Die Schwierigkeit liegt darin, rechtzeitig richtige Lösungsvorschläge zu unterbreiten oder entsprechende Servicedienste anzubieten. Vor allem Letztere stehen ja nicht allen Kunden zur Verfügung und die verantwortliche Chefin meldet sich umgehend, wenn man einen Fehler macht. Geduld haben die Kunden außerdem nicht, was sie die meisten denn auch recht schnell durch entsprechende Bemerkungen kundtun. Spätestens dann, wenn man zwei Tickets gleichzeitig bearbeitet und als Tech-2-Support vielleicht das Gesprächsprotokoll des einen Kunden mit seinem vorherigen Tech-1-Mitarbeiter studiert, während Kunde 2 darauf wartet, dass man sein verschwundenes Telefon lokalisiert und ihm die Daten anschließend per E-Mail schickt… hatte man im anderen Chat eigentlich schon das Garantie-Paket überprüft und nach dem Auslöser
des Problems gefragt?
Tatsächlich setzt einen die Chefin nämlich recht schnell auf die Straße, wenn man sich zu viele Schnitzer leistet. Dann beginnt man den aktuellen Tag zwar einfach von vorn, doch sind erst mal fünf aktive Fenster offen, kommt man gehörig ins Schwitzen. Immerhin gibt es mehr als weitere Kleinigkeiten, die während der Arbeitszeit anfallen oder ganz allgemein beachtet werden müssen; E-Mails von der Polizei z.B. sowie Bewertungen der Tech-1-Mitarbeiter – oder lässt man bei denen Gnade walten, weil auch an deren Arbeitsplätzen Familienschicksale hängen?
Und plötzlich habe ich belanglose Small-Talk-Optionen angeklickt, um eine Kundin einfach hinzuhalten. Ich habe netten Menschen geschrieben: „Sorry, aber für den Schaden müssen sie selbst aufkommen, tschüss!“ Natürlich habe ich das hier als spaßiges Entertainment wahrgenommen, aber trotzdem kam da irgendwann Verständnis dafür auf, wie stark man als Service-Mitarbeiter unter Strom stehen kann. Mal ganz abgesehen davon, dass der Plot um Indigo und die Machenschaften der eigenen Firma einen erfreulich spannenden roten Faden spinnen, wobei die vielen
Entscheidungsmöglichkeiten zu sehr verschiedenen Enden führen.
Bug oder Feature?
Nun ist Tech Support trotzdem nur ein Anklick-Adventure, das von einer tiefgehenden Simulation weit entfernt ist. Über das ich mich hin und immer wieder sogar geärgert habe. Es gibt nämlich einige Situationen, in denen die zur Verfügung stehenden Optionen keinen Sinn ergeben. So ist es bedauerlich, dass man von Handys heruntergeladene Dateien nicht zu einem beliebigen Zeitpunkt an gespeicherte E-Mail-Adressen verschicken kann. Das geht nur am Tag, an dem man sie erhält und ist immer auch an einen einzigen vom Spiel vorgegebenen Zweck gebunden. Gesprächsprotokolle stehen ebenfalls nur am jeweiligen Tag zur Verfügung, weshalb ich meinem Kontakt bei der Polizei nicht am nächsten Morgen noch das Protokoll eines bestimmten Chats mit Indigo zusenden durfte – diese Möglichkeit hatte ich in diesem Durchlauf dann für immer verpasst.
Ich vermute außerdem, dass ich aufgrund eines Programmfehlers kein Geld an meinen (vermeintlichen) Bruder überweisen konnte. Und warum darf man heruntergeladene Dateien nie selbst einsehen? Über eine Dateiverwaltung verfügt das fiktive Betriebssystem nämlich leider nicht. Dabei hätte ich gerade Bilder und Schriftstücke gerne angesehen, wenn man denn schon mit ihnen hantieren darf. Nicht zuletzt erlebt man eine nicht gerade umfangreiche Geschichte, die nach einigen Stunden schon vorüber ist.
Ich kann warme Luft zum stinken bringen!
Toll, ne?