Paris zur Zeit der Französischen Revolution: Ludwig XVI. befindet sich am Ende seiner politischen Laufbahn, während sich das neue politische System gegen Kräfte wehrt, die die alte Ordnung wiederherstellen wollen. In diesem aufgeheizten Klima will Alexis Fidèle als Richter Karriere machen, wofür er nicht in seinem Beruf erfolgreich sein muss, sondern auch Intrigen durchleuchten, seinen politischen und gesellschaftlichen Einfluss erweitern und sich sogar um die Familie kümmern.
Der ehrenwerte Richter
Im Mittelpunkt steht dabei seine Arbeit als Richter, denn fast jeden Tag urteilt Fidèle über einfache Leute oder hohe Tiere, die ganz unterschiedliche Delikte begangen haben sollen. Um fair zu sein, muss man dann zunächst herausfinden, ob sich die vermeintlichen Täter wirklich strafbar gemacht haben. Dazu stellt man ihnen Fragen, die Stück für Stück Licht in den Fall bringen. Oft entsteht durch die Antworten ein sehr vielschichtiges Bild, was die Frage nach Freispruch, Gefängnis oder Galgen zu einer schwierigen macht.
Noch kniffliger wird es dadurch, dass man sich die Fragen erst erarbeiten muss, indem man zentrale Stichpunkte der Anklageschrift dem richtigen Thema zuordnet. Ist der betrunkene Zustand eines Angeklagten etwa ein mildernder Umstand, eine Facette seiner Persönlichkeit oder gehört das zum Tathergang? Wer bei dieser Vorbereitung zu oft danebenliegt, kann
später nicht alle Fragen möglichen stellen.
Interessant ist auch, dass man den Prozess nicht gedankenlos herunterspulen sollte, da Fidèle außerdem Einzelheiten der Verhandlung wiedergeben muss. Das kann er aber nur dann zuverlässig tun, wenn man ihr aufmerksam folgt. Tut man das nicht, verliert man Ansehen bei verschiedenen Fraktionen…
Ansehen und Einfluss
… und nur darum dreht sich immerhin das ganze Spiel: Man benötigt Ansehen beim einfachen Volk, bei den revolutionären Kräften und auch der Aristokratie. Sinkt es gen Null, wird man nämlich des Amts enthoben oder gar ermordet – Game Over. Man ist also stehts darum bemüht, allen Parteien irgendwie gerecht zu werden, kann sich in Kurzprozessen aber bei jeweils einer Fraktion beliebt machen (auf Kosten mindestens einer anderen) und die Werte auch anheben, indem man die Familie im Auge behält.
Auch die Beziehung zur Ehefrau, zum ältesten Sohn, dem Großvater sowie dem jüngsten Spross ist schließlich mit je einem der vier Werte verbunden. Während es den Opa und die Bourgeoisie ärgert, wenn man sich um die Muse des an Kunst interessierten Nachwuchses kümmert, ist das dem Ansehen bei den Revolutionären jedenfalls zuträglich. An fast jedem Abend hat man mit einer Familienaktivität so die Möglichkeit, einen gefährlichen Verlust an Ansehen zu kompensieren. Schön auch, wenn man am Tag darauf den Zettel mit einer Zeichnung des kleinen Sohns im Tagebuch findet.
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Habs heute auch direkt mal angespielt, weil ich die geschichtliche Epoche grundsätzlich interessant finde - teile aber das Urteil und die Kritik, das man eigentlich viel mehr darauf achtet wie man Wertemäßig gerade dasteht und dann entsprechend danach urteilt (und vorher noch die Jury entsprechend beeinflusst). Schon ein bisschen Schade, aber die ganzen Balken mit den angezeigten Auswirkungen fordern das echt heraus die eigene Meinung mehr oder weniger zu ignorieren.
Spätestens bei der Familie ist es doch seltsam, wenn Freizeitaktivitäten nichts weiter als Werte für Fraktionen sind, die im Grunde gar nichts mit den Familienmitgliedern zu tun haben.
Das werde ich mir irgendwann bestimmt zulegen. Wunderbares Szenario, unverbraucht und spannend. Ich bin sowieso absolut fasziniert von der Französischen Revolution und habe mir schon immer gewünscht, dass es mal ein Spiel in dieser Epoche gibt. Bitte unbedingt mehr davon, z. B. Mantel und Degen-Spiele
Sollte Sekiro mich irgendwann mal aus seinen wunderbaren, grausamen, nervtötenden Klauen entlassen, könnte das hier als Beruhigungsmittel gerade richtig kommen...
Dahingehend denke ich nicht, dass es missglücktes Gamedesign ist, sondern ein geplantes Feature. Die Arbeit, also die Urteile, werden zur Routine, über die man irgendwann nicht mehr wirklich nachdenkt, sondern sie nur noch nach den Auswirkungen auf das eigene Leben abwägt.