Allein in der Tiefe
Manchmal macht die Regie einiges richtig: Wenn man z.B. eine düstere Treppe in ein unbekanntes Gewölbe hinab steigt und dabei von einer diabolischen Stimme begleitet wird: „Du wirst hier sterben. Ungeliebt. Vergessen. Nicht betrauert.“ In solchen Momenten entsteht auch in deutscher Sprachausgabe eine knisternde Atmosphäre, zumal das nach einem gnadenlosen Abenteuer unter Tage klingt. Irgendeine fremde Macht namens „Typhon“ will also nicht, dass ich erfolgreich bin! Später droht sie: “ Ich werde dieses Gefängnis verlassen! Und die Welt wird brennen!“ Laut Story muss man dafür sorgen, dass dieses Böse nicht aus seinem Kerker erwacht, indem man die Geheimnisse von drei verfeindeten Fraktionen lüftet und sie politisch vereint. Dabei kann man seinen Charakter hinsichtlich Kampf, Magie und Stealth entwickeln. Klingt das nicht gut?
Wenn ein Spiel so mit mir spielt, wenn es mir diese Freiheit auf dem Weg zum Ziel lässt und wie ein Dungeon Keeper zu mir
spricht, fühle ich mich gleichzeitig herausgefordert und beobachtet. Das bleibt nicht nur an der akustischen Oberfläche dieser immer wieder kehrenden Kommentare, zu denen nicht nur der Antagonist, sondern auch Helfer wie „Cabirus“ gehören, die einen wie Mentoren unterstützen. Je nachdem wie man bei der Erkundung vorgeht, also eher magisch, martialisch, schleichend oder physikalisch, und wem man z.B. in Quests hilft, wirkt sich das sowohl auf die Belohnungen am Ende eines Levels als auch den Einfluss bei den Fraktionen aus. Diese Form des Spieldesigns gefällt mir prinzipiell sehr gut!
Das Kind im Manne
Manchmal? Klingt? Prinzipiell? Man ahnt vielleicht schon anhand dieser Wortwahl, dass die gespielte Realität nicht ganz so faszinierend ist wie die Theorie auf dem Papier oder in der Kickstarter-Vision. Denn Underworld Ascendant ist einfach nicht fertig entwickelt, sondern voller Fehler veröffentlicht worden. Ich finde eine Rune, nehme sie auf, aber sie landet nicht im Inventar. Ich suche den Boden ab, aber sie ist einfach futsch. Wieso, weshalb, warum? Ich bin kurz vor dem Ende einer Mission, das Spiel stürzt ab. Immer wieder muss ich also bekannte Strecken nochmal zurücklegen, um zu hoffen, dass die Rune oder ein anderer Gegenstand im
Inventar landet. Selbst der Speicherbaum war mal weg! Das Gute im Schlechten ist, dass die Fehler nach dem ersten Patch nicht mehr reproduzierbar waren, sonst hätte es ein „Mangelhaft“ gegeben.
Aber Underworld Ascendant macht es mir als erwachsenem Fantasyfan auch ohne Bugs nicht leicht, wirklich in diese seltsam sterile Welt abzutauchen. Hier entsteht einfach keine atmosphärische Sogkraft. Die über Unity befeuerte Kulisse hat zwar auch stimmungsvolle Areale, aber ist mir zu bunt und manchmal sogar schrecklich kitschig. Ich kann zwar nachvollziehen, warum Art-Director Nate Wells damit das „innere Kind“ ansprechen und an die Leichtigkeit von Tabletop-Abenteuern mit ihren handgemalten Figuren anknüpfen wollte – aber es gelingt ihm nicht. Ich vermisse auch die künstlerische Hingabe für Details. Ich sammle und bemale selbst diese Miniaturen, aber wenn ich die Skelette, Monster und vor allem die Saurier in diesem Spiel betrachte, wirken sie wie Geschmacksverirrungen der 80er Jahre. Ich konnte diese Disco-Echsen in ihrer schwebenden Haltung einfach nicht ernst nehmen.
Ganz zu schweigen von all dem Copy-Paste-Interieur, von Stühlen, Tischen, Flaschen etc., dem sterilen Menü und den simpel gezeichneten Gegenständen im Inventar, die alles andere als liebevoll designt sind. Da komme ich mir nicht wie in einer Welt, sondern wie in einem Baukasten vor! Erschwerend hinzu kommen die grafischen Defizite im Textur- und Partikelbereich sowie die Probleme von der schwankenden Bildrate bis hin zu den Ladezeiten, obwohl man hier alles andere als grafisch gerockt wird. Ich reite deshalb so darauf herum, weil Ultima Underworld zu seiner Zeit auch ein technischer Pionier war. Das habe ich hier nicht erwartet, aber wenn man ein modernes Action-Rollenspiel entwickelt, sollte man die Spielwelt nicht so vernachlässigen – ein Stil und eine Qualität à la Styx hätten hier wesentlich besser zur Tradition dieses Klassikers gepasst.
Nur mal ein paar Spiele die komplett unterschiedlich aussehen. Es gibt "die eine Unity Grafik" nicht.
Unity ist nur dann ein Baukasten wenn man es als Baukasten verwendet. Wenn es etwas komplexer werden soll kann man die Engine komplett umschreiben.
Den Baukasten mit Asset Store findet man aber auch mit der CryEngine und der Unreal Engine. Da gibt's auch Asset Flips die Einfach Tutorials als Spiel verkaufen wollen. Nur irgendwie wird es da gerne verdrängt.
Warum macht Jörg nicht einen Test von Pathfinder Kingmaker ? Das Spiel ist stellenweise genial!
Wirklich traurig mit Underworld Ascendant, aber ich werde ihm als Backer noch eine Chance geben. Die beiden Underworlds waren für mich nach Eye of the Beholder der absolute Spieleolymp. Danach war ich heiß auf ähnliche Spiele und wurde u.a. mit den ersten Elder Scrolls erstmal enttäuscht. Arena ging noch in Ordnung, Daggerfall war für mich ich ein bugverseuchtes, seelenloses Baukastensystem.
Ultima 9 hat mich dann wieder begeistert - entgegen der allgemeinen Einschätzung.
Würde mich auch sehr interessieren, welche Minis Jörg bemalt und wie diese ausschauen. @Jörg: mach dir mal eine Instagram-Seite oder so, wo du deine Minis zeigst. Die Community ist sehr cool und aktiv (gerade auf Twitch). Die Miniature-Painter-Community ist bisher die angenehmste Community, in der ich je war (im Internet).
Der Jörg bemalt auch Püppies?! Bist Du vlt. auf P&P?
http://www.puttyandpaint.com/