Fazit
Tell me Why erzählt in drei Episoden die Reise der Zwillinge Tyler und Allison, die gemeinsam versuchen, sich an einen traumatischen Vorfall in ihrer Kindheit zu erinnern und die zahlreichen Geheimnisse ihrer verstorbenen Mutter aufzudecken. Langsam setzt sich das Puzzle rund um die Geheimnisse von Mutter Mary-Ann zusammen, so dass man durchaus neugierig bleibt. Außerdem hat DONTNOD mit Tyler einen der wenigen glaubhaften Trans-Protagonisten geschaffen. Schade ist allerdings, dass man Alyson und Tyler nur sehr oberflächlich kennenlernt und so keine wirkliche emotionale Bindung bei mir aufkommen wollte. Die Detektivarbeit rund um Mary-Anne steht so sehr im Fokus, dass das Schicksal der Protagonisten eher nebenbei erzählt wird. Die Kulisse ist zwar sehr stimmungsvoll, aber leider stören die steife Mimik und die teils träge Steuerung. Schließlich gab es auch spielerisch zu wenig Anreize und die Konsequenzen der Entscheidungen werden nicht wirklich spürbar. Trotzdem hat mich die tragische Reise der beiden noch solide unterhalten.
Wertung
Spannende Aufarbeitung der Kindheit, die leider durch spielerische Langeweile und oberflächliche emotionale Bindung an die Charaktere enttäuscht.
Spannende Aufarbeitung der Kindheit, die leider durch spielerische Langeweile und oberflächliche emotionale Bindung an die Charaktere enttäuscht.
Echtgeldtransaktionen
"Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?"
Gar nicht.
Es gibt keine Käufe.
Kann den Test nicht nachvollziehen. Weder fand ich die Steuerung schwammig noch die Technik schlecht - im Gegenteil, im Vergleich zu den Spielen vorher hat der Entwickler hier deutlich zugelegt. Tell Me Why hat in der Tat keine schwarz und weiß-Entscheidungen, dafür sehr viele kleine, die auch zeigen wollen: Im Leben sind viele Dinge kompliziert, man kann versuchen Gründe herauszufinden (wie die Zwillinge über den Tod Ihrer Mutter), aber am Ende muss man sich dann auch selbst ein Urteil bilden und abschließen lernen. Insofern finde ich Tell Me Why realistischer als vergangene ähnliche Spiele, es ist subtiler. Es gibt auch durchaus verschiedene Enden, die für die einzelnen Charaktere (nicht nur die Zwillinge) sehr unterschiedliche Auswirkungen haben. Man könnte kritisieren, dass nur wenige Entscheidungen hier wirklich etwas verändern, okay.
Überhaupt nicht gut finde ich, wenn im Test Spoiler tief aus Episode 3 vorkommen. Das sollten Spieler wirklich selbst erleben.
Für mich eine 8/10, auch wenn das erste Life is Strange unübertroffen bleibt.
Also ich bin nun durch und im Prinzip kann man an dem Titel die gleichen Dinge kritisieren, wie auch schon an LiS 2 - nur das sie hier vielleicht andere Gründe haben. Die teils weder logisch noch emotional nachvollziehbaren "Wendungen" - oft innerhalb eines einzelnen Gesprächs - um irgendwie eine Dramatik zu erzeugen, die dann aber einfach gekünstelt wirkt, die fehlende Zeit, die man der Entwicklung der Nicht-Spieler-Charaktere nicht wirklich einräumt (wenn das auch hier eher der geringen Episoden-Anzahl geschuldet sein dürfte, während es bei LiS 2 wohl eher Absicht war um das Flucht-/Roadtrip-Feeling zu stärken), die vielen Versuche, etwas als "eine große Sache" zu verkaufen, nur um sie dann in einer Nichtigkeit aufzulösen (red herring) oder Dinge, die eigentlich längst klar und offensichtlich sind, so oft zu wiederholen oder konkretisieren, bis sie auch jemand verstanden hat, der beim Spielen mehrfach eingeschlafen ist.
Schlechter als bei LiS 2 fand ich, dass die Entscheidungen quasi allesamt nicht wirklich "wichtig" wirkten - und LiS 2 war da schon merklich schlechter als sein Vorgänger - es gab quasi in allen drei Episoden keinen einzigen Moment, wo ich kurz innehalten musste und drüber nachdenken musste, was ich da jetzt wähle. Das Resultat war meist sehr gut vorhersehbar und die zu erwartende Änderung zu der jeweils anderen Antwort schlicht nicht wirklich groß (auch wenn ich das nur an wenigen Stellen getestet habe), die "emotionale Involvierung" fehlte oft einfach.
Besser war, dass man sich beim Cast wieder auf eine überschaubare und dauerhaft präsente Gruppe an Charakteren beschränkt hat - und wie gesagt, mit etwas mehr Zeit hätten die alle durchaus gut werden können.
Rätsel und Co waren "genretypisch" nicht der Rede wert (und die, die wenigstens etwas anspruchsvoller waren, waren optional), Grafik, Sound und Technik waren eben "typisch LIS" und die Sprecher waren super (naja, bis auf Michael... der klang für meine Wahrnehmung eigentlich durchgehend stoned...
Für mich kein Spiel, einfach ein interaktiver Film. Zum abschalten am Abend aber ganz ok, ich mochte aber auch die anderen Spiel-Filme von DontNod.
Denn einige Transgender-SpielerInnen sind es mittlerweile auch leid bzw. darin übersättigt, dass wenn solche Thematiken in Unterhaltungsmedien auftauchten, sie fast immer als Steilvorlage für Misery Porn (bestehend aus Diskriminierung, psychischen Problemen, etc. pp.) herhalten durften:
In der Hinsicht könnte...