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Ender Magnolia: Bloom in the Mist im Test – Solides Soulslike mit einem klaren Highlight

Mehr vom Gleichen oder doch eine Evolution? Ender Magnolia: Bloom in the Mist muss in unserem Test zeigen, in welche Kategorie es fällt.

Ein Screenshot aus Ender Magnolia: Bloom in the Mist mit rot-blauem Banner.
© Adglobe / Live Wire / Binary Haze Interactive / Adobe Photoshop [M]

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Das 2021 veröffentlichte Ender Lilies: Quietus of the Knight ist schon lange kein Geheimtipp mehr, sondern gehört mit mehr als 34.000 Bewertungen auf Steam längst zu den bekanntesten Soulslike-Metroidvanias. Mit Ender Magnolia: Bloom in the Mist erscheint nun vier Jahre später ein Nachfolger, dessen Name genauso lang und sperrig ist. Währen außen (fast) das gleiche draufsteht, scheint innen (fast) das gleiche drinzustecken, denn Ender Magnolia ist in jeder Hinsicht eine konservative Fortsetzung.

Trotzdem möchte ich den japanischen Entwicklerstudios Live Wire und Adglobe nicht ihre Ambitionen absprechen, die sie mit dem Early Access-Release vergangenes Jahr bewiesen haben. Zehn Monate und eine ganze Menge an Fan-Feedback später ist Ender Magnolia nun endlich fertig und schnetzelt sich zusätzlich zum PC auch auf alle Konsolen. Ob die Entscheidung zum Early Access die richtige war und ob das Soulslike-Metroidvania mehr zu bieten hat als nur „mehr vom Gleichen“, klärt unser Test.

Ender Magnolia: Bloom in the Mist – Das Zauberwort heißt Amnesie

Eine Entwarnung vorweg: Auch wenn Ender Magnolia: Bloom in the Mist nach dem Vorgänger angesiedelt ist, braucht ihr diesen nicht gespielt zu haben, um die Story zu verstehen. Gleich zu Beginn wird ohnehin erstmal alles auf null gesetzt: Die junge, hilflose Protagonistin namens Lilac leidet unter Amnesie und stolpert durch düstere Gänge, während ihr versucht herauszufinden, wer und wo ihr seid und was ihr hier genau wollt.

All diese Fragen werden im Laufe des Spiels beantwortet und die Geschichte von Ender Magnolia ist durchaus rund, wenn auch ein wenig flach, reißt mit Menschlichkeit und Autonomie spannende Themen an, die vor dem Hintergrund von künstlich erschaffenen, aber emotional handelnden Homunkuli diskutiert werden. Darüber hinaus bringt ein jeder großer Boss sein eigenes kleines, stets tragisches Schicksal mit, erzählt in minimal animierten Standbildern.

Verlust und Verrat, der Wunsch nach Rache und die Suche nach dem eigenen Sinn werden immer wieder bruchstückhaft aufgerissen, um Lilacs Gefährt*innen Tiefe zu verleihen. Das gelingt im Vergleich zum Vorgänger, ist aber zu wenig, um hier wirklich eine vielschichtige Truppe aufzubauen. Bis zum Schluss fand ich die Figuren wenig greifbar, was mich angesichts des Genres aber insgesamt trotzdem nicht gestört hat: Story-Puristen werden wohl mit den wenigsten Metroidvanias wirklich glücklich, zumeist steht hier eben das Gameplay im Vordergrund.

Garniert wird die Narrative neben den erwähnten Sequenzen und einigen Dialogen zusätzlich mit verstreuten Notizzettel, die unter anderem von anderen Homunkuli berichten oder die Hintergründe der Spielwelt erläutern. Alles nett, allerdings eher zweckdienlich als wirklich motivierend, um die Reise in den oberen Sektor anzutreten und endlich Informationen zur eigenen Herkunft und Identität zu erhalten.

Alles muss man selber machen lassen

Ist Ender Magnolia: Bloom in the Mist in vielerlei Hinsicht ein eher klassisches Soulslike-Metroidvania, unterscheidet es sich genau wie sein Vorgänger zumindest in einem Punkt gravierend von der Konkurrenz. Ihr schwingt nämlich nicht eigenhändig Großschwert oder Keule, sondern lasst die Drecksarbeit von den erwähnten Homunkuli erledigen. Auf eurer Reise findet ihr immer wieder neue Verbündete, die ihr eurem Portfolio hinzufügen könnt und die dann auf Knopfdruck für euch ihren individuellen Angriff rausfeuern.

Bis zu vier Homunkuli könnt ihr gleichzeitig ausrüsten und so euren ganz eigenen Kampfstil kreieren: Ob kontinuierliche Attacken mit Schwert, Sense oder Hammer, ein Dauerfeuer aus Pistole, ein schneller Schnitt zur Seite oder der Schutz vor gegnerischer Offensive, um nach einer erfolgreichen Parade den Gegenschritt einzuleiten – dank Mix und Match könnt ihr herumexperimentieren und euch immer wieder an die jeweilige Situation anpassen.

Im Vergleich zum Vorgänger sind die Einsätze der Homunkuli nun übrigens nicht mehr endlich und müssen entsprechend auch nicht an Rastplätzen aufgefüllt werden, eine klare Verbesserung zugunsten eines geschmeidigeren Spielflusses. Zwar hat Ender Magnolia insgesamt weniger Homunkuli zu bieten, dafür lassen sich bei einem jeden drei Angriffe freischalten, wenn die entsprechende Ressource vorhanden ist. Das sorgt dafür, dass jeder Verbündete auch tatsächlich eine Hintergrundgeschichte besitzt, und sei sie noch so oberflächlich – Adieu, seelenlose Schleime oder Vögel…

Ihr bedient euch also einem Arsenal an verschiedenen Beschwörungen, mal mit Nah- und mal mit Fernkämpfern. Das fühlt sich nicht fundamental anders an als ein Kampfsystem mit Schwert und Magie, ist aber originell genug, um aus der Masse hervorzustechen und verwebt Geschichte mit Gameplay. Besonders das Anpassen an neue Gebiete oder Bosse lässt die Homunkuli-Mechanik glänzen, auch wenn es nervt, dass ich Änderungen nur an einem Speicherpunkt vornehmen kann.