Beim gemütlichen Herumstöbern entfaltet sich aber ein guter Spielfluss: Mit penetranten Gesprächen und einem Ablenkungsmanöver per Handy entlocke ich der Bediensteten einer dubiosen Briefkastenfirma Infos über ihren Chef, welcher Wladimir Putin übrigens erstaunlich ähnlich sieht. Nachts schleiche ich mich ein zweites Mal ins heruntergekommene Einkaufszentrum, klettere zum Sicherungskasten und manipuliere den Mechanismus fürs Rolltor. Auch an anderer Stelle gibt es immer wieder ausgelagerte Minispiele wie das Zusammensetzen eines zerschredderten Briefs oder das Entschlüsseln eines kyrillischen Codes. Die klassische Steuerung geht einfach von der Hand: Nähert sich der Mauszeiger dem unteren Rand, öffnet sich das Inventar dort automatisch. Wenn man einmal fest hängt, helfen die an Professor Layton angelehnten mehrstufigen Hinweise weiter, welche hier allerdings jederzeit frei verfügbar sind. Wer möchte, kann sie auch komplett deaktivieren.
Die Puzzles sind zwar nicht immer wirklich glaubwürdig ins Spiel eingeflochten, in sich aber erfreulich logisch aufgebaut. Falls das Gebastel im Inventar keinen Sinn ergibt, erklären George oder Nico oft sogar, warum nicht. In diesen Monologen und den Gesprächen mit anderen Figuren haben die Entwickler immer wieder geschickt kleine Hinweise eingebunden. Auch die Synchronisation überzeugt meistens. Eine Ausnahme sind ein paar übertriebene französische Akzente, welche noch deutlich stärker nerven als in Assassin’s Creed 4: Black Flag.
Nein! Doch! Ohh!
Allgemein haben es die Autoren ein wenig mit der Überzeichnung der Figuren übertrieben. Der hochnäsige Pariser Komissar mit Hakennase verhält sich z.B. noch weniger glaubwürdig als Louis de Funes in seinen alten Polizei-Komödien. Er will George allen Ernstes weismachen, dass bei seinen Ermittlungen nur Blutflecken zählen und eine Überwachungskamera gänzlich uninteressant ist. Ja ne, ist klar. Auch der übertriebene französische Helden-Pathos des Wachtmeisters oder des schrulligen Café-Besitzers schießen weit übers Ziel hinaus und wirken nur gewollt komisch.
Der aus der Serie bekannte schmierige Kunstkritiker Laine hat mir ein wenig besser gefallen, doch die meisten Charaktere bleiben blass. Wieso soll mich das Schicksal von George, Nico oder dem katalanischen Vorbesitzer des Bildes interessieren? Die Konkurrenz versteht es viel besser, das Interesse für ihre Figuren zu wecken: In The Raven ist es z.B. der sympathische alte Wachtmeister aus der Provinz, dem ich es richtig gegönnt habe, noch einmal auf große Abenteuerreise zu gehen. Erica Reed aus Cognition muss ihre übersinnlichen Halluzinationen in den Begriff bekommen und nutzt sie sogar für innovative Rätselmechaniken. Revolution Software verlässt sich dagegen zu sehr auf nostalgische Gefühle unter Fans der Serie: Wer die Protagonisten aus den Vorgängern kennt, wird sich schon automatisch für ihre neue Geschichte interessieren.
Doch es gibt eine art hotspots: wenn man länger auf den bildschirm tippt, erscheinen alle interaktiven bereiche. Leider aber auch immer wieder die, die man bereits abgeklappert hat.
Mit der Synchro ist mir gar nicht aufgefallen, stört mich persönlich auch nicht so stark. Aber die alten Dialoge hatten schon mehr Witz!
Neben den teilweise wirklich viel zu leichten Rätseln gibt es eine Tatsache die mich extrem genervt hat.
Wieso sind die Kommentare der beiden in der Vergangenheit ?
Hab mir extra nochmal Teil 1 und 2 angeschaut, da war es nicht so. Verstehe ich nicht wieso das keinem aufgefallen ist bei der Synchro. Mich stört das extrem, wenn die Dialoge im Präsens, die Kommentare aber im Präteritum vorliegen. Und normalerweise bin ich kein sonderlicher Sprachfetischist.
Hm, schade. Hotspots sind ein Komfort auf den ich eigentlich nicht verzichten will. Ich finde, jedes P&C-Adventure sollte diese zumindest optional bieten.
Braucht es auch nicht. Alles was man braucht liegt meist gut sichtbar 2 Meter neben dem Einsatzort.
Nein.