Veröffentlicht inTests

Yakuza 3 (Action-Adventure) – Yakuza 3

Wenn Schultern wie Stahlträger mit einem einzigen Ruck ihre Nadelstreifenjacken vom Leib reißen. Wenn die Kamera mit der ungenierten Bewunderung eines 14-jährigen Comicfans um tätowierte Rücken schleicht. Wenn rockige Gitarren zum Angriff blasen. Wenn die Kämpfer endlich wie Wölfe aufeinander losgehen – dann schlagen Tokios Yakuza wieder mit aller Kraft zu. Kein Spiel versteht das dramatische Luftholen in verrauchten Kneipen und die ehrenhafte Verbeugung verbitterter Erzfeinde besser als Segas Unterwelt-Saga!

© Sega / Sega

Die wertvolle Blaupause

Auch ballistische Waffen darf  ich nach wie vor einsetzen; das Abfeuern der Pistolen oder Schrotflinten ist allerdings dermaßen unspektakulär – der Kampf Mann gegen Mann steht in Yakuza nun mal im Vordergrund. In seinem spielerischen Herzen ist das Spiel ein Prügler, der sich beim Sprung auf die neue Plattform kaum geändert hat. Und das ist es auch, was man Sega vorwerfen muss: So zufriedenstellend wie die Mechanik immer noch funktioniert, so sehr hätten sich die Entwickler um neue Bewegungsabläufe oder eine automatische Kameraarbeit bemühen können, die den aktuellen Gegner im Fokus behält. Kazuma lernt zwar einige neue Angriffe, alles andere hat er aber direkt von der PS2 mitgenommen.

Die neuen Möglichkeiten mit den zahlreichen Hieb- und Stichwaffen gefallen mir aber. Die in den entsprechenden Slots verbauten Waffen verschwinden nämlich nicht mehr, wenn sie zerbrechen – gegen eine geringe Gebühr kann ich sie später reparieren. Oder sollte ich einfach eine neue Waffe aufnehmen, um mein aktives Arsenal wieder zu vervollständigen? Lieber nicht! Denn mit den entsprechenden Werkstoffen, Blaupausen und etwas Zaster verbessert ein Waffenkenner meine Knochenbrecher. Mit diesen einfachen Kniffen geht die Wahl der Waffe endlich über den flüchtigen taktischen Vorteil hinaus. Abgesehen davon lockern viele geskriptete Ereignisse, in denen ich rechtzeitig auf die angezeigten Knöpfe hämmern muss, das Geschehen auf und sorgen in vielen Situationen für brachiale Höhepunkte.

Madam Tussaud in Tokio

Apropos Höhepunkte: Wie zuvor tut Kazuma seinen Gegner nach wie vor besonders weh, wenn er blau oder diesmal gar rot leuchtet. Genauer gesagt richtet er dann nicht nur mehr Schaden an, er setzt einem Banditen nach einem situationsabhängigen Knopfdruck auch besonders schwer zu. So knüppelt er einen Feind z.B. in die Knie,

Die Figuren sehen zwar wie animierte Wachsfiguren aus – die vielen Filmszenen haben allerdings echte cineastische Qualitäten.

um anschließend zu einem wirklich bösen Kopf-Baseball auszuholen – f…autsch! Wobei das Spiel diesmal ein Stück weit am Ziel vorbei rauscht. Die einst ähnlich ü

berzogene Darstellung der Gewalt wird im dritten Kapitel nämlich durch comicartige visuelle Effekte verstärkt und von Geräuschen untermalt, denen der dumpfe Wumms der Bodenständigkeit fehlt. So wirkt die Action leider weniger brachial als auf PS2.

Überhaupt büßt Yakuza in seiner aktuellen Form etwas von dem dreckigen Charme seiner Vorgänger ein, da sämtliche Figuren und Kulissen übermäßig farbenfroh gezeichnet wurden. Beeindruckende Leuchtreklame ist die eine Sache – unnatürlich bunte Charaktere kommen leider der Glaubwürdigkeit in den Weg. Es sind ja nicht nur die Farben; es sind vor allem die wie animierte Wachsfiguren zum Leben erweckten Menschen, die sinnbildlich für Kojimas Warnung vor dem technischen Rückstand japanischer Spiele-Entwicklungen stehen könnten. Man darf Sega zugute halten, dass sie Gesten, Mimiken, Kameraarbeit und Schnitt eigentlich ähnlich gut beherrschen wie Heavy Rain oder Uncharted 2 und auch die Klaviatur der leisen Töne zu spielen wissen. Technisch sprechen wir hier allerdings von einem ganz anderen Level.

Fang mich doch!

Und das gilt nicht nur für die audiovisuelle Seite. Auch die Steuerung lässt durchblicken, dass das Grundgerüst aus einer Zeit stammt, in der man sich noch Bildschirm für Bildschirm durch starre Umgebungen bewegte. Denn trotz Schulterblick und meist frei drehbarer Perspektive läuft Kazuma nach einem Kameraschwenk gelegentlich in jene Richtung weiter, in die er zuvor gegangen ist – eine typische Reliquie der Resident Evil-Antike. Nicht zuletzt könnte man die detaillierten Kulissen auch besser genießen, wenn Kazuma nicht nur zwei Laufgeschwindigkeiten beherrschen, sondern dynamisch schneller oder langsamer werden würde. Spätestens in den neuen Verfolgungsjagden ächzt das Spiel unter der Last der rasanten Action. Es ist richtig klasse, wenn Kazuma einem Feind hinterher rennt oder selbst auf der Flucht ist – wieder ein Indiz für den detailverliebten Abenteuerspielplatz, der Yakuza 3 an allen Ecken und Ende ist! Doch selbst wenn ich ihn elegant über eine Motorhaube schlittern lasse: Kazuma lässt sich im Sprint nur schwer lenken, stolpert schon mal ungelenk in eine Menschentraube und bleibt etwas zu oft an kleinen Hindernissen hängen. Gerade beim Sprinten wird deshalb leider deutlich, dass Yakuza spielerisch nur behäbig vom Fleck kommt.    

  1. Ich habe mir Yakuza 3 letzte Woche für 30 € gekauft. Gereizt hat es mich schon lange, aber ich war mir nicht sicher, ob es mir gefällt, daher wollte ich nicht mehr als eben 30 € ausgeben. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, ich bin total begeistert.
    Habe vorher noch keinen Teil der Serie gespielt, ist irgendwie an mir vorbeigegangen. Das bereue ich nun allerdings. Nachdem ich mir erstmal die ausführlichen Videos mit den Storyhintergründen angesehen habe (was ich eine echt super Idee finde, auch wenn ich etwas Mühe hatte, alles nachzuvollziehen), war ich zunächst mal leicht ernüchtert. Irgendwie hatte ich etwas anderes erwartet, kann aber auch nicht ganz formulieren, was genau ich denn erwartet hatte (ich weiß, klingt komisch, ist aber so). Aber dann, so nach 4 oder 5 Stunden Spielzeit, bin ich so richtig in die Materie und das Spiel reingekommen. Die Story, die etlichen interessanten Charaktere, die vielen kleinen Geschichten, die Minigames, die Atmosphäre...all das begann mich vollkommen in den Bann zu ziehen. Es gibt so viel zu tun, so viel zu entdecken, die Story ist spannend, die Charaktere gut gezeichnet, und sie wecken Emotionien, positiv wie negativ.
    Ok, man muss natürlich mit der japanischen Art der Charkterzeichnung, den (für wahrscheinlich viele Europäer) schmalzigen Storyelementen etc. klarkommen, nur dann wird das Spiel seine volle Faszination entfalten, denke ich (so wie es das für mich tut). Aber selbst wenn man mit einigen Dingen nichts anfangen kann, dann bleibt doch eine riesige Spielwiese, auf der man sich austoben kann. Natürlich nicht so groß (rein flächenmäßig) wie bei GTA 4 z. B., aber dafür mit so viel mehr Leben und spannenden Sachen, die man entdecken kann (nur meine Meinung natürlich). Und der Umfang ist ja mal gigantisch, so wie es aussieht. Ich habe jetzt eine Spielzeit von ca. 20 Stunden (ich komme nur an Wochenenden zum zocken) und ich habe laut Statistik erst 12 % des Spiels abgeschlossen 8O . Da kommt wohl noch so einiges, kann's kaum...

  2. Bin zwar Yakuza-Neuling, aber umso mehr reißt mich dieses Spiel vom Hocker. Da haben die Japaner wieder bewiesen, dass sie (unerreicht) gute Geschichten schreiben können. Der atmosphärischste Titel seit langem...
    Kanns kaum erwarten ihn zu Ende zu spielen. Die fehlende englische Synchro stört mich auch überhaupt nicht, da es immerhin Untertitel gibt. ^^

  3. Na ja, die Yakuza 3 - Special Edition gibts im Moment für schlappe 17.95 GBP bei zavvi.com, mit dem Gutscheincode "chillmo99" sparst dir sogar noch die Versandkosten von 0,99 GPB ...
    Gruß

  4. Also für 48€ habe ich es nun Online gekauft bei. Wird bei den Amazon Marketplace Händlern ja neu für um die 50€ mit Versanskosten verkauft. Spiele es aber noch nicht da ich noch am Zweiten Teil gerade dran sitze.
    Der Inhalt der weggelassen wurde interessiert mich dabei eigentlich nicht. Auf Shogi und Mahjong kann ich verzichten, Mahjong spiele ich nämlich schon in Teil 2 nicht. Doch das mit den Hostessen ist wirklich so schade. Ich habe da unglaublich viel spaß mit und verprasse in den Clubs meistens mein ganzes Geld.
    Obwohl die Spiele in Japan Millionen Seller sind wird es Sega aber nicht schaffen das die Spiele in Nordamerika oder Europa erfolgreich sind. Dafür ist GTA leider zu mächtig. Yakuza hätte es eigentlich verdient mehr Aufmerksamkeit zu erhalten. Doch was tut Sega dagegen? Eigentlich nichts. Erst jetzt bei Teil 3 hat man es mal mit Werbung versucht. Ein Spiel welches schon schwer genug zu verstehen ist wenn man erst seit Teil 2 dabei ist.
    Auch die Veröffentlichung fast parallel zu Final Fantasy XIII und God Of War 3 war sehr unklug von Sega. Und erneut gibt es keine deutschen Untertitel. Dafür sind die deutschen zu synchronverwöhnt. Zumindest in Deutschland werden die meisten da wohl eher zu den Episodes From Liberty City greifen, da gibts zumindest deutsche Untertitel.
    Sega liefert mit Yakuza eine super Spieleserie ab. Leider sind sie anscheinend unfähig das Spiel in Nordamerika und Europa vernünftig zu vermarkten. Und jetzt wo sich so viele Spieler beschwert haben, wird Sega wohl darauf verzichten Teil 4 bei uns zu veröffentlichen. Und das wäre wirklich schade.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1