Gibt es hier etwas zu sehen?
Baldo: The Guardian Owls versteht es meisterlich, euch an Orte zu führen, wo es nichts zu finden gibt. Dieser eine schmale Durchgang an der Küste, wo man eine Weile läuft, aber immer gerade so durchkommt? Natürlich ist am Ende nur eine Sackgasse ohne Belohnung. An anderer Stelle läuft man an wichtigen Items vorrüber und bemerkt es erst, wenn zehn Dungeonräume später ein Schlüssel fehlt. Die Entwickler haben es überhaupt nicht geschafft, das Auge des Spielers auf relevante Dinge zu lenken. Nicht interaktive Objekte scheinen interessant beleuchtet, Baldo bekommt den Prompt „Drücken“ an Kisten, auch wenn diese nicht geschoben werden können. So werden selbst gut gemeinte, einfallsreiche Rätseleinlagen zur ätzenden Geduldsprobe. Weil man eben nicht sicher sein kann, ob eine vermeintliche Fährte wirklich etwas bedeutet, ob das Spiel gerade einfach nur schlecht funktioniert oder man sich selbst zu blöd anstellt.
Ich möchte die These aufstellen, dass selbst geduldige Naturen während der locker 30 Spielstunden vielfach zu YouTube, Reddit & Co. pilgern, um sich Tipps zu holen. Alle andere hätte ich zumindest nicht ertragen! Dabei blieb ich von Bugs, von denen Spieler vielfach berichten (z.B. kaputte Quests) komplett verschont. Richtig fies hat mir aber die Karte zugesetzt: Während die stets eingeblendete Minimap noch in Ordnung geht, ist die Karte im Menü eine Zumutung. Es dauert ewig, bis man die einzelnen Teile bei den gut versteckten Händlerposten findet, und selbst dann ist der praktische Nutzen (kein Zoom!) gleich null. Überhaupt führt Baldo den Menschen am Gamepad viel zu wenig: Ja, ich schätze spielerische Freiheiten auch und ärgerte mich schon über so manches stundenlange Nintendo-Tutorial im Häppchenformat – aber die Art, wie Baldo seine Mechaniken unzureichend erklärt, den Spieler ratlos durch die Welt scheucht, das grenzt schon an Mobbing. Da hilft es
wenig, wenn immerhin ein paar Eulen Tipps zum Benutzen des magischen Horns geben und das Musikinstrument auch, je nach gespielter Melodie, als Schnellreise-Werkzeug taugt.
Der Wille war da
Ich gehöre auch zu den gefühlt 5 Leuten, die versucht haben, Baldo probezuspielen. Als Apple-Arcade-Nutzer (wegen Sakaguchis neuem Spiel und der Integration in Apple-One) habe ich auch schon länger drauf geschielt, weil ich Musik und Grafikstil sehr "appealing" fand. Ich liebe zudem Eulen, weshalb ich auch den letzten Ori-Teil so süß fand.
Allerdings ist die Apple-Arcade-Umsetzung auch sehr schlampig. Auf dem Apple-TV läuft das Spiel nicht mal in den niedrigsten Einstellungen ruckelfrei, bei denen die Umgebungsgrafik schon echt nicht gut aussieht und auf dem iPhone XS stürzt es ständig ab. Außerdem läuft es nicht rund und ist echt übertrieben schwer, was ich aber zuerst für einen Bug der iOS-Version hielt. Außerdem ist das Spiel so stark komprimiert, dass die ohne Zweifel exzellent komponierte Musik klingt, als käme sie aus einer Glückwunschkarte. Gepaart mit einer nicht motivierenden langweiligen Handlung, hab ich das Spiel nach dem ersten Dungeon weggelegt. Wäre es im Gamepass gelandet, hätte ich es vielleicht noch mal auf der Xbox Series X versucht...
Es ist halt sehr traurig, wenn ein Spiel mit so viel Potenzial und Herzblut der Entwickler so in die Hose geht. Ich denke einfach, dass ein Zwei-Mann-Projekt in einer solchen Qualität nicht gut gehen kann. Hier hat man im Grunde ein technisch versiertes Spiel in der eigentlichen Klasse der Zweite-Riege-Square-Enix-Titel (Octopath, Lost Sphear, Bravely Default II, etc.), das einfach schief gegangen ist.
Daher decken sich die Wertung und wie der Test geschrieben ist mit meinen Erfahrungen. Und ich glaube, das ist auch allgemein zutreffend, da man hier aufgrund der fehlenden Manpower auch das Balancing sträflich vernachlässigt hat. Und das finde ich an 4Players-Reviews so gut. Man kann halt sehr genau herauslesen, wo es harkt. Auch die 48er-Wertung ist in meinen Augen absolut zutreffend.
Nichtsdestotrotz wurden meistens schwere...
Vielen Dank wie immer für den Wunschtest. Diesmal leider zum letzten Mal. Meist waren es Gurken, manches Mal aber auch Highlights und einmal sogar ein Spiel des Jahres. Danke 4P für dieses schöne Konzept.