In der Welt der Toy Soldiers werden die Auseinandersetzungen auf einem übersichtlichen Terrain ausgetragen. Anders als im Film Small Soldiers (1998) oder in Teilen der Toy-Story-Serie finden die Kriegsmanöver nicht in der „realen“ Welt, sondern in einem abgegrenzten Areal statt, mal im Kinderzimmer, mal im Garten oder auch auf dem Spielplatz. Hier ist in der abwechslungsreich inszenierten Kampagne eine der vier Parteien mit der Verteidigung der „Spielzeugkiste“ beschäftigt, während der Aggressor ständig Wellen losschickt, um die gut gesicherten Linien zu durchbrechen. Für die Verteidigung baut man in bekannter Tower-Defense-Manier an vorgegebenen Positionen Türme auf, die man später auch noch hinsichtlich Reichweite oder verursachtem Schaden aufrüsten kann. Um eine größere Übersicht über die aufgestellten Türme und die anrückenden Feinde zu bekommen, kann man in die Vogelperspektive schalten, so dass sich Toy Soldiers: War Chest beinahe wie eine „normale“ Tower Defense spielt, in der es auf eine ausgeklügelte Auf- und Ausbautaktik ankommt. So weit, so gut, so bekannt.
Ebenfalls aus der Serie bekannt, aber immer noch eines der Zugpferde ist die Option, jederzeit einen der Türme oder eine der Sondereinheiten zu besetzen und aktiv in die strategische Action einzugreifen. Das birgt mehrere Vorteile. Zum einen: Man hat eine größere Kontrolle über das Schlachtfeld. Und noch viel wichtiger: Die Reichweitenbeschränkung der KI-gesteuerten Türme wird ausgehebelt. Sitzt man selbst am Abzug, kann man schießen, so weit die Sichtlinie reicht – zumindest bei MG-Geschützen jeglicher Form. Bei Artillerie ist man weiterhin an die Maximalreichweite gebunden. Außerdem kann man auf diesem Weg noch in letzter Sekunde eingreifen, falls es gegnerische Einheiten doch durch die Verteidigungslinien geschafft haben und drauf und dran sind, in die Spielzeugbox zu gehen. Denn ausgerechnet in diesen Momenten neigt die KI zu Aussetzern und nimmt nicht automatisch die Feinde aufs Korn, die der Box am nächsten sind, sondern gerade frisch in den Einzugskreis einziehen. Zusätzlich kann man über aktive Abschuss-Kombos Sonderangriffe in drei Stufen freischalten, wobei deren erste immer aus einer temporären sowie über Batterien verlängerbare Übernahme des Haupthelden besteht, der mit besonderen Fähigkeiten das Schlachtfeld zu säubern versucht.
Vier Armeen, acht Armeen, eine Kampagne
Man hat bei der Anschaffung die Wahl: Zum einen steht die Standard-Edition zur Verfügung, die mit vier Armeen ausgerüstet wurde. Die deutschen Soldaten um Kaiser Wilhelm, die futuristischen Phantom-Krieger, die märchenhaften Figuren aus der Starbright-Welt und die einem Tabletop-Rollenspiel entsprungenen Krieger des Dark Lord spielen sich innerhalb der mechanischen Grenzen variantenreich genug, um mit ihnen jeweils die zwölf Missionen lange Kampagne in Angriff zu nehmen. Noch schöner wäre es allerdings gewesen, wenn jede Fraktion ihre eigene Missionsreihe bekommen hätte – so aber teilen sich alle das Aufgabendutzend bis hin zu den Nebenaufgaben, die einen vor besondere Herausforderungen stellen, wie z.B. die Aufgabe, den Abschnitt ohne Turmupgrades zu beenden. Wer zusätzlich Geld investieren möchte, kann sich noch vier weitere Fraktionen anschaffen, entweder zum Einzelpreis von je 4,99 Euro, als Legendary Heroes Pack für 14,99 Euro oder im Rahmen der Hall-of-Fame-Edition, die für 29,99 Euro zu haben ist. Und diese Fraktionen haben es hinsichtlich der Namen in sich. Denn hinter den legendären Helden verbergen sich GI Joe samt seinem Gegenspieler Cobra, He-Man und Ubisofts Ezio aus der Assassin’s-Creed-Serie. Und alle haben eigene Türme und Einheiten dabei, teilen sich aber ebenfalls die Kampagne.
In den Mehrspieler-Sitzungen, die neben kooperativem Spiel auch Duelle von bis zu vier Teilnehmern im 2-gegen-2 (auch zwei Spieler lokal gegen zwei weitere online ist möglich) unterstützen, kommen die Unterschiede der einzelnen Fraktionen nicht nur ausgeprägter zur Geltung. Man stellt auch fest, dass das Team der Signal Studios hinsichtlich der Ausgewogenheit der Fraktionen einen ordentlichen Job gemacht hat. Bedauerlich sind hier aber nicht nur die geringe Kartenauswahl sowie die spartanischen Optionen, die schon bei den Vorgängern störten, sondern auch, dass Online-Spiel nur mit einem uPlay-Konto möglich ist.
Zeit vs. Geld
Das viel diskutierte Thema Mikrotransaktionen geht nicht an Toy Soldiers War Chest vorüber. Und damit meine ich nicht nur die bereits angesprochene Anschaffung neuer Armeen. Denn in den Staffelungen 2000 (1,99 Euro), 5500 (4,99 Euro), 12000 (9,99 Euro) sowie 26000 (19,99 Euro) kann man sich für Echtgeld Silbermarken kaufen. Dabei muss allerdings relativierend gesagt werden, dass es sich hier nur um ein „Pay-to-shortcut“-System handelt. Die Silbermarken bekommt man auch nach jeder Mission ausgeschüttet und kann diese für Freischaltungen neuer Erweiterungsstufen für die Türme bzw. neue Einheiten für den Mehrspieler-Modus ausgeben. Und selbst für die Aufwertungen benötigt man im Zweifelsfall nur etwas Glück und Geduld, da mit jedem Levelaufstieg des Helden auch Erweiterungen freigeschaltet werden. Erreicht man die Maximalstufe und hat immer noch nicht alles zusammen, kann man sich für einen Bruchteil der bis dahin erspielten Silbermarken die noch fehlenden Erweiterungen anschaffen.
Eine weitere Option, um die Helden auf neue Stufen zu hieven und Silbermünzen bzw. Erweiterungen freizuspielen, sind die so genannten „Wöchentlichen Kriege“, die man ebenfalls kooperativ in Angriff nehmen kann. Dahinter verbergen sich Schlachten gegen bestimmte Armeen (gegenwärtig kämpft man gegen Ezios Assassinen), von denen täglich eine neue freigeschaltet wird und zu denen ich gerne zurückgekehrt bin – auch wenn die Kulisse auf der Xbox One immer wieder Probleme hat, eine stabile Bildrate zu erreichen, wenn viele Gegner angreifen und gleichzeitig Artillerie-Explosionen oder Bombenteppiche den Bildschirm fluten. Es beeinflusst zwar nur in den seltensten Fällen die Spielmechanik, störend ist dies aber allemal. Auf dem PC läuft alles sauber, so dass man das gut aufeinander abgestimmte Artdesign genießen kann, in das auch die echten Lizenzen gut integriert wurden.
"für bis zu vier Spieler online; kooperativ im Splitscreen"
Gibt es keinen Versus im Splitscreen?
Es ist hochgradig infantil, aber ich neige dazu einfach nur wegen der Masters Of The Universe Lizenz zuzuschlagen - das war meine halbe verdammte Kindheit!
Ein echtes He-Man Game wird es eh nie geben (Lizenzgurken und Indies mal außen vor gelassen), insofern ist das wohl die letzte Chance.