Auf in die die Unterwelt
Nachdem die Uni-Mitarbeiterin Lina die Brüder Bwana und Kito auf die Spur einer Verschwörung um einen großen Investor gebracht hat, machte sich das Trio mit seinem schrottreifen Flugzeug auf die Suche nach dem legendären „Underland“. Nach dem unvermeidlichen Absturz landeten sie prompt im Netz eines Fischerbootes – und später im Gefängnis der heruntergekommenen Hafenstadt Port Artue. Hier florierte einst der Handel mit Produkten aus dem Aalfang, doch ein defekter Leuchtturm sowie eine korrupte Elite haben das Leben erlahmen lassen. Um aus dem Gefängnis auszubrechen, den Leuchtturm wieder in Gang zu bringen und Lina zu suchen, bedient sich Hauptfigur Bwana klassischer Rätsel-Mechaniken. Hier funktioniert alles noch wie in uralten Adventures: Es gibt weder Tagebuch noch eine Hilfsfunktion oder andere moderne Erleichterungen.
Weil auch keine Hotspot-Anzeige eingebaut wurde, muss ich die Bilder gewissenhaft mit der Maus absuchen. Da Kulissen wie Gassen, der Leuchtturm und heruntergekommene Kneipen ziemlich schlicht gezeichnet wurden und wichtige Objekte einen großen klickbaren Bereich haben, wird die Suche aber nicht lästig. Ein Nachteil an den schlichten Kulissen ist natürlich, dass sie bei weitem nicht so hübsch aussehen wie z.B. das detailverliebte The Whispered World oder der Großteil der Genre-Konkurrenz.
Durch nichts aus der Ruhe zu bringen
Ein echtes Highlight ist wiederum Bwanas unerschütterlicher Sinn für Situationskomik. Jeder noch so banale Dialog wird vom unbekümmerten Lebenskünstler mit einem lockeren Spruch garniert. Mal geht es nur darum, dass es sich nicht gehört, den freundlichen Bartender mit der gefundenen Hacke in Stücke zu kloppen; anderswo ärgert er seinen gutmütigen Bruder einfach so lange mit Tritten gegen die Gefängnispritsche, bis sie schließlich in sich zusammenkracht und eine nützliche Kugel freigibt. Bwanas lockerer jamaikanischer Slang und die Jazz-Begleitung erzeugen eine ähnlich entspannte Stimmung wie ein Partyfilm im Stil von Cheech und Chong. Auch andere Figuren sind den Entwicklern prima gelungen, z.B. der freundliche Leuchtturmwächter Morten oder der übertrieben pathetisch schwadronierende Kapitän des festsitzenden Aalkutters.
Trotz der relaxten Atmosphäre hätten die Entwickler ihren Kunden aber mehr Knobelanspruch zutrauen können: Der Großteil der klassischen Inventar-Rätsel lässt sich durch bloßes Abklappern des überschaubaren Areals und ein wenig Hartnäckigkeit lösen. Auf der Straße kappe ich z.B. mit einem Bolzenschneider die Kabel vor einem Edel-Club. Danach melde ich mich mit Hilfe der Telefonzelle als Monteur an und lasse mir vom mürrischen Türsteher eine Leuchte aushändigen, welche mir bei der Reparatur des Leuchtturms weiterhilft. Oder ich kloppe einige Zeitungen in die Tonne auf der Straße und zünde sie an, damit die zwei herumlungernde Figuren die behagliche Wärme genießen können und mir zum Dank ein anderes Outfit schenken. Die Aktion erweitert den Bewegungsradius enorm: In den Sträflingsklamotten traut Bwana sich schließlich nur an wenige Orte.
Vernebelte Legenden
Interessant sind die Legenden der Hafenstadt rund um den alles bedeckenden Nebel und gefährliche Riesenaale. Als ich ein bebildertes Buch über die Welt und ihre Eigenheiten fand, habe ich es sofort von Anfang bis zum Ende verschlungen. Statt auf Wasser fahren die Kutter der Aalfänger offenbar auf der Spitze eines Sees aus dichtem Nebel, wozu gigantische Rumpf-Verlängerungen nötig sind. Es traut sich allerdings kaum jemand, nach den technischen Details dahinter zu fragen. Allgemein herrscht in der vom korrupten Polizeichef Barlow organisierten Stadt ein etwas angespanntes Klima – trotzdem lässt sich der Großteil der Passanten davon ähnlich wenig aus der Ruhe bringen wie Bwana. Die iOS-Version gleicht der PC-Fassung größtenteils. Damit man nicht wild herumtippen muss, werden hier allerdings Hotspots angezeigt, sobald man den Finger etwas länger auf den Bildschirm legt. Das Inventar wird per Tippser auf ein Icon aufgerufen – danach zieht man Gegenstände seitlich über die Kulisse.