Moment: Ich dachte, ich soll mich als Städteplaner hervortun? Wieso soll ich denn eine von vier Familien auswählen, in deren Abstammungslinie ich mich als Bürgermeister auf einer von drei Karten austoben kann? Wie sich herausstellen soll, sorgen die unterschiedlichen Herkunftsgeschichten für Variationen, wie man im Stadtrat wahrgenommen wird, dem man vorsteht. Welcher Seite des politischen Spektrums man im frühen 18. Jahrhundert mit seinen klar definierten Strukturen angehört, kann mit darüber entscheiden, ob die Verordnungen und Änderungsvorschläge, die man für die Stadt geplant hat, tatsächlich durchgewunken werden. In späteren Epochen, wenn das Parteienspektrum vielschichtiger ist und nicht nur drei (Mitte/Rechts/Links), sondern mehr und facettenreichere Fraktionen wie Sozialisten, Kommunisten, Liberale etc. im Stadtrat sitzen, wird die initiale Auswahl allerdings unwichtiger.
Doch auch beim eigentlichen Städtebau wartet eine Überraschung: Zwar setzt man nach wie vor auf eine WGI-Skala, die einen über die Nachfrage nach Wohn-, Gewerbe sowie Industriegebieten informiert. Doch abseits dessen verzichtet Urban Empire auf fast alles, womit Stadtbauer in Sim City oder Cities Skylines ihre Metropole zu einem Sinnbild des blühenden Lebens machen konnten. Man kann hier keine Straßen manuell verlegen. Es steht einem auch nicht zu, die Bebauungszonen festzulegen und für Industrie, Gewerbe oder Wohnraum zu kennzeichnen. Stattdessen darf man anfänglich nur einen Bezirk festlegen, in dem automatisch der Anteil an den jeweiligen Gebieten bestimmt wird. Statt um kleine Entscheidungen geht es hier mehr um das große Ganze. Nicht um den Erfolg einer einzigen Parzelle, sondern um ein möglichst effektives Zusammenspiel der einzelnen Stadtteile.
Die Qual der Wahl
Nach und nach kommen jedoch weitere Entscheidungen hinzu. Vieles dabei ist abhängig von der Erforschung neuer Wissenschaften und Erfindungen, die je nach Epoche weitere Möglichkeiten zur Stadtteilgestaltung freischalten, dem Wohlergehen der Bevölkerung dienen, aber auch die Optionen der Gesetzgebung beeinflussen – und damit direkt oder indirekt die Steuereinnahmen betreffen, mit denen man den Ausbau der Stadt oder einzelner Bezirke vorantreibt. Später darf man Schulen bauen, die Bevölkerung mit Polizei oder Feuerwehr schützen. Es werden Krankenhäuser gebaut, Bibliotheken errichtet oder Parks zur Verfügung gestellt. Also eigentlich all das, was man auch in anderen Städtebauern darf. Und solange man die Einzugskreise der jeweiligen Institutionen beachtet und sichergestellt ist, dass es keine Unterversorgung gibt, kann man sich über kontinuierliche Steuereinnahmen freuen. Ebenfalls gern gesehen sind die Optionen, die jeweiligen Bauanteile zu verändern und z.B. aus bestimmten
Vierteln Industrie komplett zu entfernen. Weitere fortgeschrittene Optionen sind Baudichte und Dichte des Straßennetzes – natürlich alle mit Auswirkungen auf die Bürgerzufriedenheit. Man kann später mit Gas, Wasser und Elektrizität hantieren, die Viertel darüber aufwerten und ggf. attraktiver für bestimmte Geschäftszweige machen.
Bis hierhin gibt sich Urban Empire Mühe, eine kohärente Spielwelt zu demonstrieren, in der die Entscheidungen als Bürgermeister Auswirkungen zeigen. Dennoch stellt sich alsbald das Gefühl ein, dass alles oberflächlich bleibt. Nehmen wir z.B. die Kreation eines neuen Stadtbezirkes: Dass man seinen Plan samt Infrastruktur (wie nahezu alles) dem Stadtrat vorlegen muss, der darüber abstimmt, ist ok. Dass der auf Grund der Kosten ablehnt, wenn man z.B. eine Schule direkt in den Plan einsetzt, einen „leeren“ Bezirk aber zumeist genehmigt, geht ebenfalls noch in Ordnung und scheint nachvollziehbar. Das gilt allerdings spätestens dann nicht mehr, wenn man nach dem nächsten Antragsverfahren die Schule nachträglich in den Bezirk einsetzen darf, obwohl die Finanzen sich nicht merklich gebessert haben. Oder dass Viertel, deren Bewohner sich darüber beschweren, dass sie keinen Park haben, ihnen aber egal ist, dass die Nachbarn bereits über fließend Wasser und Strom verfügen. Überhaupt ist der ganze Genehmigungs-, Abstimmungs- und Bürokratie-Wahn ein zweischneidiges Schwert. Einerseits wird man durch zufällige Ereignisse, von anderer Seite eingebrachte Vorschläge zur Gesetzes- bzw. Verordnungsänderung usw. auf Trab gehalten. Doch auf der anderen Seite lenkt dies nur von dem eigentlichen Planziel ab, dem Aufbau und der Erweiterung der Stadt. Die wiederum ist auf Dauer zu eingeschränkt und den politischen Querelen unterworfen.
Nach dem Feedback hier,interessiert es eh niemanden.
Nachdem ich mir ein paar Lets Play Videos angesehen habe bin ich mir sicher das dies wohl nicht das Spiel ist das ich mir erhofft hatte. Ich hoffte das etwas in der art wie Tropico raus kommt. Vielleicht seh ich mir Urban Empire ja mal an wenn es im Sale oder Humble Bundle ist, im mom. ist es für mich nicht sonderlich interessant
@b2bmk77 Danke für deine Einschätzung. Ich denke ich werde aber auf jeden Fall noch abwarten, wie sich das Spiel mit Patches entwickelt. Zum Vollpreis werde ich aber nicht zugreifen.