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This Is the Police (Adventure) – Zwischen den Fronten der Macht

Wie arbeitet eigentlich ein Polizeichef, der mit 60 Jahren kurz vor der Pension steht? Wie geht er mit politischer Korruption oder der Mafia um? Diese Frage hat das Independent-Studio aus Weißrussland schon im Sommer 2016 auf dem PC beantwortet. Jetzt gibt es das Spiel zum Preis für 19,99 Euro digital sowie als Box auch für PS4 und Xbox One.

© Weappy Studio / EuroVideo Medien / THQ Nordic

Der eigene Abschied als Schlagzeile

Alles beginnt an einem 15. Juli mit ein paar Zeitungen auf dem Tisch. In der amerikanischen Stadt Freeport fragt man sich, ob der Bürgermeister ein Sexpsycho ist und der Polizeichef Jack Boyd tatsächlich zurücktritt – jener Mr. Boyd, den man selber spielt. Man schnappt hier lediglich die Schlagzeilen auf, bevor es zur Arbeit geht. Das beginnt jeden Tag mit derselben Animation: Man schmeißt seine alte Karre an, die natürlich nicht sofort anspringt, sondern vor sich hin röchelt, bevor der Motor endlich läuft – eine passende Metapher für den Protagonisten, der übrigens angenehm charismatisch von Jon St. John gesprochen wird, den manche sicher noch aus Duke Nukem kennen. Auch wenn die Wiederholung des ewig Gleichen hier System hat, weil es den Alltag beschreibt: nach gefühlten hundert Malen und spätestens beim zweiten Durchlauf nervt diese Autosequenz gewaltig.

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This Is the Police ist bereits im Sommer 2016 digital für PC erschienen. In der Rolle des Polizeichefs Jack Boyd kann man seine letzten 180 Tage prägen. © 4P/Screenshot

Trotzdem versprüht das Drehbuch einen eigenwilligen Charme. Wer Fernsehserien wie Polizeirevier Hill Street aus den 80er Jahren kennt oder etwas modernere wie Blue Bloods mit Tom Selleck schaut, wird vielleicht einige Parallelen entdecken. Auch hier spielt man einen alternden Polizeichef, der sich in städtischer Machtpolitik aufreibt – zur Entspannung gibt es lediglich mal einen Blues. Oder einen Blick auf das Rentenkonto, das man mit illegalen Geschäften füllen könnte, bis man das finale, aber utopisch klingende Ziel von 500.000 Dollar erreicht. Aber warum soll ich mich dafür anstrengen, wo Jack doch keine Familie, keine Beziehung, keine Enkel hat? Wie korrupt muss er dafür bloß spielen? Dabei treffen die weißrussischen Entwickler sehr gut den zynischen Ton der Schachfiguren in einem machtpolitischen Alltag, in dem das Verbrechen nicht nur auf der Straße, sondern vor allem in den Büros stattindet.

Wie führt man seine letzten 180 Tage?


Schön ist, dass man schon in der ersten Pressekonferenz das rhetorische Ruder in die Hand nehmen kann: Die gesichtslosen Journalisten wollen wissen, ob der gestern

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Was sagt man bei der Pressekonferenz, in der es um den eigenen Abschied geht? Bisher ist das Spiel nur auf Englisch verfügbar; deutsche Untertitel sind zum Release angekündigt. © 4P/Screenshot

vom Bürgermeister verkündete eigene Rücktritt mit ihm besprochen war oder ob man überrascht wurde. Vier Antworten stehen im komplett englischen Spiel zur Auswahl: 1) Überraschung. 2) Der Bürgermeister hat es mit mir abgesprochen. 3) Ich haben diesen Scheiß vom Bürgermeister erwartet. 4) Was macht das für einen Unterschied?

Dieses Beispiel deutet an, wie scheinbar frei man mit der Situation als scheidender Polizeichef umgehen kann – scheinbar deshalb, weil das Ziel nicht der Friedensnobelpreis, sondern eine halbe Million ist. Man kann sich dennoch ahnunglos, loyal, angepisst oder gleichgültig geben. Entscheidet man sich für die Trotzreaktion, lautet die Antwort z.B.: „Bürgermeister Rogers ist ein unehrenhafter korrupter Politiker, der mich loswerden wollte.“ Daraufhin gibt es ein Blitzgewitter, bevor es weitere Fragen zum Nachfolger sowie der Mafia gibt, in denen man sich ähnlich schwammig oder direkt positionieren kann. Diese Adventure-Elemente machen sehr neugierig, aber die Konsequenzen lassen manchmal zu wünschen übrig und mit der Zeit verfliegt der Reiz der Entscheidungen.

Schon im ersten Gespräch mit dem Bürgermeister vermisst man eine Reaktion, wenn man ihn hart attackiert hat – egal was man den Journalisten erzählt, verlangt er immer nur, dass man bitte die letzten 180 Tage als Polizeichef die Füße still halten und all seine Sonderwünsche erfüllen soll. Es ist nicht so, dass alles Illusion wäre, im Gegenteil: Später gibt es sehr klare Konsequenzen, wenn es etwa darum geht, dem alten Kumpel zu helfen, der das alles schon hinter sich hat, aber von der Mafia verfolgt wird. Neben diesen erzählerischen Situationen, die wie Comic-Strips inszeniert werden und immer wieder neugierig machen, steht das taktische Personal-Management im Vordergrund: Zwei Schichten von Cops und Detectives gilt es abwechslend vor spartanischer Kulisse zu koordinieren, während die Uhr tickt. Und genau hier beginnen die spielmechanischen Defizite.


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