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Under Night In-Birth – Exe:Late (Prügeln & Kämpfen) – Eine schwierige Geburt

Under Night In-Birth – Exe: Late – uff, was für ein sperriger Name! Aber
zumindest „Late“ scheint in dieser experimentierfreudigen
Wörter-Anreihung treffend, denn die PS4-Version ist in der Tat spät
dran: In der Spielhalle trafen die Animé-Recken zur „Hollow Night“ schon im Jahr 2012 aufeinander, die Umsetzung auf die PS3 erfolgte in Japan zwei Jahre später – also zu einem Zeitpunkt, als die PS4 bereits existierte. Doch
erst jetzt hat es Arc System Works geschafft, den Prügler für die aktuelle Sony-Konsole in den Kampf zu schicken. Lohnt sich ein Blick?

© French-Bread / Arc System Works / NIS America / Aksys Games / PQube / flashpoint

Ich versteh nur Bahnhof

Schon das Intro dürfte japanophile Prügelfans in Verzückung versetzen: Stilecht wird hier die Riege an Anime-Kämpfern vorgestellt und dabei von typischen J-Pop-Klängen (inklusive Gesang) begleitet. Viel von der Hintergrundgeschichte rund um die Hollow-Night erfährt man hier noch nicht, die sich um „Voids“ genannte Schattenwesen und ihrer Suche nach einer Kraft namens „Existence“ (EXS) dreht. Dazu attackieren sie besondere Menschen, die ihre Präsenz wahrnehmen können. Sind sie erfolgreich, werden die Opfer entweder vollkommen von den Voids aufgesogen oder verlieren ihren Verstand. Die wenigen, die den Angriffen widerstehen können, werden In-Birth genannt. Sie existieren fortan in einer Ebene zwischen Leben und Tod, bekommen im Gegenzug aber die Fähigkeit, EXS zu kontrollieren. Zusätzlich gibt es drei Fraktionen: Während die Yato-Kämpfer in erster Linie die Voids jagen und Mitglieder von Licht Kreis Zivilisten schützen wollen, stellt die Organisation „Amnesia“ sich der angestrebten Ordnung von Yato und Licht Kreis mit Chaos und Anarchie entgegen.

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Für Spezialattacken muss die EXS-Leiste gefüllt sein. © 4P/Screenshot

Warum die Geschichte so wichtig ist? Weil sich Under Night In-Birth nicht nur als einfaches Beat’em-Up versteht, sondern die Prügeleinlagen mit einer Visual Novel kombinieren möchte. Tatsächlich wird im storyfokussierten Arcade-Modus mit seinen zehn Stufen pro Figur ungewöhnlich viel Hintergrund geboten und jeder der 16 Kämpfer/innen des Aufgebots verfolgt eigene Motive und Verstrickungen mit anderen Charakteren. Das Problem dabei: Stürzt man sich ohne Vorkenntnisse umgehend in die Arcade-Klopperein, wird man am Anfang rein gar nichts von der Handlung verstehen – und das nicht nur, weil die Akteure ausschließlich Japanisch reden und es lediglich englische, aber keine deutschen Untertitel gibt. Aber da wird in den Zwischensequenzen mit Namen, Gruppierungen und Ereignissen jongliert, dass einem zunächst schwindelig wird. Der rote Faden kristallisiert sich erst langsam raus, wenn man mit mehreren Figuren den Arcade-Modus durchspielt – und selbst dann gibt es noch Momente, in denen man sich fragen dürfte, ob die Storyschreiber das alles ernst meinen können. Da verfolgt also eine Tussi ihren „Loverboy“, der ihr die Unschuld geraubt und sich nach der gemeinsamen Nacht einfach aus dem Staub gemacht hat? Und das alles, um ihre Jungfräulichkeit wieder herzustellen? Oooookay…

Neuer Story-Modus

Um hinsichtlich Geschichte und Hintergründe zu den Figuren etwas mehr Licht ins Dunkel zu bringen, hat Entwickler French Bread der PS4-Umsetzung einen neuen Story-Modus spendiert. Hier warten in den zahlreichen Kapiteln unfassbar zähe Dialoge und Monologe, mit denen man das Universum und seine Charaktere den Spielern näher bringen will. Mich konnte dieses ausschweifende und belanglose Gelaber in Kombination mit den langweiligen Standbildern überhaupt nicht abholen. Trotzdem ist der Story-Modus eine gute Sache für all diejenigen, die tiefer in die Materie eintauchen wollen. Zumindest wird ihnen hier die Möglichkeit dazu gegeben, die man auf der PS3 noch vergeblich gesucht hat.     

Der Sprung ins kalte Wasser


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Die Geschichte rund um die illustren Charaktere ist oft viel zu wirr – gerade am Anfang versteht man rein gar nichts. © 4P/Screenshot

Ähnlich verwirrend wie die Geschichte präsentiert sich zunächst das Kampfsystem: Zwar teilt man mit den leichten, mittleren sowie schweren Standardangriffen schon ordentlich aus und schafft es auf dem Standardschwierigkeitsgrad auch mit Button-Mashing in Kombination mit geschicktem Blocken recht problemlos ins Finale. Doch für die Feinheiten muss man nicht nur die Move-Liste für jeden Charakter verinnerlichen, sondern auch die vielen Anzeigen abseits der Gesundheit verstehen. Hier ließ einen das Spiel auf der PS3 noch im Stich: Zwar gab es abseits von Arcade-Modus, Versus-Kämpfen (gegen KI oder andere Spieler) und üblichen Verdächtigen wie Time Attack (Kämpfen gegen die Uhr), Score Attack (Kämpfen für Punkte) oder Survival (Überleben mit wenig Gesundheitsregeneration) auch einen Trainingsmodus, doch ein echtes Tutorial suchte man dort vergeblich. Bei French Bread und Arc System Works ist die berechtigte Kritik daran angekommen: Auf der PS4 bekommt das Fighting Game endlich einen Modus, in dem man Schritt für Schritt in das Kampfsystem mit seinen speziellen Leisten und Moves eingeführt wird. Dazu zählt zum einen die EXS-Leiste für das Auführen bestimmter Attacken. Die dynamische GRD-Anzeige ist dagegen dafür gedacht, einen offensiven Spielstil zu fördern, denn nicht nur mit Angriffen, sondern z.B. auch Vorwärtsschritten streiten beide Kontrahenten um die insgesamt zwölf Blöcke, die den Attacken im „Vorpal-Zustand“ mehr Kraft verleihen. Zwar kann man auch ohne diese Details Spaß an der Prügelei haben, doch erst mit der Einbeziehung dieser Feinheiten hebt man sich von den den Kampfsystemen vieler Mitbewerber ab und verpasst ihm darüber hinaus eine taktischere Note sowie die offensiv geprägte Ausrichtung, die Angriffsfreude weiter belohnt. Wie so oft in Prügelspielen gilt auch hier: Es ist einfach zu lernen, aber schwer zu meistern.

  1. Habe mir das Spiel gestern zum ersten Mal angeschaut. Es spielt sich schön flüssig, aber nicht so abgefahren wie ein BlazBlue und nicht so irre Techniken wie ein Guilty Gear. Also irgendwie dazwischen.
    @4P: Das Spiel heißt Late[st]. Ist durchaus relevant, das sich Late und Late[st] doch recht deutlich unterscheiden und hatte mich zuerst verwirrt.

  2. TheLaughingMan hat geschrieben: 23.02.2018 22:22 Viel zu harmlos, viel zu harmlos! :twisted:
    https://en.wikipedia.org/wiki/Meine_Liebe
    Ich weiß nicht, ob man ein Spiel namens “Meine Liebe“ in einem Land namens “Kuchen“ spielen lassen sollte.
    Aber ob Rosenstolz, Kirsche und Erdbeere weniger harmlos sind als “Rosenkreuzstilette Freudenstachel“ mit den Charakteren “Freudia Neuwahl“, “Zorne Zeppelin“ und ... oh Gott, “Schwer-Muta Casasola Merkle“ xD
    ....... “Strudels Hund“, “Freudezwinger“, das Spiel macht mich feddich!

  3. rekuzar hat geschrieben: 22.02.2018 16:54 Einen japanischeren Titel häts wohl kaum geben können.
    Na dafür fehlt sowas wie “Freudenstachel“, “Schwertleite“ oder wenigstens “Zweihänder“.
    Kennt noch jemand Herzog 2? xD

  4. So meschugge er klingen mag, auf seine Weise ergibt der Name sogar Sinn:

    oldtaku hat geschrieben:To try to pick apart how you get this monstrosity of a name: this is by the Melty Blood guys, and actually started out as just ‘Under Night In-Birth’ which comes from ‘Hollow Night’, wherein shadowy creatures (Voids) attack people, and if you survive with your sanity intact you become an ‘In-Birth’, which is a undead person who can control the same power as the Voids. So the name is sort of ‘[You’re an] In-Birth Under a Hollow Night’
    Then they released a major revison, ‘Under Night In-Birth Exe:Late’, and now this is another revision, ‘Under Night In-Birth Exe:Late[st]’ - Latest, get it, har har har?

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