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Call of Duty: Black Ops 6 im Test – Beinahe das beste CoD seit Jahren

Das alljährliche Call of Duty steht wieder vor der Tür. Wir verraten im Test, ob mit Black Ops 6 die Reihe wieder zu alter Stärke aufläuft.

Artwork von Call of Duty Black Ops 6. Ergänzt durch das 4P-Testbanner.
© Activision / Treyarch / Raven Software / Beenox / High Moon Studios / Activision Shanghai / Sledgehammer Games / Infinity Ward / Demonware / Adobe Photoshop [M]

Das jährliche Call of Duty ist erschienen und für alle, die den Überblick verloren haben, diesmal bekommt die Untermarke Black Ops ihren sechsten Hauptteil. Es gibt einiges, über das wir bei Black Ops 6 sprechen müssen. Denn nicht nur erreicht die Blops-Reihe endlich technische Augenhöhe mit Modern Warfare. Auch wagen Treyarch und eine Wagenladung Unterstützungsentwickler*innen einiges Neues, das fast als Innovation durchgeht. Damit gehen sie ein großes Risiko ein.

Ob sich das Wagnis auszahlt, klärt dieser Test. Oder versucht es: Denn obwohl ich etliche Sachen kritisieren muss, habe ich am Ende des Tages viel Spaß im neuen CoD. Wie passt das zusammen?

CoD: Black Ops 6 besteht wie üblich aus drei Hauptmodi: Story-Kampagne, Multiplayer und Zombies. Damit ihr keinen Sack mit drei Katzen kauft, behandelt dieser Test alle Inhalts-Drittel separat. Unser Urteil über das Gesamtpaket (den Sack) fließt dann in der Wertung zusammen.

Call of Duty: Black Ops 6 – Die Kampagne ist ein spielbarer Agenten-Blockbuster

Lasst uns dort anfangen, wo ich kaum etwas zu mosern habe. Die Story-Kampagne von Black Ops 6 unterhält stundenlang, auf vielen Ebenen, und legt allen Ernstes einen erneuten Durchlauf nahe. 

Es schlägt 1991, der Kalte Krieg ist eigentlich vorbei, trotzdem kämpfe ich gegen eine ominöse Geheimorganisation namens Pantheon, die Strippen zieht, aber welche eigentlich? Unser CIA-Oberhoncho schickt uns und unsere überwiegend aus neuen Gesichtern bestehende Truppe (samt Black Ops-Gesicht Frank Woods und Agent Russell Adler aus Cold War) als Dankeschön direkt in den Urlaub, zwingt uns in den Untergrund, wo wir unsere eigene kleine Widerstandszelle hochziehen. Wie gehen wir’s an, wem können wir überhaupt trauen, und so weiter.

Hier begeistert Black Ops 6 mit nahbaren und nachvollziehbaren Charakteren, gekonnt getimten Spannungsbögen und sogar ganz gewaltfreien Passagen, die erwartungsgemäß besonders effektiv Lust auf Geballer wecken.

Tolle Umgebungen gibt’s auch. Ein bisschen Spionage auf Bill Clintons Gala, das kommt ja total agentenmäßig und lockert prima auf, aber nach zwanzig Minuten schleichen und fotografieren dürstet es uns doch nach einem Bleiaustausch, und da liefert die Kampagne so gut ab.

Knallharte und bleihaltige Action

Die Action-Passagen glänzen durch das herausragende Waffenspiel, das sich in Black Ops 6, was das Gefühl von Wucht und das Ausleben einer Machtfantasie betrifft, auf Augenhöhe mit Modern Warfare begibt. Treffer-Rückmeldung besteht nur aus Blutwolken, dumpfen Schlägen und Kopfschuss-Bumms, was die Schießereien eher authentisch als durchgestylt wirken lässt. Fast schon ein wenig Hardcore-Shooter-Gefühl wie bei Modern Warfare 2019. Sehr großes Plus für meinen Geschmack.

Aber die wahre Stärke der Kampagne liegt in ihrer Ausgewogenheit. Erst Schießereien in Levelschläuchen, dann viel Schleichen, und plötzlich eine Mini-Open-World mit KI-Kollegen und Geländefahrzeug, samt Missionszielen und Entscheidungsfreiheit – da geht was. In der Basis schalte ich Werkbänke für Boni frei, entwickle mich ähnlich einem Rollenspiel. Blops 6 vermischt gekonnt Spielelemente und Genrekonventionen zu einem Rundumwohlfühlgeballer.

Auch sollte dieser Tage erwähnt werden, wie rund, flüssig und ausgereift sich unsere PC-Version ab dem Release spielt. Und dabei toll aussieht. Ich spüre deutlich: Black Ops kommt endlich richtig auf der neuen Engine an, die seit Modern Warfare von 2019 das technische Gerüst von Call of Duty bildet, aber in Black Ops Cold War zuletzt noch nicht ausgereizt wurde.

Überhaupt schnurrt Black Ops 6 wie ein gut geölter Motor. Mit dem Jeep geht es zum nächsten Missionsmarker. Die Fahrphysik wirkt eher rudimentär berechnet, aber die Karre lenkt sich dafür präzise. Alles dient seinem Zweck, so wie jedes Element in der Kampagne wirkt, als gehöre es genau dahin. So entstehen praktisch keine Längen – eine effiziente Geschichte.

Wozu mir diese KI-Kollegen hinterhergeschickt werden, verstehe ich aber nicht. Sie stehen, wenn ich liege, zerstören damit beim Schleichen die Immersion, und treffen so gut wie nichts. Zumindest geben sie nützliche Tipps beim Schleichen, warnen, welche Abschüsse meine Deckung auffliegen lassen. Und sie ziehen ein bisschen das Feuer auf sich, damit ich die Gegner in Ruhe rauspicken kann. Vielleicht wollen sie mir sagen, dass ich Call of Duty im Stehen spielen soll.