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Alpha Protocol – Ein Spionage-RPG (Rollenspiel) – Alpha Protocol – Ein Spionage-RPG

Neverwinter Nights 2, Star Wars: Knights of the Old Republic 2 – Obsidian Entertainment fuhr bisher erfolgreich im Windschatten von BioWare. Aber so gut man die Auftragsarbeiten auch erfüllte, fehlte es bisher an eigenen Ideen – bzw. dem Risikokapital. Umso erfreulicher ist es, dass man für Sega kreatives Neuland abseits von Fantasy oder Science-Fiction betritt: Die Gegenwart. Können die Kalifornier mit ihrem Spionage-Rollenspiel überzeugen oder die Kanadier gar übertrumpfen?

© Obsidian Entertainment / Sega

Die Qual der Wahl

Dialoge unter Zeitdruck: Man muss sich schnell für eine Antwort entscheiden.

Das Rollenspiel geht gleich darauf weiter, als Mina nachfragt wie Thorton denn aus dem Raum ausbrechen will und ihre Hilfe anbietet: Will ich brachial in die Offensive gehen, eine Scheibe einwerfen oder einen Hinterhalt legen? Je nach Antwort informiert Mina direkt die Wachen, löst einen Alarm aus oder verweist auf den Feuerlöscher. Ich habe also nicht nur die freie Wahl, wie ich meine Rolle in Dialogen interpretieren und zu wem ich Beziehungen aufbauen will, sondern spüre je nach Antwort und Verhalten kleine bis große Konsequenzen. Es gibt auch einen Rüffel, wenn man sich nicht an Absprachen hält, oder Feedback, wenn man in unpassender Kleidung irgendwo erscheint.

Später sehe ich mir eine Nachrichtensendung mit Al-Samad komplett an und bekomme in Zukunft fünf Prozent Rabatt bei saudischen Händlern. Dann schalte ich 50 Feinde lautlos aus und bekomme einen Schleichbonus. Dann verwirre ich in einem Gespräch mein Gegenüber mit einer unklaren Haltung und bekomme Erfahrungspunkte. Schon diese kleinen Konsequenzen demonstrieren die Rollenspieltugenden. Und die werden im Laufe des Spiels immer stärker: Nur wer die richtigen Beziehungen pflegt, bekommt z.B. mitten in einem Einsatz die Unterstützung eines Kampftrupps; ansonsten ist man allein unterwegs. Ich entscheide über Leben und Tod, über Gnade und Verstümmelung – und das unter Zeitdruck.

Die Frage der Moral

Das sorgt auch deshalb für Spannung in den Dialogen, weil es in der Welt der Geheimdienste weder ein klares Gut noch Böse gibt, so dass ich in den Gesprächen nicht einfach moralische Schubladen aufmachen kann wie in jeder Waldundwiesenfantasy – ich muss genau zuhören und wissen, was ich will. Es kann hilfreich sein, den Kopf eines Informanten in Moskau erstmal auf die Bar zu schmettern, bevor man weiter fragt. Es kann aber noch hilfreicher sein, ihn direkt mit der Wahrheit zu konfrontieren oder zu bluffen. Und es kann hilfreich sein, eine Frau über Umwege zu erobern. Nicht Thorton wird nach jedem Dialog auf einer Skala der Rechtschaffenheit beurteilt, sondern die Beziehung zum Gesprächspartner wird angepasst.

Eleganter Schleicher oder schussgewaltiger Rambo? Die Karriere lässt euch alle Freiheiten.

Die Nebencharaktere reagieren dabei nicht immer gleich auf Witzeleien oder Gepose, ich muss mich je nach Geschlecht und Herkunft auf jeden einstellen: Einem russischen Ex-Mafiosi kann man schon mal ins Knie schießen, damit er gesprächig wird – bei der amerikanischen Fotojournalistin sollte ich das lieber lassen. Und wenn man in einem Live-Chat mit zwei Frauen und einem Verrückten antworten muss, kommt man schon mal ins Schwitzen. Obsidian geht mit dieser Art der Kommunikation über das hinaus, was BioWare bisher angeboten hat und bereichert das Rollenspielgenre.

Denn abseits vom Zeitdruck in Dialogen, der für Spannung und Aufmerksamkeit sorgt, gibt es auch E-Mails, die eine Reaktion verlangen. Man kann auch hier entscheiden, ob man lässig oder knapp oder keck antwortet. Und das Schöne ist: Obsidian belässt es nicht bei diesen Floskeln, sondern bietet gleich den entsprechenden Text im kompletten Wortlaut an, bevor man auf Senden klickt. Danach gibt es natürlich eine entsprechende Reaktion beim Empfänger, die Beziehung kann Pluspunkte gewinnen und so können sich ganz langsam Verhältnisse aufbauen, deren Entwicklung sich auch anhand der Tonalität der E-Mails ablesen lässt. Außerdem wird die elektronische Post geheimdienstlich genutzt: Manchmal hat Thorton die Wahl, wem er Informationen zukommen lassen will: Der ansehnlichen Fotojournalistin, die das Ganze öffentlich macht? Dem Schwarzmarkt, der vielleicht neue Waffen anbietet? Oder einer Firma, die sehr viel Geld bezahlt? Man kann also heimlich für die Öffentlichkeit arbeiten, für die Effizienz der Mission oder nur für seinen Geldbeutel.

Aber in der explosiven Action können weder die Effekte noch die Kulissen überzeugen.

Die Illusion freier Entscheidungen ist zu Beginn sehr groß und so versucht man überaus neugierig seinen Weg zwischen all den offenen Fragen und möglichen Intrigen zu finden. Mit der Zeit baut sich ein Netz aus mehr als einem halben Dutzend Fraktionen und zig Figuren auf, das man auch visualisieren kann: Ein Klick offenbart den aktuellen Status an bekannten Personen sowie Portraits und Informationen dazu – wer sich Dossiers kauft, kann zusätzliche Hintergründe erhalten, um bis zu 100 Prozent und damit den kompletten Lebenslauf zu erfahren. Hier weht ein Hauch von Cluedo, wenn man über die möglichen Verschwörungen oder Verräter spekuliert.

Späte Charaktererschaffung

Wo kommt man selbst her und was will man sein? Die Charaktererschaffung erlebt Michael Thorton erst, als sich seine Entführer rund um Mina outen: Die amerikanische Geheimorganisation Alpha Protocol hat ihn aufgrund seiner Talente auserkoren, eine streng geheime Mission in Saudi-Arabien durchzuführen. Man wollte ihn allerdings erstmal auf die Probe stellen. Erst hier kann man seine Figur optisch etwas anpassen – leider stehen dafür nur ganz wenige Frisuren und Gesichtsmerkmale im spartanischen Editor zur Verfügung. Erst beim Hintergrund wird es vielfältiger: Man kann als Soldat, Agent, Techniker oder Söldner mit einem Grundset aus insg. neun Fähigkeiten starten; der Techniker hat z.B. erste Punkte auf Tarnung (1), Schrotflinte (2), Sabotage (3) und Technik (2) – jede Fähigkeit lässt sich nach einem Aufstieg in bis zu fünfzehn Stufen ausbauen, wobei zwischendurch neue Talente freigeschaltet werden.

Wer alles selbst verteilen möchte, wählt als Klasse einfach den Rekruten und kann sein Grundset frei zusammen stellen – allerdings startet man hier bei null Erfahrungspunkten und hat es zu Beginn deutlich schwerer, da man gewisse Talente noch nicht im Kampf einsetzen kann und früher entdeckt wird; daran sollten sich eher Genrekenner wagen. Ansonsten kann man den Schwierigkeitsgrad in drei Stufen regeln. Schön ist auch, dass man nach etwa fünf bis sechs Stunden noch eine Spezialisierungsstufe erreicht, in der man unabhängig von der gewählten Klasse alle bisherigen Werte löschen und neu anpassen oder eine weitere Bezeichnung wie Kommando, Spion oder Ingenieur mit festgelegten Fähigkeiten gewinnen kann. Es ist also nicht möglich, etwas falsch zu machen oder sich zu „verskillen“.
   

  1. Crewmate hat geschrieben:Vom smartphone aus ist es gerade schlecht, aber ich glaube es gab da einem offiziellen patch gegen das drm von sega. Check mal die downloads
    Patch 1.1 behebt den ganzen Aktivierungsmist. Danke dir :D

  2. Oberdepp hat geschrieben:Ja, ich meinte die "Ost- und Westflügel"-Entscheidung. Das mit Marburg wusste ich nicht. Btw. hört doch auf mit den Spoiler-Kästen. Sowas gehört nicht in ein Diskussionsforum. Wer nicht gespoilert werden will, sollte hier einfach nicht die Beiträge lesen :).
    Naja, mal sehen. Vielleicht werde ich das noch mal durchspielen, aber mometnan habe ich noch soviel unbeendete Spiele, da muss Alpha Protocol "leider" den Kürzeren ziehen.
    das is die richtige Einstellung, bei mir is momentan auch durch andere Spiele die Spieluft begrenzt, aber ich will das Game noch auf Veteran schaffen auch wenn es keine dumme Trophy aufm PC gibt :twisted: ^^

  3. Ja, ich meinte die "Ost- und Westflügel"-Entscheidung. Das mit Marburg wusste ich nicht. Btw. hört doch auf mit den Spoiler-Kästen. Sowas gehört nicht in ein Diskussionsforum. Wer nicht gespoilert werden will, sollte hier einfach nicht die Beiträge lesen :).
    Naja, mal sehen. Vielleicht werde ich das noch mal durchspielen, aber mometnan habe ich noch soviel unbeendete Spiele, da muss Alpha Protocol "leider" den Kürzeren ziehen.

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