Soll ich im Genlabor experimentieren, um meine Soldaten von innen zu verbessern? Von der temporären Unsichtbarkeit bis hin zur Gedankenkontrolle ist vieles möglich! Oder soll ich sie mit mechanischen Entwicklungen aufrüsten, so dass sie wie halbe Roboter auf Dächer springen? Lieber auf Beton durchschlagende Megafäuste setzen? Auch möglich. Aber für all das braucht man „Meld“, diese seltsame goldene Substanz, die man sehr schnell auf den Schlachtfeldern erobern muss – denn sie verschwindet mit der Zeit.
Ein toller Designkniff, der zur Eile animiert – und genau dann kann man im Gelände fatale Fehler begehen. Wer seine Leute mit hastigen Fingertippern ins Vorfeld schickt, wird mit Verlusten leben müssen, wenn Aliens plötzlich aus der Deckung ballern oder sich schwebend mit ihren Tentakeln über dem Kopf eines Kameraden materialisieren – autsch! Gelingt es, die Strangulation mit einem gezielten Schuss zu beenden? Hat man genug Medizin für die Versorgung danach parat? Man fiebert in diesem Spiel immer mit. Und das nicht nur, weil die Präsentation gerade für Tablet-Verhältnisse unheimlich stimmungsvoll ist.
Teamspirit statt Kanonenfutter
In diesem XCOM wachsen einem nahezu alle Soldaten ans Herz. Denn sie lassen sich individuell ausrüsten, ihre Kills und Einsätze werden gezählt, sie steigen in
mehreren militärischen Rängen auf und können dabei aus jeweils zwei Fähigkeiten eine wählen, so dass jede Karriere von „Scharfschütze“ über „Sturm“ und „Unterstützer“ bis „Schwer“ letztlich eine einzigartige ist. Man kann ihnen nach erfolgreichen Missionen sogar Orden verleihen, die sie nochmals spezialisieren! Also wählt man seine Befehle im Gelände mit Bedacht, denn der Tod eines über Stunden aufgebauten Veteranen schmerzt richtig.
Keine Bange: Man kann auf dem Tablet mehrere Plätze für das manuelle Speichern nutzen. Wie im Vorbild gibt es vier Schwierigkeitsgrade von „leicht“ bis „unmöglich“, wobei man als Kenner von Rundentaktik auf der dritten Stufe starten sollte, dann sind die eigenen Jungs nicht so schnell überlegen. Dabei geht es nicht nur um Kopfschuss, Granate & Co – im Gegenteil: Nicht die totale explosive Zerstörung, sondern das clevere Ausschalten der Feinde bei gleichzeitiger Sicherung von unzerstörten Materialien steht im Vordergrund. Man kann an Rohren und Leitern auf Dächer klettern, Scheiben einschlagen sowie in viele Gebäude vordringen, proaktiv Feuerschutz geben oder seine Deckung stärken. Und man sollte die Außerirdischen frühzeitig betäuben, um sie später zu verhören und schneller zu forschen.
Es sind nicht nur mehr Ressourcen, Waffen und Karten, denn der Name „Enemy Within“ ist Programm: Eine terroristische Organisation namens EXALT arbeitet gegen meine XCOM – zwar sind das „nur“ Menschen, aber im Gelände sind sie mit Granaten und Scharfschützen unangenehme Feinde. Auch auf der Planungsebene des Basisbaus entsteht so eine Art Zweifronten-Krieg, denn ich muss Geld in Gegenmaßnahmen wie Labore investieren oder Spione entsenden. Und schließlich profitiert die Story von den erzählerischen Winkelzügen, die durch EXALT entstehen.
Basisbau und Rundentaktik
Zwar bleibt es auch auf dem Tablet bei einigen Inkonsequenzen in der Kollisionsabfrage, so dass manche Schüsse klar durch Wände jagen – ärgerlich. Aber das ist der einzige spielmechanische Fauxpas in einem ansonsten unheimlich vielfältigen Spiel: Den Kern der Faszination bilden zwar die Gefechte mit kleinen Trupps im Gelände, wo bis zu sechs Männer oder Frauen in den Krisengebieten
mit klaren Zielen abgesetzt werden. Aber hinzu kommen ja neben dem Ausbau der eigenen Basis mit Laboren, Kraftwerken, Satellitenstationen & Co eine Budgetplanung, die Luftraumüberwachung und die eingangs erwähnte Forschung – und all das ohne größere Ladezeiten.
Ab und zu muss man technische Abstriche im vergleich zu PC und Konsole in Kauf nehmen: Bei manchen Zwischensequenzen fehlt z.B. der Ton und es kann zu Clippingfehlern kommen. Im Gegensatz zu Enemy Unknown sieht die Kulisse hier allerdings inklusive Zwischensequenzen deutlich stimmiger aus und die Karten wiederholen sich nicht so oft: Es gibt angenehme Vielfalt zwischen diversen Städten, Wäldern, Ruinen sowie Raumschiffen. Hinzu kommen mehr Gassen, Winkel und Höhen, die zum cleveren Positionieren einladen.
Unterm Strich ist das eine bessere Portierung als jene von Enemy Unknown. Zwar gibt es meist nur englische Sprachausgabe, aber die kann sich inklusive charmanter Akzente hören lassen – und hinzu kommen mitunter Kommentare in der jeweiligen Landessprache. Die deutsche Lokalisierung der Texte ist zudem solider als letztes Jahr. Und schließlich hat es auch endlich der Multiplayer-Modus auf das Tablet geschafft. Ihr könnt euch aktuelle Spiele anzeigen lassen oder selbst eines erstellen, in dem ihr auf diversen Karten ein Duell gegen einen anderen Spieler austragt; dabei kann sich jeder ein Team aus einem Pool an Klassen und Fähigkeiten zusammenstellen.
Im Google Play Store für Android gerade für 5,41 € im Angebot. Hammer. iOs weiß ich nicht.
ich hab mein letztes Enemy Unknown spiel nun beendet; einziger bug (in den ca. 8 übrigen stunden) war im abspann, wo mir der ton teilweise ausfiel.
bei Enemy Within (PS3) hab ich schon 20 stunden spielzeit erreicht und bisher nicht ein einziger bug vorgekommen. den ganzen MELD-kram hab ich aber nicht gemacht, find die Idee schlecht; niemand von meinen soldaten würde sich arme und beine amputieren lassen, ich kenn sie.
sonst macht der neue teil einen guten eindruck. macht ordentlich süchtig.
Ich wäre immer noch interessiert an einem Titel, der spielerisch besser als UFO: Enemy Unknown (Baujahr 1994) ist. Die komplette Neuauflage der X-Com Serie ist es jedenfalls nicht und das empfinde ich doch als reichlich ernüchternd.
Das ist jetzt meine eigene zweifelhafte Theorie, aber ich hab ja bei solchen Games wie XCOM und Bloodbowl zum Beispiel, das Gefühl das es auch auf das persöhnliche Klickverhalten ankommt. Wenn ich bei XCOM oder Bloodbowl as fast as possible den Knopf zum ausführen/würfel drücke, dann komme ich nach meinem empfinden auf schlechtere Ergebnisse als wenn ich ne Sekunde warte und dann drücke. Mag Einbildung oder pures Glück sein, aber so empfinde ich gerade bei diesen beiden Spielen.