Dass das Verständnis für Videospielunterhaltung im Land der aufgehenden Sonne mitunter etwas „anders“ ist, ist nicht ungewöhnlich. Und gelegentlich kommt es vor, dass auch im Westen der Funke überspringt. Nippon Ichis Disgaea-Serie z.B. hat sich nicht nur eine Fangemeinde außerhalb Japans gesichert, sondern auch Rollenspiel-Strategie maßgeblich beeinflusst. Auch die Musou-Spiele von Tecmo Koei finden hierzulande treue Anhänger. Die so genannten „Visual Novels“ sind ebenfalls aus Japan herüber geschwappt. Und abseits von Dating-Sims schafft es sogar der eine oder andere Titel, der teils oder insbesondere auf anzügliche bzw. doppeldeutige Inhalte ausgelegt ist wie z.B. Dead or Alive Xtreme 3, Criminal Girls, Gal Gun: Double Peace odser Senran Kagura: Estival Versus irgendwie auf die europäischen Konsolen.
Doch je exotischer Thema oder Mechanik sind, desto schwieriger ist es für den jeweiligen Titel, Aufmerksamkeit zu generieren. Touhou Genso Rondo Bullet Ballet hat meine Neugier durch eine interessante Prämisse geweckt: Hier werden klassischer Prügler und Bullet-Hell-Action à la Akai Katana oder DoDonPachi miteinander verbunden. Wie kann man sich das vorstellen? Im Prinzip sehr einfach und überschaubar: Zwei Figuren stehen sich aus der Vogelperspektive eingefangen auf einem Bildschirm gegenüber und schmeißen mit Kugelhageln um sich. Alle elf Figuren verfügen über einen Ausweichsprint, Smartbomben, eine pixelgenaue Ausweichoption und diverse Angriffsoptionen, die von Einzelschüssen, Nahkampfkombos und Fächerbeschuss bis hin zu einem Spezialangriff mit Perspektivenwechsel reichen. Und so versucht man, sich smart zu bewegen, da knappes Ausweichen die „Charge“-Leiste auflädt, die für Sonderangriffe nötig ist, während man gleichzeitig bestrebt ist, mit seinen unterschiedlichen Attacken die Lebensleiste des Gegenübers zur Neige zu bringen.
Prügel-Mix
Beat-em-ups scheinen das bevorzugte Mash-up-Ziel japanischer Entwickler zu sein. Denn lange bevor Nippon Ichi auf die Idee kam, Prügeln und Shmup zu verbinden, haben auch schon z.B. Capcom oder Square Enix versucht, die Handkanten-Auseinandersetzungen mit anderen Spielelementen aufzufrischen. Doch sowohl die Tobal-Serie auf der PSone, von der Teil 2 leider hierzulande nicht mehr erschien und die Kloppereien mit Dungeon-Erforschung kombinierte, als auch das Match-3-Prinzip von Super Puzzle Fighter 2 Turbo haben das Match-3-Prinzip von Super Puzzle Fighter 2 Turbo haben dem Patronen-Ballett von Touhou Genso Rondo etwas voraus: Sie sind nicht nur kurzfristig unterhaltsam. Dabei ist das Konzept hier durchaus interessant, während das Fundament grundsolide ist: Die Steuerung ist ebenso genau wie die Kollisionsabfrage. Und die Angriffsmuster des knappen Dutzends Spielfiguren können durchaus fordernd sein, wenn sie eine optimale Hand-Auge-Koordination abfragen. Doch nach dem Fundament scheint die Ideenkiste leer gewesen zu sein. Das Charakterdesign der weiblichen Baller-Heldinnen ist stereotyp. Die Geschichten hinter den Auseinandersetzungen sind nicht nur inhaltlich, sondern auch hinsichtlich der Inszenierung schwach – es gibt nicht einen Fetzen Sprachausgabe.
Und so kurzzeitig unterhaltsam des „Shmuppen“ oder „Bullet-Hellen“ auch ist, das natürlich auch on- und offline gegeneinander gespielt werden kann, so schnell verfliegt die sich ohnehin im Zaum haltende Erstfaszination. Denn nicht nur an Heldinnen wurde gespart. Auch die Modusauswahl ist überschaubar. Neben Story und Arcade (im Prinzip Story ohne die Textschnippsel) wartet auf Solisten noch ein „Boss Rush“, in dem man die Spezialattacken der gesamten Mannschaft aneinandergereiht serviert bekommt. Zudem werden Balancing-Probleme offenbart, wenn man mit einer Figur den Arcade-Modus beinahe im Schlaf bewältigen kann, mit einer anderen aber bereits an der zweiten Gegnerin wiederholt scheitert. Da hilft auch das Tutorial nicht, das einen per Text und ohne jegliche Eingriffsmöglichkeit durch die Basisfunktionen zu lotsen versucht, bevor man angesichts der trocken vor sich hin dudelnden Öd-Musik eingeschlafen ist. Denn auch die Kulisse schafft es nicht, einen mit atemberaubenden Explosionen längerfristig an den Bildschirm zu binden – wie auch, wenn alles zwar sauber läuft, aber irgendwie den Eindruck hinterlässt, als ob das Spiel vor zehn Jahren oder noch früher hätte erscheinen sollen.
Sollte Lolk nicht auf Steam erscheinen? Bisher ist da wohl nichts draus geworden. Schade, und auch ein bisschen unverständlich in der heutigen Zeit.
Vielleicht sollten sie mal die Orignalen Zun-Spiele lokalisieren und hier verkaufen statt die Fangames hier zu verramschen. Interessenten gibt es auch im Westen genug.
Bisher hat es wohl nur Double Dealing Character unlokalisiert in den Westen geschafft per Playism. Wobei man sich für die PS4 auch auf Urband Legend in Limbo freuen darf. Wer sich allerdings mit Touhou näher auseinandersetzen will kommt aktuell nicht um den PC als Spieleplattform herum.
Zum Test bzw. Spiel kann ich allerdings nicht viel sagen. Touhou Genso Rondo is aber auch an anderen Stellen nicht gut angekommen, weswegen ich das hier mal als gepublished'tes fangame für Vollpreis abtue.
Nebenbei: Nicht Touhou-Fans testen zu lassen is das Beste was man machen kann.
Was erwartest du? Der Tester hat den Test nach noch nie von der Tohou-Reihe vorher gehört.