Wie funktioniert Toy Soldiers Cold War (TSCW)? Hier ein Zitat aus meinem Fazit zum Vorgänger: „Die Idee, bei den Angriffen der Plastiksoldaten eine aktive Rolle in jeder Verteidigungsplattform übernehmen zu können, ist ebenso einfach wie genial und ich frage mich, wie [Tower Defense]-Varianten bislang ohne diese Mechanik unterhalten konnten…“ Sprich: Man baut hier nicht nur die Verteidigungstürme, sondern kann sie auch besetzen, um die unaufhörlich auf die eigene Spielzeugtruhe zumarschierende Armee selbst zu beschießen. „Das ist blaues Licht“ gehört zwar nicht zum Repertoire des Commando-Soldaten, dennoch sind die Anspielungen auf John Rambo unverkennbar.
[GUI_PLAYER(ID=73584,width=375,text=Die aktive Turmverteidigung mit Spielzeug-Flair geht in die zweite Runde.,align=right)]Hä? Spielzeugsoldaten? Türme? Jetzt mal langsam! Okay: Cold War sieht zunächst aus und ist im Kern klassische Tower Defense. Man baut Verteidigungstürme, rüstet sie auf und repariert sie, wenn es sein muss. Das Geld für diese Vorhaben generiert man durch Abschüsse von gegnerischen Einheiten.
Aber zum einen sieht das Szenario anders aus: Man kämpft gegen Spielzeugarmeen, die mit Infanterie, Panzern und Fliegern versuchen, die Spielerbasis zu erreichen. Die Schauplätze muss man sich dabei als militärische Gegenstücke einer Modellbahnanlage vorstellen: Liebevoll gestaltete und zu einem großen Teil in ihre Sperrholzbauteile zerlegbare Wüstengebiete mit Pyramiden, Mount Rushmore, ein modelliertes Paris und vieles mehr – alles maßstabsgetreu und mit einem „echten“ Zimmer, das verschwommen im Hintergrund zu erkennen ist und den Spielzeugcharakter unterstreicht.
Live dabei
Zum anderen ist die aktive Teilnahme an den Gefechten ungewöhnlich: Man kann jederzeit in einen der gebauten Türme wie z.B. MG-Stellung, Flak oder Panzerabwehr steigen und aktiv den Abzug drücken. Zwar kann man sich auch auf die KI verlassen, doch wenn man selbst die gegnerischen Truppen in einem Kugelhagel vernichtet, ist nicht nur die Effektivität, sondern auch der Spaß ungleich höher.
Zusätzlich kann man abhängig von der Karte auch in ein mobiles Spielzeug wie einen Panzer, Helikopter oder Kampfjet steigen und Jagd auf die Feinde machen. Allerdings muss man hier nicht nur auf den erlittenen Schaden, sondern auch auf den Ladestatus der Batterie achten und ggf. eine der auf den Schlachtfeldern herumliegenden Energiezellen einverleiben. Ansonsten löst sich das Kriegsgerät schlichtweg in Wohlgefallen auf und man kann erst nach einer stattlichen Abkühlperiode wieder darauf zugreifen.
Allerdings sind die modernen Kriegsgerätschaften trotz aller Vorteile auch mit einem Manko versehen: Die Kameraführung. Steuert man z.B. einen Panzer durch enge Areale, bleibt die Perspektive gerne mal hinter einer Hauswand oder einem nicht zerstörbaren Stahlcontainer hängen, so dass man blind feuern muss, was nur selten Erfolg verspricht. Auch beim Luftkampf neigt die Kamera immer mal wieder dazu, einen im unglücklichsten Moment zu enttäuschen. Zwar kann man sich darauf einstellen und so kritisch wie in einem reinrassigen Action-Titel sind die Perspektivenprobleme nicht, dennoch stören sie.
Die goldenen 80er
Bis hierhin wäre Cold War nicht mehr als eine „normale“ Fortsetzung, bei der das Design statt der Erstweltkriegs-Vision des Vorgängers auf modernere Waffensysteme sowie Soldaten aus den achtziger Jahren setzt. Doch genau diese Thematik nutzt das Team der Signal Studios, um der Pop-Kultur dieser Ära gewaltig Tribut zu zollen. Das Feindbild USA gegen UdSSR wurde seinerzeit von Filmen à la Die rote Flut bis Rambo 3 genutzt und wird hier gekonnt karikiert. Die Musik bedient sich bei Elementen aus Pop und Rock der Zeit, intoniert dabei eine interessante Variante von Europes Final Countdown, macht dabei aber auch nicht vor Anspielungen auf einschlägige Filmmusik wie „Stirb langsam“, „Lethal Weapon“ oder „Top Gun“ halt – sehr cool.
Inhaltlich zu gefallen wissen aber auch zwei Formate des so genannten „Sperrfeuers“, das man durch besonders gute Kombos beim aktiven Feuern sowie den Abschuss besonders markierter Figuren bekommen kann. Denn während Artillerie oder der Bombenteppich beinahe schon herkömmlich langweilig sind (auch wenn sie gut aussehen), sorgt der Atomschlag für massenhaft schmelzendes Plastik und der kurzzeitig verfügbare Commando-Soldat für ein unwillkürliches Lächeln.
Die gleiche Crux?
Dass sich das erste Toy Soldiers kein Gold schnappen konnte, lag u.a. am Mehrspielermodus. Dieser war zwar grundsätzlich spaßig, krankte aber an viel zu wenig Karten. Und hier wiederholt sich die Geschichte: Wieder einmal hat man vergessen, den Fans kompetitiver Duelle ausreichend Maps zu liefern. Das vorhandene Trio ist zwar ebenso gut designt wie die Einzelspieler-Schauplätze, doch eine höhere Quantität hätte nicht geschadet.
Dafür jedoch hat man nicht nur die Möglichkeit, die Kampagne kooperativ zu bestreiten (auch online), sondern kann sich auch mit einem halben Dutzend kurzweiliger Minispielen oder einem Überlebensmodus (samt möglicher Modifikationen wie nötiger Erwerb der Turmbauplätze) die Zeit vertreiben. Doch auch bei Letzterem sorgt die geringe Kartenauswahl für Missmut. Und ich würde die gesamten beiläufigen Nebenkriegsschauplätze für eine alternative Kampagne auf Seiten der UdSSR tauschen. Doch die wird man wohl nur als Downloadinhalt erleben können; der Kalte Krieg ist nur auf Seiten der USA spielbar.
Toy Soldiers: Cold War (Taktik & Strategie) – Toy Soldiers: Cold War
Vor etwas mehr als eineinhalb Jahren konnte man mit Toy Soldiers im Rahmen der Xbox Live Arcade-„House Party“eine ungewöhnliche Tower Defense-Variante erleben, die nur knapp an einem Award scheiterte. Zum Abschluss des „Summer of Arcade“ gibt es die Fortsetzung mit dem Untertitel „Cold War“ – inklusive Award?
na wenn die 2 männeken nicht von Dogs of War geklaut sind
Erinnert mich voll an meine Kindeheit mit Airfix und diversen selbstgebauten Modellen.
Schon gekauft - gerade der Multiplayer-Modus macht Laune!
Hört sich doch gut an!
Zeit müsste man nur haben!