Herzlich Willkommen in Nerdistan!
Bei Spielen ohne entsprechenden Leumund bin ich immer schnell mit Vergleichen bei der Hand, frei nach dem Motto: „Wenn dir A gefällt, dann könnte auch B etwas für dich sein.“ Nicht weil ich nicht willens wäre, Spielprinzip, Setting oder wesentliche Elemente ausführlich zu beschreiben, sondern weil ich persönlich solche „Abkürzungen“ sehr schätze: Du stehst auf Rage Against the Machine und willst mehr klassischen Crossover jener Ära? Dann hör‘ doch mal in Clawfingers Album von 1997 rein. Du liebst den Anime Prinzessin Mononoke, aber kennst Studio Ghiblis Die letzten Glühwürmchen nicht – was hält dich auf? Jüngere Menschen fügen an dieser Stelle gerne eine Nina-Chuba- oder Attack-on-Titan-Anekdote ein…
Das auf Vampire Survivors angewendet: Dieses Spiel fühlt sich zwar wahnsinnig frisch und neu an – dennoch schießen mir sofort Fetzen anderer Spiele in den Kopf. Das geheime Kuh-Level von Diablo 2. Die Ästhetik von Konamis Castlevania-Reihe. Der Projektil-Overkill aus Treasures Shoot’em-Up Bangai-O. Und natürlich zahllose Twinstick- und Bullet-Hell-Shooter von Geometry Wars bis DoDonPachi – die schon lange den Reiz, auf engstem Raum inmitten zahlloser Feinde oder Bullets zu überleben, ins Zentrum ihrer Spielerfahrung rücken. Und genau an dieser Stelle packt mich auch Vampire Survivors: Es ist ein berauschendes Gefühl, wie ein zum Gott aufgestiegener Pixelkrieger inmitten von Gegnerhorden zu stehen, die an meinen hochgelevelten Waffen und Zaubern zerschellen wie Seifenblasen an einer Betonmauer. Mit feinen, nuancierten Mini-Bewegungen weiche ich den wenigen Schergen aus, die mir nahekommen – derweil prasseln die XP-Juwelen auf mein Konto und die Item-Slot-Maschine beschert mir ein Power-Up aus der nächsten Schatzkiste. Massengemetzel und Casinospaß in harmlosem Pixelgewand, und das sogar ohne USK-Warnung und ätzende Mikrotransaktionen. Was kann es Schöneres geben!
Wie funktioniert Vampire Survivors?
Doch treten wir ein paar Stufen zurück, was geht da eigentlich ab in diesem Steam-Hit mit seinen 140.000 Traum-Bewertungen, der nach zehn Monaten im erfolgreichen Early Access nun auch noch Game-Pass-Besitzer süchtig macht. Im Kern ist Vampire Survivors extrem simpel, fast banal: Die einzige Herausforderung beim Spielen ist das Steuern des Spielercharakters per Analogstick – man scheucht seine Pixelfigur aus einer Draufsicht über eine mal in zwei, mal in vier Richtungen endlose 2D-Ebene. Die Figur greift, ihren Fähigkeiten und den nach und nach erhaltenen Upgrades entsprechend, automatisch an – man löst händisch keine Zauber aus, man schießt nicht, man zielt nicht. Der Start-Charakter hat am Anfang eine Peitsche dabei, mit ihm läuft man herum und wartet anfangs verzweifelt darauf, dass die läppische Waffe alle ein, zwei Sekunden auslöst und die ersten Mini-Feinde kaputt schlägt. Die hinterlassen Juwelen, die sammle ich ein – und schon kommt der erste Level-Aufstieg. Ich suche mir eines von drei angebotenen Items aus: Vielleicht eine Verbesserung der Peitsche – dann schlägt sie erst schneller, bald in zwei Richtungen, dann mit mehr Reichweite oder wird stärker. Oder soll es lieber eine andere Waffe sein?
Andere Totmacher sind Zauberprojektile, Wurfäxte, Flammenschwert, Taubenbomben, Pentagramm-Smartbomb. Zu meinen Lieblingen zählen kreisende Bibeln, einschlagende Blitze oder der Knoblauch, der einen Schaden verursachenden Kreis um meine Figur aufbaut. Es gibt aber auch andere Upgrades: Mehr Schaden generell, mehr Projektile, XP-Booster, Gold-Vermehrer, mehr Lebensenergie, höheres Lauftempo oder sogar ein Respawn. Im Spielverlauf entdeckt ihr dutzende hilfreicher Items und Waffen, die euch immer wieder neu überraschen und herausfordern: Manche wirken anfangs superschwach, können gepimpt aber zum unverzichtbaren Werkzeug im Monsterland werden. Das Finden, Aufleveln und Herumexperimentieren damit gehört zu den großen Pluspunkten von Vampire Survivors: Das Spiel geizt nicht mit Beschreibungen der Items, wie ihr sie möglich effizient einsetzt oder mit welchen anderen Dingen ihr sie kombinieren könnt – das sollt ihr selbst herausfinden.
Am 17. August kommt übrigens ein Switch Port:
Hat mich nicht ganz so gepackt, wie erhofft. Suchtpotential ist sicherlich schon vorhanden aber nachdem ich Hades durchgesuchtet habe, wirkt VS irgendwie sehr oberflächlich.
Vampire Survivors kriegt übrigens ein DLC für 1,99€ oder so. Release ist der 15. Dezember.