogar ganze Planeten wurden mit einer Leichtigkeit umrundet, dass Jump-n-Run-Fans beinahe schwindelig wurde! Zu Marios 35. Geburtstag ehrt Nintendo die einstige Innovations-Schmiede EAD mit einer Sammlung aus Super Mario 64, Sunshine und Galaxy!

© Nintendo / Nintendo

Endlich frei!

Ein wahrer Segen war seinerzeit die frei per Stick drehbare Kamera. Statt wie auf dem N64 schrittweise aufs Knöpfchen zu drücken, fühlte man sich hier noch stärker als eigener Regisseur. Die passende Voraussetzung, um über schmale Plattformen zu balancieren, ohne dass sich die automatische Kamera wegdrehte. Die Sommerstimmung, Tauchgänge und der unbeschwerte Soundtrack machten den Erkundungstrip beinahe zu einem Urlaub – inmitten putziger Tropenbewohner mit wackelnden Nasen und übermütigen Strandvögeln, die Mario hoch in die Luft schleuderten. Zwischendurch gab es auch klassische 3D-Hüpf-Levels für Traditionalisten, die ganz ohne Wasserspritze und Schwebefunktion bestritten werden mussten. Die intensiven Wasser- und Tiefenschärfe-Effekte waren damals eine Neuerung und ein echter Hingucker. Sie sind bei der Überarbeitung besser gealtert als man vermuten würde. Der größte Vorteil an der spürbar schärferen Kulisse ist, dass man den Blick neuerdings viel entspannter in die Ferne schweifen lassen kann.

Den schönsten Eindruck beim Anspielen hinterließ aber das Ideenfeuerwerk Super Mario Galaxy von der Wii (zum Test). Endlich erhalten die wunderhübsch unwirklichen planetaren Kulissen eine Würdigung, die sich Besitzer eines HD-Fernsehers schon 2007 gewünscht haben. Obwohl es nur Feinheiten bei der Schärfe sind, wirken die Glaszylinder, polternden Lavabrocken und saftigen Wiesen jetzt noch majestätischer. Vor allem das leichte Schimmern der Himmelskörper vorm dunklen All lässt die Oberflächen und das bunte, flüssige Gewusel darauf so einladend wirken. Spielerisch ist das Konzept ohnehin eine Klasse für sich, da man hier hüpfend ganze Planeten umrundet – vom überwucherten Mond bis hin zum winzigen Asteroiden. All das mit ihrer eigenen Schwerkraft und allerlei Fallen, die es einzukalkulieren gilt. Und mit angenehm albernen Verwandlungen wie dem flatternden Bienen-Mario! Dass sich solch ein wilder Mix auch heute noch derart magisch anfühlt, dürften weltweit nur wenige Entwickler fertigbringen!

Galaktische Ideen-Explosion

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Erst auf die Glasoberfläche düsen, dann darunter durchs Labyrinth mit wechselnder Schwerkraft – Super Mario Galaxy steckt voller solcher Spieldesign-Tricks! © 4P/Screenshot

Dafür musste man allerdings Kompromisse bei der Kameraführung eingehen, zumal man nicht die gerade erst erschlossene Zielgruppe der Gelegenheitsspieler abschrecken wollte. Hier ließ sich die Sicht nur noch manchmal frei bewegen. Im Gegenzug schuf die Bewegungssteuerung frische Bewegungsmöglichkeiten. Mit dem Cursor der Wii-Fernbedienung peilte man sammelbare Sternensplitter oder frei schwebende Kletterösen an, mit denen sich Mario durch schwerelose Abschnitte zog. Oder man ließ sich von einem Freund helfen, der mit dem zweiten Controller Sternteile sammelte und Gegner betäubte – kein echter Zweispieler-Modus, aber ein nettes Extra. Das Zielen funktioniert auch mit dem Switch-Controller gut. Im Handheld-Modus lassen sich die Sternteile, Gegner und Menüpunkte sogar direkt antippen. Eine Crux an der Steuerung gab es seinerzeit allerdings: Drehattacken wurden mit dem nervigem Schütteln der Fernbedienung ausgeführt, statt präzise aufs Knöpfchen zu drücken. Warum nur, Nintendo? Endlich wurden die Schreie von Spielern mit geschundenen Handgelenken erhört! Neuerdings startet man die Attacke auf Wunsch einfach per Knopfdruck. Auch die Sternenringe lassen sich mittlerweile auf Knopfdruck auslösen. Na also! So düst Mario noch eleganter von Planet zu Planet, während seine Reise vom zauberhaften Soundtrack begleitet wird. Statt synthetischer Instrumente kam nämlich erstmals in einem Mario-Spiel ein Orchester zum Einsatz.

Nach dem chronologischen Anspielen aller drei Titel war meine interessanteste Erkenntnis übrigens, wie graduell sich die Steuerung im Laufe der Zeit verbessert hat. Von Titel zu Titel wird es immer etwas griffiger, physikalischer, besser einschätzbar – was letztendlich in der unheimlich intuitiven Handhabung von Super Mario Odyssey gipfelte (das übrigens natürlich nicht in der Sammlung enthalten ist). Diese Fortschritte klingen eigentlich logisch, doch nach meiner langen Pause hatte ich vor allem all die spielerischen Revolutionen im Gedächtnis. Für seine Zeit gesehen steuerte sich Mario für meine Empfinden immer fast perfekt. Die Collection ist also auch ein schöner Weg, nach langer Zeit diese schrittweisen Steuerungs-Verbesserung direkt nacheinander zu erleben. Wer in die Vergangenheit weiterer Hüpfspiele abtauchen will, findet hier unser PUR-exklusives Video 4Players-Talk: Meilensteine: Plattformer.

  1. Ich überlege gerade die Collection wieder zu verkaufen. Nachdem man nun Mario Odyssey gewöhnt ist, finde ich die alten Titel nicht mehr so toll wie früher. Gerade Mario 64 ist doch mehr als angestaubt.
    Mittlerweile ist der Markt leider auch schon so überflutet das es nicht einmal mehr zur Wertangabe taugt :)
    Hier gefallen die alten nes Titel einfach mehr und man bleibt beim technisch besseren Odyssey für 3d.

  2. JetZeeT hat geschrieben: 21.09.2020 19:51
    PlayerDeluxe hat geschrieben: 17.09.2020 22:43 ... mit welchem Kniff man sie auf der Switch zum Leben erweckt hat.
    sorry, aber der erste Nintendo DS konnte auch schon Super Mario 64 abspielen. Von Kniff kann da keine Rede sein..
    Das Wort Kniff war in dem Zusammenhang wohl nicht optimal. Was ich meinte: Mir ist es letztlich egal, wie man die 3D All-Stars auf der Switch realisiert hat. Sie machen Spaß und das ist, was zählt. Natürlich war der Aufwand minimal. Habe bei Super Mario 64 inzwischen 22 Sterne geholt. Das ist für mich viel, da ich immer kleinere Sessions mache und nicht jeden Tag spiele. Es ist erstaunlich: Es übt immer noch fast dieselbe Faszination aus, wie anno dazumal. Die alte Grafik stört auch überhaupt nicht, die Kamera ist halt 'ne Ziege.

  3. auf jeden Fall erfrischend nach Cinematic Game mit seichtem Gameplay (Last of Us 2) und Ubisoft-Formel (Tsushima) mal wieder etwas mit herausforderndem Gameplay zu zocken :)

  4. PlayerDeluxe hat geschrieben: 17.09.2020 22:43 ... mit welchem Kniff man sie auf der Switch zum Leben erweckt hat.
    sorry, aber der erste Nintendo DS konnte auch schon Super Mario 64 abspielen. Von Kniff kann da keine Rede sein..

  5. Khorneblume hat geschrieben: 19.09.2020 21:22 Jo, die Kamera ist kacke. Wenn sie mitten in einem geraden Lauf nach links schwenkt und Du runterfällst... Ehrlich gesagt würde ich mir genau deswegen einen echten Remaster zu Mario 64 wünschen. Vielleicht wäre dann aber der Anspruch des Originals weg.
    Werde Mario 64 definitiv voll fertig spielen. Glaub mir fehlen noch 2 Sterne für den finalen Kampf. Die 120 mache ich unter Garantie nicht. Hab das zu N64 Zeiten geschafft und brauch mir den Quatsch nicht mehr beweisen. Will endlich Sunshin spielen... :Häschen:
    Ich denke 120 tue ich mir auch nicht (mehr) an. Mir kommt es auch mittlerweile viel schwerer vor als damals :Blauesauge: Entweder bin ich mittlerweile durch seichtere Games verweichlicht oder das Alter macht sich langsam aber sicher bemerkbar :Vaterschlumpf:

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