Ein Yoke für alle Fälle
Schon vor etwas über zwei Jahren habe ich im Test der tollen
Honeycomb Alpha Flight Controlsdarüber sinniert, dass Fans ziviler Luftfahrtsimulatoren es mit der Eingabe-Hardware nicht unbedingt leicht haben. Wer seine Cessna per Steuerhorn in die Luft bringen wollte, musste damals nämlich entweder richtig tief in die Tasche greifen oder mit eher mäßiger Hardware auskommen. Die Lücke zwischen dem günstigen, aber veralteten Logitech G Saitek Pro Flight Yoke und der hochpreisigen Top-Hardware klafft unverändert im Markt – erst recht wenn es um Kombi-Lösungen geht. Denn so stark die Honeycomb-Hardware auch ist, mit zusammen rund 500 Euro sind Alpha Flight Controls und
Bravo Throttle Quadrantwirklich kein Schnäppchen und an der Konsole gar nicht erst benutzbar. Dazu kommt: Zusätzliche Pedale sind hier zwingend für eine simulative Flugerfahrung notwendig, da es an alternativen Eingabemöglichkeiten am Yoke selbst mangelt.
Turtle Beach füllt diese Lücke seit Ende 2021 mit dem VelocityOne Flight, das die Funktionalität beider Elemente in einem Gerät vereint und für einen UVP von rund 370 Euro erhältlich ist. Yoke und Schubquadrant sind im Grunde zwar nur zwei Geräte, die per Kabel miteinander verbunden werden – durch eine geschickte Steck-Lösung fügen sich beide Teile aber zu einem praktischen Ganzen, das kaum mehr Platz am Schreibtisch oder Wheelstand einnimmt als ein Logitech G29. Der Hartplastik-Körper des Yoke wird mittels zweier Klemmen am Tisch arretiert, die komfortabel von der Oberseite mittels unter einer Abdeckung versteckter Inbus-Schrauben angezogen werden können. Per USB-C-Kabel werden Schubquadrant und Yoke dann noch miteinander verbunden, ein weiteres USB-Kabel führt zum PC oder zur Xbox – und schon kann es losgehen.
Plastik ohne Ende
Beim ersten Start fällt auf, dass Hersteller Turtle Beach wohl vor allem an den Materialien gespart hat, um einen günstigeren Preis zu erreichen. Sowohl die Basis als auch das Steuerhorn selbst sind aus Hartplastik gefertigt, das mit der haptischen Wertigkeit der Alpha Flight Controls nicht mithalten kann. Auch die symmetrisch auf den Steuerhörnern angeordneten Rundblickschalter und Vier-Wege-Taster sind aus einfachem Plastik, erfüllen ihre Funktion aber ordentlich. Einzig die Daumenauflage ist leicht gummiert. Tatsächlich nimmt der zunächst etwas billige Eindruck aber mit dem ersten Start ab, denn trotz der Plastik-Wüste ist das Steuernhorn gut verarbeitet und liegt erstaunlich wertig in der Hand.
Richtig gut ist außerdem, dass – neben zwei weiteren Einzel-Tasten an der Front – auf der Rückseite des Yokes sowohl die Trigger als auch Schultertasten des Xbox-Controllers angebracht sind. So erhöht sich die Zahl der Tasten am Steuer nicht nur auf stolze 14, die Trigger können aufgrund ihres analogen Auslöseweges auch die sonst notwendigen Pedale für die Bedienung von Seitenruder und Bugrad adäquat ersetzen. Somit ist das VelocityOne Flight tatsächlich eine Komplettlösung – wer mit dem Flight Simulator starten will, braucht keine weitere Hardware, um die Kontrollflächen aller Flugzeuge vollständig bedienen zu können.
An der Front des Steuernhorns sind zudem die übrigen Tasten des Xbox-Controllers angebracht, so dass die volle Kontrolle der Konsole auch ohne einen weiteren angeschlossenen Controller problemlos möglich ist. Zudem findet sich hier auch ein farbiges Display, mit dem unter anderem die Anschluss- und Update-Modi ausgewählt werden können.
Gute Steuerleistung und viele bunte Lichter
Das Yoke selbst glänzt mit einer kleinen Deadzone und ordentlichen Widerständen in der Quer- und Längsachse, die ein gefühlvolles Navigieren des Fluggerätes zulassen. Tatsächlich sind aber kleine Widerstände beim Überwinden der Nullstellung spürbar, hier fühlen sich die Alpha Flight Controls deutlich geschmeidiger und linearer an. Das VelocityOne Flight lässt die Konkurrenz in Form des Saitek Pro Flight Yoke hier aber deutlich hinter sich und wird damit seiner Preisklasse durchaus gerecht.
Letztes Feature des Yokes: An der Front sind zwölf LEDs angebracht, vor die eine magnetische Statusanzeige (von der gleich mehrere Varianten dem VelocityOne Flight beliegen) geklemmt werden kann. Mithilfe der separat herunterzuladenden Software VelocityOne SIP Connect können dann etwa der Zustand des Fahrwerks, der Avionik oder des Autopiloten angezeigt werden. Das ist nett, da es die simulative Immersion steigert und ein etwas größeres Cockpit-Gefühl erzeugt. Zudem funktionierte die Software im Test zuverlässig und ist neben dem Microsoft Flight Simulator auch für weitere Anwendung wie etwa X-Plane 11 und sogar Elite: Dangerous vorgesehen.