Die oberflächlichen Ratsversammlungen sind dabei das größte Problem. Zwar hat man rudimentäre Gesprächsoptionen, um anders denke Parteien bzw. deren Ratsmitglieder umzustimmen. Doch man ist dabei meilenweit von politischen Debatten, dem Finden von Kompromissen und allem anderen entfernt, was man positiv wie negativ mit Politik auf kommunaler Ebene in Verbindung bringt. Auch die spätere Möglichkeit der Erpressung, indem man Informationen von Spionen nutzt, um die Ratsstimmen auf sich zu einen, verliert schnell an Reiz. Nicht nur, weil man stets eine weitgehend akkurate Prognose der nächsten Abstimmung einsehen kann, in der sich die „Wechselwähler“ in gefühlt 95% der Fälle letztlich auf die Seite der Mehrheit schlagen und damit das Appelieren an die Parteien oder die Erpressung unnötig sind. Sondern auch, weil die Möglichkeiten hier ebenfalls sehr überschaubar bleiben. Selbst linksgerichtete Parteien werden sich nur minimal widersetzen, wenn man eine Steuererhöhung in der Unterschicht beantragt, um die negativen Finanzen in den Griff zu kriegen. Und dann bleibt natürlich noch die Grundsatzfrage, ob man sich wirklich für alles, was mit dem Stadtaufbau zu tun hat, die Genehmigung vom Stadtrat holen möchte. Verwöhnte Planer, die gerne austüfteln und bis ins kleinste Detail basteln, werden hier sicherlich mit dem Kopf schütteln, abwinken und wieder zu Cities Skylines zurückkehren – wo es übrigens auch Verordnungen gibt, die innerhalb des Stadtbilds besser integriert und umgesetzt werden.
Dabei hat Urban Empire in den jeweiligen Anfangsphasen auf den gerade mal drei Karten seinen Reiz – vor allem in Abhängigkeit von der gewählten Familie. Doch irgendwann fehlen Zusammenhänge, Tiefe und eine stimmige Verbindung aller Elemente. Dass man z.B. ab Anfang des 20. Jahrhunderts als Bürgermeister vom Stadtrat wiedergewählt werden muss, ist eine prinzipiell gute Idee. Doch letztlich ist dies nur eine Variante der normalen Abstimmungen. Die möglicherweise vorhandenen Gegenkandidaten bleiben im Schatten – es geht nur um „Ja“oder „Nein“, ohne Wahlkampf, ohne Wahlversprechen. Und es werden hier mitunter willkürliche Entscheidungen getroffen. Das eine Mal wird man wiedergewählt. Beim erneuten Einladen des Spielstands fehlen einem auf einmal stimmen. Und beim dritten Mal ist es ein Erdrutschsieg. Und damit finden auch die über kleinere Entscheidungen festgelegten veränderten Eigenschaften der nächsten Generation aus der Bürgermeister-Familie, die das Erbe fortführt, nur geringe Beachtung. Und obwohl die Kulisse, die bei einem voll ausgeschöpften Gebiet zu Bildratenproblemen neigt, nicht immer zum Zuschauen einlädt, kann Urban Empire einen gewissen Reiz entfalten. Zwar sind die Möglichkeiten unter dem Strich gering, doch trotzdem ist man am Experimentieren, um einen Spagat zwischen Zufriedenheit von Bevölkerung und Geschäftsleuten (und damit Steuereinnahmen) und kontrolliertem Wachstum zu bewältigen. Doch hat man einmal alle fünf Epochen hinter sich gebracht, gibt einem Urban Empire nicht viele Gründe, einen erneuten Versuch zu unternehmen.
Wenig Inhalte
Ein Sandkastenmodus, in dem man frei bauen und ohne Ratseinschränkung herrschen darf, fehlt. Und drei Karten sind unter dem Strich erschreckend wenig. Der Technologiebaum ist in jeder Epoche viel zu schnell erforscht, so dass man auch hier nicht gezwungen wird, wichtige Entscheidungen zu treffen, die man bei einem weiteren Anlauf vielleicht anders ausrichten würde. Wird man einmal abgewählt, kann man auch nicht aus der Opposition heraus versuchen, seinem Nachfolger zu schaden oder seine Pläne durcheinanderzubringen – dann heißt es „Das Spiel ist vorbei!“ Und die Dudelmusik hat bereits nach wenigen Minuten genervt. Immerhin: Man kann auf negative Entscheidungen des Stadtrats per Veto reagieren, was allerdings auf Dauer auch zu harmlose Konsequenzen nach sich zieht. Und man darf sogar sein Privatvermögen einsetzen, das sich über ein monatliches Gehalt (sowie zufällige Ereignisse) generiert, um bestimmte Bauvorhaben durchzuziehen. Das sorgt aber nicht dafür, dass man zukünftig ohne den Rat entscheiden kann, wie es mit dem Bezirk weitergeht. Sprich: Man kann sich nicht sein eigenes politisches Refugium errichten.
Dem Spiel hätte es auch gut getan, wenn das Leben in der Metropole brummen würde. Doch davon ist man weit entfernt. Man kann den einen oder anderen Fußgänger ausmachen, der durch die auch kaum von Fahrzeugen genutzten Straßen flaniert. Doch blühendes Leben sieht trotz Tag-/Nachtwechsel anders aus. Immerhin: Die Fahrzeuge und Gebäude verändern sich im Laufe der Zeit und werden moderner, was vor allem in Gebieten mit hoher Siedlungsdichte auffällt. Dennoch gibt es innerhalb der Bezirke zu wenige Unterscheidungsmerkmale, so dass die Stadt auch auf dieser Ebene nicht an Persönlichkeit gewinnt. Und zu alledem sorgt eine komplett gefüllte Karte dafür, dass die Bildrate immer wieder in unerwünschte Bereiche abrutscht.
Nach dem Feedback hier,interessiert es eh niemanden.
Nachdem ich mir ein paar Lets Play Videos angesehen habe bin ich mir sicher das dies wohl nicht das Spiel ist das ich mir erhofft hatte. Ich hoffte das etwas in der art wie Tropico raus kommt. Vielleicht seh ich mir Urban Empire ja mal an wenn es im Sale oder Humble Bundle ist, im mom. ist es für mich nicht sonderlich interessant
@b2bmk77 Danke für deine Einschätzung. Ich denke ich werde aber auf jeden Fall noch abwarten, wie sich das Spiel mit Patches entwickelt. Zum Vollpreis werde ich aber nicht zugreifen.