Drei Menschen steigen in ein Auto, fahren in die Nacht – doch nur eine scheint den schweren Unfall zu überleben. Träumt sie, wenn sich Erinnerungen aus der Vergangenheit wie Fotos vor ihrem geistigen Auge manifestieren? Was bedeuten die Bilder? Welche Geschichte erzählen sie? Trauma wagt es, diese Fragen nicht zu beantworten. Es hinterlässt Hinweise und Spuren. Es reiht sie aber nicht auf einer roten Schnur aneinander. In einigen Bildern entdeckt man Hinweise zu neuen Mausgesten.
[GUI_PLAYER(ID=47683,width=390,text=Geheimnisvoll und spannend: Eine fesselnde Erzählstimme schwebt in fernen Erinnerungen.)]
Man spielt Trauma, als würde man sich durch Fotos eines Ego-Shooters klicken: Befindet sich der Mauszeiger an der richtigen Stelle, erscheint ein verschwommenes Phantombild – klickt man drauf, bewegt sich die Kamera an diese Position. Die ruhige Stimme der Überlebenden führt durch die psychologische Reise und beschreibt viele Einstellungen meist nachdenklich, manchmal traurig. Einige Kommentare sind Hinweise zum Spiel, die meisten sind Gedankenblitze aus ihrer Vergangenheit.
Doch wie viele von ihnen werden einen bleibenden Eindruck hinterlassen? Zu banal ist das Absuchen der Bilder, bei dem die Maus fast schon nervös über die reizvollen Bilder fährt. Aktiv taucht man nie in diese Träume ab. Ohnehin klickt man sich viel zu schnell durch alle Facetten der vier kurzen Träume – meine Entdeckungsreise war leider schon vorbei, bevor sie mich mit Haut und Haaren packen konnte.
Faszinierende Klaustrophobie
Dennoch: So lange man sich in den Fluss der bedächtigen Akustik fallen lässt, wandelt man durch eine spannende Welt, in der die Zeit festgefroren scheint. Die eingeschränkte Bewegungsfreiheit erzeugt ein beinahe klaustrophobisches Gefühl des Feststeckens. Im besten Sinne hat man keine andere Wahl, als sich auf den Inhalt zu konzentrieren. Wer sind die Geister, über die die Stimme spricht? Was hat es mit dem Gewicht auf sich, unter dem ihr Teddybär begraben liegt? Wozu der Schwenk auf Hoppers „Nighthawks“? Welche Straße hat weder einen Anfang noch ein Ende?
Das Ziel ist nicht das Levelende. Man kommt zwar nicht voran, ohne sich durch den in gewisser Weise dreidimensionalen Raum zu bewegen – doch nur der Weg ist das Ziel, nicht der Ausgang. Jeder der vier Träume endet einfach,
Das versteckte Spiel
Zu vorsichtig deutet Trauma an, dass es auch ein Spiel sein will: Wenn in den Träumen kleine Polaroids mit weiteren Hinweisen versteckt sind. Auch wenn man auf bestimmten Bildern eine von vier Mausgesten ausführt, um einen Stein zu heben oder Gestrüpp von einen zugewachsenen Weg zu wischen. In jedem der vier Träume erklärt ein Polaroid nur eine dieser Gesten – so entdeckt man neue Aspekte eines bereits erlebten Traums, wenn man ihn noch einmal ergründet.
Mit anderen Gesten darf man sich vor, zurück oder zur Seite bewegen. Man kann sich allerdings fast ausschließlich auch über Schaltflächen durch das Spiel bewegen – und das zerstört leider einen wichtigen Teil der Faszination: das aktive Eintauchen in die starken Bilder. Meist rast meine Maus im Eiltempo über das Bild, um markierte Hier-geht’s-weiter-Felder aufzuspüren. Viel zu schnell klickt man sich so durch die vier kurzen Träume. Banale Wimmelbilder sind da anspruchsvoller.
Trauma (Adventure) – Trauma
Ich warte auf diese Spiele: Einfallsreiche Welten, deren Ausmaß man nicht Sekunden nach dem Betreten schon überblickt. Erwachsene Geschichten, die den Kopf anregen. Über die es lohnt, nachzudenken. Trauma ist so ein Spiel.
Ein hochinteressantes, stimmungsvolles Experiment, das, laut eigener Angaben, bewußt auf "klassische" Spiele-Elemente verzichtet und ganz auf Atmosphäre setzt.
Warum schafft ihr für solche "kleinen" Spiele (ich benutze den Ausdruck mal, auch wenn er nicht passt) nicht eine eigene Kategorie oder berichtet alle paar Wochen in einem Special (es gibt ja auch recht viele, experimentelle Browser-Games da draußen)? Ich finde eine klassische Bewertung in Prozent für Trauma irgendwie daneben. Mit Braid oder Heavy Rain kann man es alleine schon aufgrund der Dauer nicht vergleichen.
Das Spiel ist ab sofort per Download auf http://www.traumagame.com oder per Steam erhältlich. Es kostet auf Steam 4,99€ und auf traumagame.com 5€ + eine freiwillige Spende. Letzteres würde ich persönlich empfehlen, da die Entwickler daduch unterstützt werden.
Das Spiel selbst gefällt mir sehr gut. Ich kann aber gut nachvollziehen, dass das Spiel nichts für jeden ist. Mir persönlich gefällt diese melancholische Stimmung und dieses "neue" Gameplay. Schade nur, dass die Auflösung (noch?) nicht anpassbar ist.
Es lässt sich auf traumagame.com auf jeden Fall antesten. Also versucht's mal!
Grüße, Stanley
Ich hab selten etwas einschläfernderes gehört, als diese vor monotonie strotzende Stimme!! das is ja furchtbar...
also das als positiven Kritikpunkt anzuführen, kann ich absolut nicht nachvollziehen!!
Der IGF-2010-Trailer hat mich neulich erst neugierig gemacht. Von der ersten Sekunde an hat eine Atmo geherrscht, wie ich sie lange nicht mehr erlebt habe. Die Erzählerin hat es einfach total drauf. Ich glaub ohne sie würde das Spiel nicht mal im Ansatz interessant sein. - und das kann ich sagen, nachdem ich nur den Trailer gesehen habe!
Du hast doch schon die Seite mit der Antwort. Es wird ein Gratis-Browser-Game. Außerdem wird es gegen eine kleine Gebühr eine Version zum Runterladen geben, sowie eine "umfangreiche Version auf einem Physikalischem Medium" (also DVD).Außerdem sieht man im Hauptmenü eine Untergruppierung mit Main Ending und jeweils drei Alternative Endings. Schätze die Reise wird weniger schnell vorbei sein, wenn man alle Enden gesehen haben will.