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Avowed im Test: Starkes Rollenspiel-Epos ohne Schnörkel

Ihr seid Gottähnlicher und Gesandter aus dem Reich Aedyr. Ihr müsst die Traumgeißel im Land der Lebenden erforschen. Euch sind Inquisitorin Lödwyn und die Stahlgarrotte auf den Fersen. Viele verwirrende Begriffe? Wir versuchen, sie zu entknoten.

Test-Header zu Avowed
© Obsidian Entertainment / Xbox Games Studios (Adobe Photoshop [M])

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Aus egoistischen Gründen in die Ego-Perspektive

Selbst in der Ego-Perspektive habe ich mich schnell in Kampfsystem und bei der Erkundung der Welt wohlgefühlt, obwohl ich eigentlich eher ein großer Freund der Third-Person-Perspektive bin (unter anderem bei Skyrim). Die Option, beides zu nutzen, hatte ich anfangs als große Stärke von Avowed angesehen.

Allerdings merkt man schnell, dass dieses Spiel für First-Person ausgelegt ist, deshalb bin ich nach einem kurzem Flirt mit der Third-Person bei der ursprünglichen Einstellung geblieben. In der Außenansicht hat mich die häufig etwas hakelige Charakter-Animation abgeschreckt, sodass ich im Verlauf der Story nur noch in unübersichtlichen Höhlenarealen die Perspektive gewechselt habe.

Auch bei einer massiven Unterzahl meiner Gruppe habe ich generell einen guten Überblick im Kampfgetümmel behalten können, allerdings würde ich mir einen Marker wünschen, wo meine Mitstreiter*innen zu Boden gegangen sind und auf Heilung warten. Das ist in dunklen Höhlen nicht immer schnell ersichtlich.

Außerdem ist das schlichte Aufnehmen von Gegenständen manchmal unnötig umständlich: Ich muss mein Fadenkreuz wirklich genau auf die Truhe, die ich öffnen, oder die Rohstoffe, die ich ernten will, setzen. Bei herumliegenden Fläschchen oder Nahrung ist das etwas fummelig – ein genereller „Aufheben“-Befehl, wenn ich neben dem Gegenstand stehe, wäre da passender. Und warum kann ich eigentlich morsche Bretterverschläge mit dem Schwert zertrümmern, muss aber für Spinnenweben einen Feuerzauber hervorrufen?

Avowed auf Xbox Series S? Erspart’s euch!

Der hässliche Elefant im Raum, den ich auf einigen Screenshots nicht verstecken kann (und auch nicht möchte) ist auf die unterschiedlich leistungsfähige Hardware von Microsofts Konsolen zurückzuführen. Wenn ihr den Plan habt, Avowed auf der Xbox Series S spielen zu wollen, dann muss ich eine klare Kaufwarnung aussprechen. Das Spiel ist schlicht nicht auf die Möglichkeiten der kleinen Konsolenschwester ausgelegt – die Performance ist mangelhaft.

Flirren auf der Haut oder dem Fell der Charaktere in Dialogen, an den Rändern von Schatten (besonders in der Third-Person-Perspektive), auf Wasseroberflächen und in Wolken. NPCs in Dialogszenen sind unscharf oder das Glänzen auf der Haut wird zu unschönem Flimmern. Im Discord-Chat mit den Entwickler*innnen wurde zwar schon bestätigt, dass derartige Probleme bekannt sind und zeitnah gefixt werden sollen (vielleicht gar mit einem Day One-Patch), aber ich kann nur bewerten, was ich derzeit sehe, und das ist zumindest nicht schön.

In Anbetracht der Tatsache, dass Avowed für Käufer*innen, die einen Zwambo extra abdrücken, einen fünftägigen Vorab-Zugang bietet und dann auf der Series S mit einer solch grottigen Optik aufwartet, bin ich geradezu schockiert. Die schwache Grafikleitung beeinflusst das Spielerlebnis meiner Meinung nach nämlich sehr. Dass im Gebiet Smaragdtreppe plötzlich ein Riss in der Spielwelt ist oder manche Steine und Blätter etwas unmotiviert einen Meter über dem Boden schweben, ist da eher zu verschmerzen.