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Battlefield 1 (Shooter) – Action im Ersten Weltkrieg

EA und DICE reisen mit Battlefield 1 etwas weiter zurück in die Vergangenheit als üblich: Erstmals thematisiert ein Spiel aus der Reihe den Ersten Weltkrieg mit seinen frühen Panzern, Jagdflugzeugen und erbarmungslosen Grabenkämpfen. Funktioniert das ungewöhnliche Szenario in den Mehrspieler-Gefechten und der episodisch konzipierten Kampagne? Bevor wir uns in dem Shooter auf die Online-Schlachtfelder stürzen, wollen wir uns im ersten Teil des Tests zunächst den Kriegsgeschichten für Solisten widmen…

© DICE / Electronic Arts

Viel Abwechslung und bedrückende Atmosphäre

Während mich die Panzer-Episode erst in der zweiten Hälfte langsam aus der anfänglichen Ernüchterung herausgezogen hat, nimmt die Kampagne mit der zweiten Kriegsgeschichte um einen kleinen Halunken mit Piloten-Ambitionen ordentlich Fahrt auf. Zwar besitzt der Einstieg rund um einen Testflug des britischen Jägers Bristol F2.A. erneut einen starken Tutorial-Charakter, doch beim anschließenden Luftkampf geht schon ordentlich die Post ab, obwohl auch hier die unglaubwürdige Reparaturmechanik negativ aufstößt. Doch es macht unheimlich viel Spaß, in den Dogfights die deutsche Luftwaffe aufs Korn zu nehmen. Aber wo ist die Cockpitperspektive? Stattdessen wird abseits der Außenkamera nur eine Zoom-Funktion angeboten, um das Visier in der Ego-Ansicht auf Feinde zu richten.

Einen atmosphärischen Höhepunkt bildet das dritte Kapitel innerhalb der zweiten Story-Mission, in dem man sich nach einem Absturz hinter den feindlichen Linien durch die Schützengräben bis zur eigenen Basis durchschlagen muss. Alles ist düster, dreckig, beklemmend – und würde man auf Orks treffen, wäre man gedanklich endgültig bei Der Herr der Ringe und mitten in Mordor. Nach dem krachenden Einstieg der Panzer-Mission zeigt sich die beeindruckende Audio-Abmischung erneut von ihrer besten Seite: Man vernimmt ständig das Zischen von Patronen, das Rattern von Geschützen oder das Donnern von Explosionen – mal fern, mal ganz nah und aus allen Richtungen. Und jeder Schritt durch die matschigen Gräben wird von einem nahezu konstanten Grollen untermalt, das die düstere Kriegs-Atmosphäre ebenfalls mitträgt und unterstreicht. Das war für mich einer der intensiveren Abschnitte der Kampagne, auch wenn sich viele Dialoge zwischen Wachen leider zu oft wiederholen und daher das künstliche Skript offenbaren.

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Die gut gepanzerten Einheiten mit Flammenwerfern gehören zu den gefährlichsten Gegnern. © 4P/Screenshot

Immerhin ist die Lokalisierung dank überzeugender Sprecher gelungen. Insgesamt gefällt mir die zweite Geschichte mit am besten, denn auch die abschließende Luftschlacht über London sowie das dramatische Finale an Bord eines Zeppelins haben es in sich.          

Von den Alpen bis in die Wüste


In der dritten Geschichte verschlägt es den Spieler in die italienischen Alpen, wo man als Teil einer Schocktruppeneinheit bei den Arditi kämpft und zunächst in einen gut gepanzerten Anzug gesteckt wird. Die malerische Idylle mit ihren imposanten Bergzügen, Wiesen und Wäldern täuscht, denn der Krieg macht auch vor schönen Panoramen keinen Halt. In dieser Episode stehen vor allem der Bodenkampf auf weitläufigeren Flächen im Mittelpunkt, aber auch die rückblickende Erzählstruktur wird stärker in den Fokus gerückt, wenn die Suche nach dem Zwillingsbruder immer wieder von Dialogen des gealterten Protagonisten mit seiner Tochter aus dem Off begleitet wird. „Der Meldegänger“ erzählt dagegen die Geschichte des Australiers Frederick Bishop, der für das britische Empire an der neu eröffneten Front bei den Dardanellen gegen die Osmanen in den Krieg zieht und sich dabei nicht nur um das Töten der Feinde, sondern auch das Überleben seiner Mitstreiter kümmern muss. Die fünfte und letzte Geschichte dreht sich dagegen um den Wüstenfeldzug von Lawrence von Arabien, bei dem man als Beduinen-Rebellin in weitläufigen Landschaften voller Sand und kleinen Siedlungen gegen die Osmanen ins Feld zieht – zur Not mit Pferd und Säbel. Hier steht vor allem wieder ein unauffälliges Vorgehen auf dem Programm, wenn man ganz im Stil von The Phantom Pain die Kommandanten eines Lagers erst ausfindig und dann unschädlich machen muss. Zum großen Finale lässt man es dagegen nochmal richtig krachen und serviert einen gefährlichen sowie gut gepanzerten „Bossgegner“, der einen ordentlich ins Schwitzen bringt.

Kritische Auseinandersetzung
      

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Audiovisuell ist Battlefield 1 der Hammer. © 4P/Screenshot

Bis dahin ist man – je nach Spielweise – zwischen acht und zehn Stunden in der Kampagne unterwegs und erfreut sich neben der beeindruckenden Klangkulisse auch an einer grafischen Pracht, die vor allem am PC richtig zur Geltung kommt. Doch trotz Abstrichen bei Texturendetails sowie kleinen Einbußen bei Licht- und Partikeleffekten überzeugt Battlefield 1 auch auf den beiden Konsolen mit guter Frostbite-Technologie, bei der im Vergleich zum Vorgänger auch endlich wieder deutlich mehr zu Bruch geht. Neben der überzeugenden Technik gefällt mir der kritische Unterton besonders gut. Man findet die richtigen Worte und inszeniert selbst emotionale Momente und Einzelschicksale, ohne dabei heuchlerisch zu wirken. Auch die damalige „Kriegs-Geilheit“ der jungen Generation und die anschließende Desillusionierung auf dem Schlachtfeld werden treffend thematisiert. Allerdings hätte ich es noch interessant gefunden, mindestens eine Episode auch in der Rolle der Gegenseite erleben zu dürfen. Battlefield 1 bleibt trotz der Bezüge zu realen Ereignissen in erster Linie Entertainment und versteht sich zum Glück nicht als spielbare Dokumentation oder Edutainment. Der Erste Weltkrieg dient als Szenario für ein Spiel, das Spaß machen soll und dank intensiver Gefechte, einem großen Waffenarsenal und krachender Action viel Spaß macht. Dennoch wird schön und ohne einen gehobenen Zeigefinger veranschaulicht, dass Krieg und Spaß in der Realität kaum weiter voneinander entfernt sein könnten.

  1. Die Kampagne besteht aus unzusammenhängenden (eher auffällig kurzen) Abschnitten. Ich würde den Solo-Teil auch nicht als "Kampagne" bezeichnen, sondern eher als Tutorial, das wie ein Antikriegsfilm in kurzen Episoden inszeniert ist. Als Vorbereitung für den Multiplayer sehr brauchbar, zum Schauen auf Twitch etc. bestimmt auch unterhaltsam, aber als Kaufgrund für BF1? Nimmer. Wenn Du wirklich nicht MP spielen willst, würde ich es später für 15-20€ kaufen oder am besten von einem Freund ausleihen, denn sehr lang wirst Du Solo nicht daran spielen.

  2. Klingt aber nachvollziehbar. Könnte mich tatsächlich stören bzw. mir zu wenig sein.
    Noch habe ich es nicht gekauft, vielleicht sollte ich warten, bis es wirklich nur noch 20€ kostet...

  3. Ich finde die Kampagne zu zusammenhanglos.
    Es sind nur Kurzgeschichten die natürlich für die Action etwas übertrieben erzählt werden.
    Nach dem guten Start ist es einfach aufgeteilt in paar Missionen die einen Tutorialcharakter haben. Lern Panzer zu fahren, lern Flugzeug zu fliegen, lern auf Pferd zu reiten, lern eine Kanone zu bedienen....
    Ich würde da nicht zu viel erwarten. BF sollte man wirklich dann rein für den MP kaufen und den SP als nette Dreingabe sehen.
    Denke Titanfall 2 könnte dir als zusammenhängende Geschichte mehr gefallen. Aber ist halt Geschmacksache.
    Wirst ja dann sehen.

  4. Darf gerne etwas unrealistisch sein, wenn es der Action zugute kommt. :)
    Der Casual-Gamer hat gesprochen. 8)
    Naja, was kann schon schief gehen. Notfalls verkaufe ich es wieder, die Nachfrage ist sicher weiterhin hoch.

  5. hydro-skunk_420 hat geschrieben:Hab mir hier nichts mehr weiter durchgelesen... ist die Kampagne denn jetzt empfehlenswert oder nicht? :Hüpf:
    Gibt da gerade 'n gutes Gebrauchtangebot...
    Soll, soweit ich es gelesen hab, ansprechend gut sein, aber auch ihre unrealistischen Over-the-top-Momente haben. Dennoch eine, für Battlefield-Verhältnisse, gute Kampagne bieten.

    *jegliche Angabe ohne Gewehr. Abgesehen vom Gewehr. Das ist ein Gewehr.

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