The A500 Mini (Hardware) – Eine alte Freundin für Retro-Liebhaber

Spiel an, Spiel aus

Die enthaltenen Software-Titel werden per Karussell-Auswahl samt kurzem Erklärungstext dargestellt. Ein Klick auf die Kachel genügt, schon wird das Spiel gestartet. Das geht natürlich deutlich flotter und ohne die surrend, klackernden Laufwerks-Geräusche der späten 80er Jahre. Allerdings fehlt bei einigen Titeln die Intro-Sequenz von damals – beim Start von Super Cars 2 lesen zu müssen, dass Lotus Esprit Turbo Challenge bald erhältlich sein wird, ist zynisch. Denn eben dieser Titel, eines der besten Rennspiele seiner Zeit, fehlt im Angebot.

Der Look der Titel von Bitmap Brothers war und ist unnachahmlich. Ein Nachfolger von Speed Ball 2: Brutal Deluxe mit aktueller Optik wäre wünschenswert. © 4P/Screenshot

Überhaupt sind in der enthaltenen Auswahl nur sehr wenige Highlights auszumachen. Wenigstens haben es mit Cadaver, Speed Ball 2 Brutal Deluxe und Chaos Engine drei Spiele des damals legendären Entwickler-Studios Bitmap Brothers auf den A500 Mini geschafft. Doch für fast alle weiteren Games, gibt es eben ein deutlich denkwürdigeres Pendant, dass auf dem Retro-Nachbau mit Abwesenheit glänzt. Wo sind Xenon 2 Megablast, Wings, Indianapolis 500, Indiana Jones and the Fate of Atlantis, Loom, R-Type, Apydia, Turrican, Robocop, FA-18 Interceptor, It Came from The Desert, Lotus Esprit Turbo Challenge, Defender of the Crown, Dungeon Master und viele weitere namhafte Titel? Die Macher des A500 Mini stellen allerdings von Zeit zu Zeit neue Titel zum Download bereit. Diese werden dann mit einem etwas umständlich zu konfigurierenden USB-Stick von der entsprechenden Webseite gezogen und können auf dem A500 Mini abgespielt werden. Der knallharte Plattformer GODS, der jetzt schon zum Download zur Verfügung steht, ist schon einmal ein guter Anfang. Wie der USB-Stick einzurichten ist, wird in der Anleitung glücklicherweise ausführlich erklärt.

Stunt Car Racer war, ist und bleibt ein hässliches Entlein. Im Zeitalter jenseits der 60 Frames ist das Geruckel heute kaum zu ertragen. © 4P/Screenshot

• Alien Breed 3D
• Alien Breed: Special Edition 92
• Another World – Arcade Pool
• ATR: All Terrain Racing
• Battle Chess
• Cadaver
• California Games
• Dragon’s Breath
• F-16 Combat Pilot
• Kick Off 2
• Paradroid 90
• Pinball Dreams

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  Alien Breed ist in der 2D-Variante das eindeutig bessere Spiel als der ebenfalls enthaltene 3D-Ableger © 4P/Screenshot
  Project-X: Special Edition 93
• Qwak
• Simon the Sorcerer
• Speedball 2: Brutal Deluxe
• Stunt Car Racer
• Super Cars II
• The Chaos Engine
• The Lost Patrol
• The Sentinel
• Titus the Fox
• Worms: The Director’s Cut
• Zool: Ninja Of The ”Nth” Dimension

Das Gamepad als Hinkefuß

Die Darstellungsoptionen des A500 Mini im Überblick. CRT-Scanlines sind für das komplette Retro-Feeling empfehlenswert. © 4P/Screenshot

So klickt man sich schon nach wenigen Minuten eher gelangweilt durch die Auswahl, startet ein Spiel, wundert sich über die für heutige Verhältnisse extrem maue Optik und den markerschütternden MIDI-Sound, und wechselt zum nächsten – welches wenige Minuten später von einem ähnlichen Schicksal ereilt wird. Erschwerend kommt hinzu, dass im Lieferumfang des A500 Mini nur ein Controller enthalten ist. Die in einigen Spielen verfügbare Zwei-Spieler-Option kommt so natürlich nicht zum Tragen, das Leid ließe sich geteilt mit einem Sofa-Kumpel oft besser aushalten. Der Spielspaß wird von dem klapprigen Gamepad allerdings schon im Vornherein nicht gefördert: Ein schwammiges Steuerkreuz und billig wirkende Tasten machen keinen Stich gegen aktuelle Spiele-Controller. So sind dann viele Games nicht nur schlecht gealtert, sondern lassen sich zu allem Überfluss auch noch schlecht steuern. Besonders die Titel, die eine hohe Genauigkeit verlangen, wie zum Beispiel Speed Ball 2 oder Kick Off 2, sind praktisch nicht ernsthaft spielbar. Spiele, die mit der Maus gesteuert werden, haben dieses Problem natürlich nicht, auch eine virtuelle Tastatur lässt sich auf Wunsch zur Eingabe aufrufen, komfortabel oder intuitiv ist das aber ebenfalls nicht. Wahlweise lässt sich eine USB-Tastatur anschließen, wenn USB-Stick, Gamepad und Maus dazukommen, wird es anschlusstechnisch allerdings eng.

Das Zeitalter der Emulatoren

Im Größenvergleich mit einem 82-Zoll-TV wird sichtbar, wie winzig der Nachbau des Amiga 500 in Wirklichkeit ist. Ein so stattliches Format für die Amiga-Titel wäre eine feine Sache, allerdings sind die Kabel für den gebotenen Sitzabstand dann zu kurz. © 4P/Screenshot

Sucht man im Internet nach Spielen für eine Amiga-Emulation auf PC oder einer anderen Hardware, werden zahllose Ergebnisse ausgegeben. Rechtlich ist das Herunterladen und Abspielen eigentlich nur erlaubt, wenn der User über die Original-Spiele verfügt. Dennoch sind Auswahl und Möglichkeiten auf diesem dezent grau gefärbten Weg deutlich größer und günstiger als die Anschaffung eines A500 Mini – und ein Gampad der Wahl kann dann ebenfalls genutzt werden. Allerdings sind Kult- und Putzigkeits-Faktor der nachgebauten Hardware nicht zu unterschätzen. Sich den kleinen Amiga anzusehen und an die früheren Zeiten der eigenen Spiele-Historie zu denken, versprüht die gleiche Faszination wie bei NES Mini und SNES Mini. Retro-Liebhaber haben also eigentlich gar keine andere Wahl, als sich den Mini-Amiga zu holen, damit die Sammlung komplett ist. Wer hingegen mit der Hardware bis heute keinerlei Berührungspunkte hatte, den wird auch dieser Retro-Nachbau nicht hinter dem Ofen hervorlocken.