Intensiver geht es kaum
Die „Kaiserschlacht“ ist ebenfalls ein echtes Highlight der großen Mehrspieler-Operationen: Sie spielt sich auf zwei äußerst gelungenen Karten ab. Das kleine Dörfchen an der „Narbe von St. Quentin“ bietet mit einer Mühle, dampfenden Feldern, einigen flachen Gehöften und höheren Cafés am Ortskern einen tollen Mix für dynamische Scharmützel aller Klassen. An zerbombten Punkten des Areals geht es häufiger durch die Schützengräben. Hier spürt man regelrecht die stickige Luft und die verbrannte Erde in der Nase, so schauderhaft detailverliebt hat DICE das Szenario umgesetzt. Dabei werden immer wieder Gedanken an Helms Klamm wach; Tolkien ließ seine Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg übrigens in Der Herr der Ringe einfließen. Auf der zweiten Karte Amiens wird deutlich, wie stark sich die Umgebung zerlegen lässt: Zum Ende des Gefechts sehen Teile der Karte ganz anders aus als zu Beginn: Eine massive Brücke kollabiert unter dem Panzerzug, der mit seiner Kanone bereits die halbe Fassade eines Scharfschützennests abgerissen hat. Wer in einem größeren Panzer unterwegs ist, kann dünnere Wände vor verschanzten Trupps einfach zerschießen oder hindurch fahren.
Auch die Wüste ist um einiges schicker geworden als noch in der Beta. Am Rande der Festung von Faw gibt es dank der dynamischen Beleuchtung tolle Spiegelungen, welche den Beobachter schnell das Leben kosten können. Während der großen Operation wird das offene Terrain am Rande der Halbinsel und in der Wüste Sinai mitunter zum nervigen Verhängnis. Aus dem Gebirge nerven massenhaft Scharfschützen. Zu nah an die Küste darf man sich während der Schiffssalven aber ebenfalls nicht trauen – und zusätzlich wird man noch frontal derart mit Mörserfeuer eingedeckt, dass nicht einmal die kleinen Felsen Schutz bieten. Hier sollte DICE noch einmal an der Balance schrauben.
Ausgenommen von der Kritik ist die Festung selbst, denn innerhalb der Burgmauern ergeben sich traumhaft dynamische Schusswechsel, bei denen man sich von der Seeseite aus einschleicht, auf Mauern postiert oder rund um den Keller schnelle Schusswechsel liefert. Auf anderen Karten wird der Sniper-Overkill übrigens oft geschickt durch Rauch, Nebel oder das sich verformende Terrain verhindert. Da die Arbeitsstunden der Kartendesigner offenbar allgemein eher in Qualität statt Quantität geflossen sind, wird Battlefield 1 zum Start nur mit neun Schauplätzen ausgeliefert. Außerdem will EA natürlich später noch mit dem einträchtigen DLC-Modell Gewinn Kasse machen. Auch die französischen und russischen Fraktionen sollen erst nachgeliefert werden.
Teamwork gewinnt!
Wer sich immer schön auf die vom Truppführer zugeordneten Ziele konzentriert, wird fürstlich belohnt. Selbst wenn man in einem dieser verdammten Matches steckt, in denen man fast alle Duelle verliert, kann es sein, dass man sich fast an der Spitze der Endabrechnung wiederfindet. Teamwork-Aktionen bringen noch etwas mehr Punkte ein als früher und helfen gleichzeitig den Mitstreitern, z.B. die Einnahme von markierten Zielen, Schwächung von Soldaten und Vehikeln, Kill-Hilfen oder die massenhafte Versorgung des Teams mit Munition und Verbandskästen. Auch das Commo-Rose-Menü ist wieder dabei, um nonverbale Anfragen wie Heilung oder Abholung abzusenden. In der hektischen Praxis ist es meist aber sinnvoller, kurz per Sprach-Chat nachzufragen – und am besten gleich mit ein paar verlässlichen Freunden in einem privaten Squad loszuziehen. Vor allem auf den Konsolen vergessen nämlich rund die Hälfte der „offenen“ Truppführer, Ziele zu markieren, was eine Menge Punkte kosten kann.
Wer eine authentische Simulation erwartet, wird vermutlich nicht besonders froh mit dem Spiel werden (und wird mit Verdun authentischer bedient). Dafür sind z.B. zu viele automatische Waffen im Einsatz und auch die bedrückenden Hintergründe des Gemetzels werden nicht beleuchtet. Zudem wirken die Panzer beim Durchbruch zu robust und lassen sich sogar bequem im Fahrzeug sitzend reparieren, so lange sie still stehen und keine massiven Treffer einstecken. Ich bin allerdings heilfroh darüber, dass sich die Entwickler die historischen Hintergründe nur als Grundlage ausgewählt haben, um sich mit einem starken Waffen-Arsenal auf den Mehrspieler-Spaß zu konzentrieren. „Was wäre wenn die modernsten und coolsten Erfindungen der damaligen Zeit in großer Stückzahl zur Verfügung gestanden hätten?“, war offenbar die Maxime bei der Entwicklung. In meiner Lieblingsklasse als Support z.B. bin ich beim leichten Maschinengewehr schnell von der Lewis Gun zur M1909 Benét–Mercié gewechselt, die nach dem ersten Schuss ein wenig verzieht, sich dann aber wieder schön stabilisiert. Außerdem im Spiel vertreten sind Bleispritzen wie die Maschinenpistole MP18, das halbautomatische Cei-Rigotti des Sanitäters oder zeittypische Karabiner wie das deutsche Mauser Modell 98.
Die Kampagne besteht aus unzusammenhängenden (eher auffällig kurzen) Abschnitten. Ich würde den Solo-Teil auch nicht als "Kampagne" bezeichnen, sondern eher als Tutorial, das wie ein Antikriegsfilm in kurzen Episoden inszeniert ist. Als Vorbereitung für den Multiplayer sehr brauchbar, zum Schauen auf Twitch etc. bestimmt auch unterhaltsam, aber als Kaufgrund für BF1? Nimmer. Wenn Du wirklich nicht MP spielen willst, würde ich es später für 15-20€ kaufen oder am besten von einem Freund ausleihen, denn sehr lang wirst Du Solo nicht daran spielen.
Klingt aber nachvollziehbar. Könnte mich tatsächlich stören bzw. mir zu wenig sein.
Noch habe ich es nicht gekauft, vielleicht sollte ich warten, bis es wirklich nur noch 20€ kostet...
Ich finde die Kampagne zu zusammenhanglos.
Es sind nur Kurzgeschichten die natürlich für die Action etwas übertrieben erzählt werden.
Nach dem guten Start ist es einfach aufgeteilt in paar Missionen die einen Tutorialcharakter haben. Lern Panzer zu fahren, lern Flugzeug zu fliegen, lern auf Pferd zu reiten, lern eine Kanone zu bedienen....
Ich würde da nicht zu viel erwarten. BF sollte man wirklich dann rein für den MP kaufen und den SP als nette Dreingabe sehen.
Denke Titanfall 2 könnte dir als zusammenhängende Geschichte mehr gefallen. Aber ist halt Geschmacksache.
Wirst ja dann sehen.
Darf gerne etwas unrealistisch sein, wenn es der Action zugute kommt.
Der Casual-Gamer hat gesprochen.
Naja, was kann schon schief gehen. Notfalls verkaufe ich es wieder, die Nachfrage ist sicher weiterhin hoch.
*jegliche Angabe ohne Gewehr. Abgesehen vom Gewehr. Das ist ein Gewehr.