Nur noch ein Versuch. Ehrlich!
Auch spart das Spiel nicht mit Erfolgen, Statistiken und Freischaltungen: Nicht nur das Spielen und Killen, das Ausweichen und Aufleveln, sondern auch das Drumherum entfaltet eine große Sogwirkung. Ihr schaltet neue Areale frei, die allesamt pfiffige Geheimnisse und Power-Ups bereithalten. Und ihr bekommt Funktionen hinzu: Mal sind es Stats, wieviele Monster ihr schon geplättet hat, mal die Karten-Funktion oder das Arcana-Karten-Feature, das euch eine komplette neue, taktische Option an die Hand gibt. Dazu gesellen sich viele Spielfiguren mit neuen Attacken und individuellen Fähigkeiten: Es macht wirklich was aus, ob ein Charakter schon mit Glücks-Upgrade, schnellerem Grundtempo oder einem funkelnden Schadensteppich um sich herum ins Abenteuer startet. Mein Liebling war lange der greise Poe Ratcho – weil er standardmäßig die Knoblauch-Aura am Start hat und so anfangs keinen Schaden durch die kleinen Feinde nimmt, die auf ihn einstürmen. Lange konnte ich mir gar nicht mehr vorstellen, ohne das Knoblauch-Item zu kämpfen. Wenn ich andere Figuren ausprobierte, gierte ich immer früh nach dem Knoblauch, weil ich auf dessen Schutz so scharf war. Ein paar Stunden später entdeckte ich dann andere Charakter-, Item- und Waffen-Kombinationen, die mich ebenso stark und unantastbar durchs Level marodieren lassen.
Seid ihr ein bisschen eingespielt und sammelt ab und an ein Grillhähnchen für frische Lebensenergie ein, dann dauert ein Run bei Vampire Survivors zwischen 15 und 30 Minuten. Währenddessen leveln erfahrene Spieler auf Stufen jenseits der 100 hoch, zermatschen über 30.000 Feinde und powern zig Waffen und Items voll auf – solange bis Level-Ups nur noch mit Hähnchen oder Münzsack belohnt werden. Derweil sorgen die Feinde dafür, dass es fast nie langweilig wird: Immer wieder wechseln sich die anrückenden Scharen ab. Fledermäuse, Golems, Hexen, Blobs, Ritter, Beholder, Schlangen, Modermonster, Mumien. Manche sind extrem zahlreich und schwach, andere zerplatzen mit Schaden – zudem gibt es leuchtend umrandete, große Versionen, die viel mehr Lebenspunkte haben. Ringt ihr davon einen nieder, hinterlässt er eine Schatztruhe: Sammelt sie ein, damit ihr mit zufälligen Items belohnt werdet – derweil regnet Konfetti, es prasselt das Gold und die Soundeffekte überschlagen sich. Und das macht Eindruck auf uns Spieler, so wie es die Steinsammel-Sounds bei Lego-Spielen seit vielen Jahren tun. Mir ist klar, dass mich das Spiel in diesem Moment austrickst, dass es mein Belohnungszentrum im Hirn triggert. Aber wenn dadurch, im Gegensatz zur Slot-Machine im echten Kasino oder dem FUT-Pack, keine Gefahr besteht, dass meine kompletten Ersparnisse draufgehen, dann kann ich mich dem hingeben und einfach Spaß haben.
Was bleibt von jedem Versuch?
Entdeckte Geheimnisse, neue Features und Statistiken sowie die bunte Charakter-Riege habe ich bereits angesprochen – von allen diesen Dinge spuckt Vampire Survivors so viel aus, dass ich fast immer das Gefühl habe, die letzten 30 Minuten waren gut investiert. Gemäß der Roguelike-Tradition sind die Level-Ups und Waffen-Verbesserungen pro Run natürlich nicht permanent. Dafür gibt es das Gold, das ihr nach und nach erbeutet. Damit kauft ihr die neuen Figuren (wenn ihr sie mal gefunden habt) und damit verbessert ihr eure Figur im Power-Up-Menü: Mehr Tempo, mehr Angriffspower, mehr Glück, mehr Projektile, usw. – hier geht es simpel, aber teuer zu. Und gäbe es die anderen Benefits pro Run, die vielen Geheimnisse und das Experimentieren nicht, wäre mir das an dieser Stelle zu wenig.
Warum spreche ich eigentlich immer von 30 Minuten? Weil nach dieser Zeit der Tod die Bühne betritt. Ein superstarker Sensenmann, dessen Angriff so viele Lebenspunkte abzieht, dass ihr keinen Schlag überlebt. Oder vielleicht doch? Ich bin zuversichtlich, dass ihr beim Googeln mindestens so schlau seid wie ich – denn ganz offensichtlich hat der Erfolg des Spiels dazu geführt, dass es zahllose Guides mit Tipps zu allen Geheimnissen und Fähigkeitslevels gibt.
Zum Schluss möchte ich euch den Mann kurz vorstellen, dem wir Vampire Survivors verdanken: Der Italiener Luca „Poncle“ Galante hatte sich in das ähnlich gelagerte iOS-Spiel Magic Survival verguckt und spontan beschlossen, etwas Ähnliches zu programmieren. Natürlich – wie er im Gespräch mit der Webseite NME.com verriet – mit dem Standard-Vampir-Grafikset, das er für alle seine Hobby-Projekte nutzte. Das garnierte er mit bäuerlich-urigen Figuren, die italienische Namen tragen, aber nicht mit Vampiren – das wäre angesichts des Namens wohl zu logisch gewesen. Vom Early-Access-Erfolg war Galante so überrascht, dass er seinen gerade angetretenen Vollzeit-Job kündigte und sich jetzt gänzlich, sowie mit der Unterstützung befreundeter Entwickler, seinem Indie-Hit aus dem Nichts widmen kann. Noch im Februar dieses Jahres liebäugelte er mit einem Mobile- sowie Switch-Port, mittlerweile wurde eine Liasion mit der Xbox und dem Game Pass daraus…
Am 17. August kommt übrigens ein Switch Port:
Hat mich nicht ganz so gepackt, wie erhofft. Suchtpotential ist sicherlich schon vorhanden aber nachdem ich Hades durchgesuchtet habe, wirkt VS irgendwie sehr oberflächlich.
Vampire Survivors kriegt übrigens ein DLC für 1,99€ oder so. Release ist der 15. Dezember.