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Valkyria Chronicles 4 (Taktik & Strategie) – Die Visual Novel der Rundentaktik

Bemerkenswert: Es gibt wenige Spiele, über die ich so genervt fluche und trotzdem nicht zur Seite lege. Denn im Guten wie im Schlechten findet Valkyria Chronicles 4 zu jener Form zurück, die den bereits zehn Jahre alten Erstling besonders machte. Im Test sind mir jedenfalls Fehler aufgefallen, die mich schon im Vorgänger geärgert haben – gleichzeitig ist Teil vier eine geschickte Erweiterung der bis heute einzigartigen Mischung aus Rundentaktik und Echtzeitkämpfen. Und solange Sega den unsäglichen Ableger Valkyria Revolution damit vergessen macht, hätte das Spiel sein vielleicht wichtigstes Ziel ja schon erreicht…

© SEGA / SEGA

Und auch die Geschichte mit ihrer Mischung aus Kriegspathos und typisch japanischem Klamauk dürfte bei Veteranen Erinnerungen wecken. Allerdings: Diesmal gingen mir etliche Szenen mächtig auf den Senkel. Ich habe vor allem nach Dialogen geflucht, in denen Sega mit ungebremster Naivität Witze ohne Pointe reißt oder binnen einer Hand voll Dialogfenster jahrelange Konflikte durch das Zitieren banaler Lebensweisheiten auflöst. Im schlimmsten Fall passiert das sogar mitten im Gefecht, während ein Kämpfer gerade von drei Seiten beschossen wird, weil man ihn über die Stelle bewegt hat, an der die Unterhaltung eben ausgelöst wird. So kann man doch heute keine ernstzunehmende Geschichte erzählen!

Hätten die Alliierten das nur gewusst!

Wenigstens im Ansatz sollten Szenario und Erzählweise zusammenpassen. Immerhin spielt Valkyria Chronicles 4 genau wie das Original in einer farbenfrohen Version des Zweiten Weltkriegs; die Atlantische Föderation stemmt sich hier gegen das

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So einfach ist das: Hat man einen großen Krieg fast verloren, marschiert man vor die Tore der gegnerischen Hauptstadt! © 4P/Screenshot

angriffslustige Imperium. Natürlich vereinfacht Sega sowohl den historischen Kontext als auch die Darstellung des Krieges, um möglichst vielen Spielern den Zugang zu erleichtern. Das ist weder neu noch grundsätzlich störend.

Wenn sich die Föderation allerdings am Rande einer Niederlage dazu entscheidet mal eben mit Mann und Maus in Richtung gegnerische Hauptstadt zu marschieren, dann ist das leider dermaßen bescheuert, dass das Spiel selbst im Rahmen der fantastischen Erzählung jede Glaubwürdigkeit verliert. Die Geschichte entwickelt sich zwar, hat ihre Momente und geizt nicht mit durchaus interessanten Wendungen, entwächst aber nie ihren naiven Kinderschuhen. Im Gegensatz zur Neuauflage des ersten Valkyria Chronicles steht die japanische Sprachausgabe diesmal übrigens nicht zur Verfügung. Dafür gibt es zumindest deutsche Texte im gesamten Spiel.

Als der Krieg lustig war

Besonders die Charaktere stören mich übrigens – spätestens dann, wenn sie gerade noch Tote beklagen, in den nächsten Sekunden aber schon wieder die Faust ballen und sich über eine Lebensweisheit freuen oder zu quakender Lustigmusik unbeschwert plappern. Hier stimmt die Balance einfach nicht und das wirkt sich auf den Spielspaß aus.

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Motivierend: Nach einer Truppengeschichte ändern sich Fähigkeiten und Beziehungen einer daran beteiligten Figur. © 4P/Screenshot


Ich beschreibe das deshalb so ausführlich, weil die Unterhaltungen noch mehr als in dem ebenfalls dialoglastigen ersten Teil sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Valkyria Chronicles 4 wirkt wie der geschwätzige kleine Bruder seines großen Vorgängers. Tatsächlich fühle ich mich hier wie in einer Visual Novel. Gemessen habe ich nicht, aber gefühlt verbringt man mehr Zeit mit dem Durchklicken der Texte als mit dem eigentlichen Taktieren. Stellt euch darauf ein, dass ihr nach 20 Stunden erst etwa zehn Einsätze absolviert habt.

Wenn aus Kameraden Kumpels werden

Zugegeben, das liegt nicht nur an den Unterhaltungen, sondern auch daran, dass viel Zeit für das Trainieren der Einheiten sowie Nebenmissionen draufgeht. Und Letztere ergeben sich zum Teil immerhin aus jenen albernen Dialogen. Manche davon sind nämlich spezielle Kapitel in denen man mit bestimmten Charakteren kurze Aufträge erledigt. Weil die Beteiligten dabei zusammenfinden und – seufz – etwas ganz Wichtiges über sich lernen, verändern sich anschließend ihre Vorlieben und manche Eigenschaften.

Vor einer solchen „Truppengeschichte“ ist eine Soldatin etwa dermaßen unsicher, dass sie bei feindlichem Beschuss unter bestimmten Umständen größeren Schaden einsteckt als es normalerweise der Fall wäre. Nach der Episode steigen dann aber nicht nur ihre Verteidigungs-, sondern auch ihre Angriffswerte, wenn sich die Freunde in der Nähe befinden, die sie emotional aufgebaut haben. Spielerisch ist das natürlich angenehm motivierend!

  1. Shit hätte ich nur früher euren Test gelesen, das Spiel ist sowas von naiv und infantil. Toller Strategiemodus aber die KI und die alberne Story machen alles zu nichte- Schade. Nach 5 Stunden habe ich das Handtuch geworfen das geht gar nicht, bin ich 13. Was für Kidis aber nach XCOM 2 und Devinity 2 ist dieses Spiel eine Beleidigung.

  2. Ich finds auch o-k, dass sich nicht viel getan hat, da es etwas anderes als Valkyria Chronicles schlichtweg nicht gibt. Kritikpunkte sind natürlich trotzdem vollends legitim und ich fänd es aufjedenfall schön, wenn man in einem nächsten Teil dann auch mal dafür sorgen würde, dass sich der Schaden nicht nur zwischen gesamter Körper und Kopf unterscheidet, sondern auch Arme und Beine eigenständige Trefferzonen sind und so könnte man dann auch mit Fahrzeugen verfahren. Grundsätzlich bin ich aber mit dem Spiel wie es ist schon sehr zufrieden und überhaupt froh, dass es ein neues VC gibt dass sich auch einfach äußerst gut spielt.

  3. Ich bin jetzt noch nicht so wahnsinnig weit drin, aber ich mag‘s. Nach Valkyria Revolution war ne Art „Mission Disk“ für Teil 1 genau das was ich haben wollte, also keine Klagen von mir. Experimente dann bitte im nächsten Teil, Danke.

  4. Todesglubsch hat geschrieben: 26.09.2018 19:59 Was mich letzten Endes immer an das hier erinnert.
    Und das nimmt mir bei nem Taktik-Spiel enorm den Spaß, wenn ich irgendwann feststelle, dass Taktik überhaupt nicht gebraucht wird :(
    Dieses Problem der übermächtigen Scouts wurde glücklicherweise behoben bzw. eingeschränkt. Durch die Grenadiere wird es schwieriger mit einem Scout neue Wege zu erschließen oder über die halbe Map zu rennen, da sie diesen (wenn geortet) flächendeckend mit explosiven Geschossen bombardieren.
    Das mit der KI stimmt aber schon, der Gegner nutzt immer noch zu selten sein ganzes Potenzial, einer der wenigen Kritikpunkte, die mich bereits beim ersten Spiel gestört haben. Naja, vielleicht dann im Hard Mode.

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