Während Sommer-Fans den langsamen, aber stetigen Wetterwechsel wohl verfluchen dürften, beginnt für Vielspieler*innen die schönste Zeit des Jahres: Endlich keine Dauersonne mehr, die auf dem Bildschirm blendet; endlich keine schweißtreibende Hitze mehr, die uns auf dem Sofa oder am Schreibtisch zum Kochen bringt.
Klischees beiseite: Egal in welcher Jahreszeit, wir als 4P-Redaktion füllen unsere Freizeit weiterhin mit Games. Und im Oktober schauen nicht nur JRPGs aus den aufgetürmten Blätterbergen, auch Indie-Perlen funkeln im melancholischen Herbstlicht. Welche das sind und was wir von ihnen halten, verraten wir euch im Folgenden.
Sören: Viel Diablo, viel Metaphor ReFantazio und endlich Neva
Der Oktober, meine lieben Leser*innen, ist sowohl aus beruflicher als auch privater Sicht der absolute Videospiel-Wahnsinn. Es gibt einfach viel zu viel Neues, was ich unbedingt ausprobieren und spielen möchte und zu wenig Zeit. Vermutlich wird mich noch einiges, was ich derzeit zocke, bis in den Winter hinein und noch darüber hinaus begleiten.
Da wäre zum Beispiel Diablo 4, über dessen Erweiterung Vessel of Hatred ich mich sehr freue. Zwar endet die Story längst nicht so, wie ich es mir gewünscht habe, aber trotzdem hat mich das Lootfieber längst wieder gepackt. Das liegt aber auch mehr daran, dass Blizzards Action-Rollenspiel schon seit mindestens Season 4 wirklich rund ist und es im Endgame endlich genug Abwechslung gibt. Also husche ich mal wieder mit meiner Zauberin durch die Welt, blitze alles nieder und erfreue mich daran, immer stärker zu werden.
Übrigens: Wie gut das neue Addon ist, erfahrt ihr im Test zu Diablo 4: Vessel of Hatred von Jonas.
Und wenn ich mal nicht Mepthistos Schergen in die Verdammnis verbanne, dann widme ich mich Metaphor ReFantazio. Nachdem mich Persona 3 Reload sehr enttäuscht und vor allem gelangweilt zurückgelassen hat, ist die Lage beim nächsten großen Atlus-Rollenspiel eine andere. Denn hier macht mir das Gezeigte bislang verdammt viel Spaß, obwohl die grundlegende Gameplay-Struktur sehr ähnlich zur Persona-Reihe ist.
Dennoch gibt es ein paar Änderungen, die mir wirklich gut gefallen: Schwächere Gegner darf ich einfach direkt umhauen, ohne den Umweg über das rundenbasierte Kampfsystem zu gehen. Die Archetypen, quasi die Personas von Metaphor, lassen sich per Knopfdruck für alle Mitstreiter*innen ändern, wodurch ich auf knackigere Kämpfe gut reagieren kann. Außerdem ist die Fantasy-Welt spannend, weitgehend originell und die Charaktere sprechen mich auch viel mehr an, als es noch beim Remake von Persona 3 der Fall war. Ob mich Metaphor ReFantazio bis zum Schluss halten kann, verrate ich euch dann in einer anderen Ausgabe.
Aber halt, noch ist mein Monatsausflug nicht vorbei. Denn ich darf auch endlich die Vollversion von Neva spielen. Dem quasi geistigen Nachfolger von einem der schönsten Spiele aller Zeiten, namentlich Gris. Viel mehr als in meiner Preview von vor ein paar Monaten gibt es aber nicht zu sagen, außer: Neva ist wunderschön, spielt sich gut und ist ein kurzweiliger Kunst-Snack. Darf ja auch mal sein im sonst rappelvollen Oktober-Monat.
Patrick: Resident Evil 8: Village
„Das spielen wir in einer Nacht-und-Nebel-Aktion durch, das macht doch Spaß, so mit Schlafentzug!“, sagte mir ein mir nahestehender Freund vor einiger gefühlten Ewigkeit, nachdem er ein riesiger Fan von Resident Evil 4 war, jetzt endlich Resident Evil 5 erschienen war, nun wiederum zusammen mit mir Teil 5 im Coop-Modus in nur einer einzigen Nacht durchspielen wollte – also haben wir eine Videothek angesteuert, uns Konsole und Spiele ausgeliehen, uns das mickrige Taschengeld geteilt, um …
Hallo, nicht wegklicken hier! Was ich an eure Ohren gebracht haben möchte: Resident Evil 5 inklusive spielbaren Charakteren Chris Redfield und Sheva Alomar war meine erste Berührung als Spieler mit dem traditionsreichen Survival Horror der Marke Capcom. Na gut, in den frühen Nullerjahren unternahm ich mit Dino Crisis, Regina und Dritte-Energie-Debakel meine Jungfernfahrt im Bereich Survival Horror.
Ach, na schön, auch gelogen, noch dafür knarzte ich mit Alone in the Dark und Edward Carnby durch das Horrorspiel très français vom damaligen Infograme – oder eher: Guckte älteren Geschwistern beim Erforschen gespenstischer Herrenhäuser über die Schulter. Angesichts dieser frühen Prägung eigentlich ein Wunder, dass ich bis vorletztes Jahr nie wieder ein Resident Evil-Spiel angefasst habe.
Obwohl, ach, das ist auch wieder an der Wahrheit vorbeigeredet. Derselbe Kumpel wollte mit mir vor gar nicht allzu langer Zeit die Resi 5-Erfahrung aus Jugendjahren mit Resident Evil 6 wiederholen. Aber das einzige Gameplay-Element, welches mich bei Resi 6 begeistert hat, ist: Man (oder frau und alle dazwischen und außerhalb) kann über auf dem Boden liegende – schöner ausgedrückt: sich in der Horizontalen befindliche – Zombies stolpern. Richtig! „Über Zombies stolpern!“, ist für mich das Highlight (eigentlich: Stolperfalle! Hehe!) aus Biohazard 6, ums mal japanisch (aber eigentlich englisch) zu sagen.
Okay, war das jetzt eine Lehrstunde zu „Wie schreibe ich fast 300 Wörter über Resident Evil 8: Village, ohne ein einziges Wort über Resident Evil 8: Village zu verlieren?“, oder was? Ja, ich hole gerade Resident Evil Village nach – und grusele mich beim Erforschen von Schloss Dimitrescu, Haus Beneviento und der knisternden Garderobe (und Freddy-Krüger-Fangnägel) von Alcina Dimitrescu – ganz ähnlich wie damals. Bei Geschwistern über die Schultern gelinst, im virtuellen Louisiana der 1920er-Jahre, mit Emily Hartwood am Revolver.
Tja, fast 15 Stunden habe ich bis hierher in Resident Evil Village reingebuttert (oder eher: geblutet). Merklich mehr als in Resident Evil 2 Remake (13 Stunden), Resident Evil 3 Remake (10 Stunden) und Resident Evil 7 Biohazard (14 Stunden). Und dabei habe ich nach Bauchgefühl gerade erst die Hälfte von „Ethan Winters – die Odyssee des geschundenen Jedermanns zweiter Teil“ abgeschlossen. Ich umarme jedwede nächsten, 15 Stunden, die mir noch im rumänisch anmutenden Dorf auflauern – ganz ohne Coop-Modus wie damals durchwacht, mit Sheva, Chris und Kumpel vor der Konsole. Hach, Nostalgie!
Gerrit: Little Nightmares 2
Licht gedimmt und Wolldecke über den Kopf gezogen: Passend zum gruseligsten Monat habe ich ein besonders schauriges Spiel installiert. In Little Nightmares 2 streife ich mit meinen spielzeuggroßen Puppenwesen Mono und Six nun durch bedrückende, verwahrloste und düstere Gegenden – immer in der Anspannung, eine Falle auszulösen, von einem morschen Holzweg zu stürzen oder die Aufmerksamkeit eines grotesken Monsters zu erregen.
Auf der gamescom konnte ich Little Nightmares 3 antesten und es hat mich sofort in einen perfiden Bann gezogen, da es so abstoßend wie faszinierend war. Zuvor hatte ich lediglich den ersten Teil gespielt, doch der zweite Teil übertrifft diesen in puncto angespannter Stimmung und gruseligen Momenten. Besonders die schlangenhalsige Lehrerin, die an die japanische Yokai Rokurokubi angelehnt zu sein scheint, und der selbst wie ein Besessener agierende Arzt, haben mich schaudern lassen.
Gefühlte Parallelen zu Limbo (die Anfangsszene) oder Slenderman (die Sektion in den Bahnwaggons) mögen zufällig oder eine liebevolle Hommage sein. Mir gefällt, dass das Abenteuer nicht auf platten Jumpscare setzt, sondern auf Atmosphäre, anschwellende Spannung und eine kleine Portion Panik in den richtigen Momenten. Schade finde ich, dass es keine Zwei-Spieler-Option gibt – im Team gruselt es sich doch besser. Little Nightmares 3 wird diesem Umstand übrigens nur scheinbar optimiert – zwar gibt es einen Zwei-Spieler-Modus, jedoch nur online, nicht im Couch-Koop.
Jonas – Metaphor: ReFantazio
Wer mich und meine Vorlieben kennt, ahnt vermutlich bereits, welches Spiel ich derzeit wie ein 5-Gänge-Menü genieße und gleichzeitig wie ein All-You-Can-Eat-Buffet verschlinge – richtig, die Rede ist natürlich von Metaphor: ReFantazio. Da ich in den Wochen vor dem Release mit Diablo 4: Vessel of Hatred und Dragon Ball: Sparking! Zero beschäftigt war, konnte ich das neue Werk der Persona-Macher*innen leider nicht testen, sondern zocke es nun privat. Schade: Es hätte die erste 10 hier werden können.
Denn nach mittlerweile mehr als 40 Stunden begeistert mich Metaphor: ReFantazio noch immer genau wie in den ersten Minuten; mitunter sogar mehr, wenn wieder mal ein neuer interessanter Charakter eingeführt wird oder mich eine unerwartete Wendung überrascht. Oder wenn ich einen neuen Archetyp freischalte und sich die Möglichkeiten für das ohnehin schon viel zu spaßige Kampfsystem noch erweitern und ich abermals die gesamte Team-Konstellation umwerfe.
Metaphor: ReFantazio gibt mir alles, was ich mir von einem Persona beziehungsweise Shin Megami Tensei mit Mittelalter-Fantasy-Setting hätte wünschen können: Eine fesselnde Story rund um Intrigen und Thronräuber; unfassbar geschmeidige und mitunter durchaus herausfordernde Rundenkämpfe; ein ohrenbetäubend guter Soundtrack; und natürlich atemberaubende Menüs wohin das Auge blickt. Ihr merkt, ich komme aus dem Schwärmen nicht mehr raus.
Deshalb fällt es mir auch leicht, die etwas veraltete Grafik zu ignorieren – mein bislang einziger Kritikpunkt. Wenn Metaphor: ReFantazio in der zweiten Hälfte nicht nachlässt, steht mein Spiel des Jahres wohl fest, auch wenn es 2024 mit Astro Bot und fantastischen Indie-Titeln wie Lorelei and the Laser Eyes, Balatro, Crow Country, Animal Well und 1000xResist wirklich starke Konkurrenz gab. Und dabei ist Rise of the Golden Idol noch gar nicht draußen! Okay, Schluss mit der Aufzählung – ich muss zurück zum Kampf um den Königsthron.
Quellen: Youtube / DiabloDE, Bandai Namco Europe, Official ATLUS West