Sprinten, Springen und wieder sterben
Wie bereits eingangs erwähnt: Nicht nur Kämpfe stellen sich dem von mir im besten Fall mit Controller gesteuerten Prinzen in den Weg. Franchise-typisch gibt es auch einige Jump’n’Run-Passagen, bei denen ich von Stange zu Stange schwinge, an Wänden entlang laufe oder von Wand zu Wand springe.
Das sieht schon im Early Access geschmeidig aus, spielt sich aber noch etwas fummelig und nicht immer präzise. So passiert es schon mal, dass der junge Thronfolger nicht die Kletterstange greift oder ein Sprung daneben geht, da man manche Abstände nicht ganz genau abschätzen kann. Hier darf gerne noch einmal dran geschraubt werden, denn grundsätzlich sind die Abschnitte an und für sich ziemlich cool und abwechslungsreich.
Ganz so umfangreich wie in Prince of Persia: The Lost Crown ist The Rogue in dieser Hinsicht allerdings nicht. Der Fokus liegt schon sehr auf dem Kämpfen, während die Akrobatik nur eine Ergänzung ist.
Das Lite im Rogue
The Rogue: Prince of Persia versteht sich, das sei einmal besonders betont, als Roguelite und nicht als Roguelike. Sprich: Ich kann den einen oder anderen Vorteil in einem Versuch mitnehmen, anstatt stets bei null anfangen zu müssen. Im Detail bedeutet das, dass ich zum Beispiel zusätzliche Waffen freischalte, wenn ich vorher die Blaupause erlangt habe.
Außerdem kann ich die Macht der unterwegs gefundenen Medaillons verstärken. Von den güldenen Anhängern darf ich zu Beginn vier verschiedene anlegen und kann dann zum Beispiel bei Bodenstampfern Gegner in der Nähe verlangsamen. Oder ich stelle Energie her, wenn ich getroffen werde. Ein Stück weit kennt man diese Mechanik ebenfalls schon aus Dead Cells, weshalb eigentlich fast nur noch die bekannten Schriftrollen fehlen.
All diese Verbesserungen sind bislang vor allem netter Natur, aber noch nicht so richtig motivierend. Das liegt mitunter daran, dass der Inhalt derzeit arg begrenzt ist. Hat man einmal den finalen Boss der EA-Phase besiegt, gibt es kaum Anreize, weitere Versuche zu wagen. Schließlich ist die Waffen- und Levelvielfalt noch limitiert und bietet kaum Abwechslung. Und im Gegensatz zu Hades 2 ist die Story eher ein Nebenaspekt, der zudem ganz ohne Vertonung auskommt.
Persien mit frankobelgischer Faszination
Ob man Roguelites mag oder nicht, ich glaube, das größte Problem von The Rogue Prince of Persia ist der grafische Stil. Die Entwickler*innen haben sich von der frankobelgischen Comicszene rund um Asterix, Tim und Struppi, Marsupilami oder Johann und Pfiffikus inspirieren lassen. Das ist auf den ersten Blick arg gewöhnungsbedürftig. Der handgezeichnete Stil, welcher auch ein Stück weit an Sable erinnert, hat zwar definitiv seinen Charme, dürfte aber längst nicht jedem Augenpaar schmeicheln.
Immerhin: Dank des simplen Looks benötigt The Rogue Prince of Persia keinen High-End-PC. Selbst auf Rechnern mit etwas in die Jahre gekommener Hardware ist der Titel schon im Early Access weitgehend problemlos spielbar. Leider aber nicht auf dem Steam Deck. Während ich bei Hades 2 aufgrund der Technik ins Schwärmen gekommen bin, sorgt The Rogue Prince of Persia für ein langes Gesicht. Grundsätzlich ist es zwar bereits spielbar, aber ständige FPS-Einbrüche auf bis zu unter 20 Bilder pro Sekunde sind arg störend und zerstören den ansonsten tollen Flow.
Nur Lob bekommt der Soundtrack: Wahnsinn! Zusammen mit dem aus dem Iran stammenden, aber mittlerweile in den USA lebenden Produzenten ASADI hat Evil Twin ein echtes Kunstwerk abgeliefert. Die Songs haben einen orientalischen Touch, klingen modern und wechseln hervorragend zwischen ruhigen und treibenden Momenten. Beim Musikdienst meines Vertrauens ist das Album direkt in Dauerschleife gelandet, allen voran Ravine’s Sovereignty und Whispering Waters.