Schon wieder Call of Kriegsverbrechen?
Dazu eins vorab: Ich mochte das Reboot von Call of Duty: Modern Warfare im Jahr 2019 nicht. Das lag weniger an der zweifelsohne vorhandenen Qualität des Spiels, sondern vielmehr an dem leichtfertigen Umgang mit seinen Themen. Viel zu effekthascherisch wurde mit der zivilen Perspektive des furchtbaren Bürgerkrieges in Syrien umgegangen, viel zu leichtfertig mit Beinahe-Kriegsverbrechen wie dem Einsatz von weißem Phosphor in Kampfgebieten. Der „Wir müssen Böses tun, um das Gute zu bewahren“-Tenor wusch die Hände der Protagonisten viel zu fahrlässig in Unschuld, während gleichzeitig mit dem Highway of Death eine Umdeutung der Geschichte vorgenommen wurde, die einen besonders bitteren Geschmack zurückließ. Klar, mir ist durchaus bewusst, dass Call of Duty nicht der richtige Platz für die Grauzonen der staatlichen Gewaltanwendung ist. Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – bleibt Modern Warfare von 2019 für mich inhaltlich schwierig.
Entsprechend könnt ihr meine Zurückhaltung im Vorfeld des Nachfolgers vielleicht eher nachvollziehen, dessen modernes Spezialeinsatz-Szenario in einer geopolitisch ungemein schwierigen Zeit erscheint. Ich sehe in den sozialen Medien derzeit oft genug reale Drohnenaufnahmen, die etwas zu sehr an die Krachbumm-Action von Call of Duty erinnern – nur eben mit Auswirkungen auf echte Menschen. Das haben wohl auch die Entwickler begriffen, die ihr Marketing erstaunlich defensiv gestalteten. Call of Duty: Modern Warfare 2 sei keine Interpretation der Gegenwart, kein politischer Kommentar, sondern ausschließlich Unterhaltung und Fiktion, so die Story-Chefs auf dem Anspiel-Event in Amsterdam.
Sicario, das Videospiel
Warum dieser Prolog zum Test? Um euch zu erklären, dass ich genau weiß, worum es geht – und mich dem großen Action-Spaß der diesjährigen Kampagne trotzdem nicht entziehen konnte. Infinity Ward hat das Glück, dass ihre Schlachten eben nicht an Schauplätzen stattfinden, die wie Bakhmut oder Mariupol aussehen. Stattdessen geht es nach Mexico, Amsterdam und die USA, durch US-Vorgärten, Ölplattformen und Favelas. Es geht um gestohlene Marschflugkörper, Terroristen – und natürlich die Bruderschaft der Task Force 141 mit ihren Operator-Avengers Ghost, Soap, Gaz und Boonie-Liebhaber John Price. Begleitet wird die Kommandoeinheit von Colonel Alejandro Vargas der einer mexikanischen Spezialeinheit angehört, die Taskforce 141 auf ihren Einsätzen zur Seite steht.
Wie gewohnt passt die Handlung der Kampagne dabei auf eine mittelgroße Briefmarke. General Shepherd und der CIA-Lady mit dem Codenamen „Laswell“ sind mehrere US-Mittelstreckenraketen abhandengekommen, die 141 zurückholen muss. Auf dem Weg zum Bösen Oberbuben Hassan gibt es jede Menge heiße „LZs“, hunderte „Zeros“ in den „AOs“, eine Handvoll „Sitreps“ sowie einen mehr oder weniger erwartbaren Twist, der einen Teil der Task Force in eine ungünstige Situation bringt. Mit Stiefeln am Boden geht es gegen Terror-Milizen, ein mexikanisches Kartell und Söldner unterschiedlichster Couleur. So weit, so Call of Duty – und ganz sicher ist das keine Bewerbung für den Regie-Oscar.
In acht Stunden um die Welt
Tatsächlich macht mir die Kampagne aber einfach richtig Spaß. Das liegt vor allem an der großen Abwechslung zwischen den Missionen. So wird in den Grachten von Amsterdam geschlichen und getaucht, an der portugiesischen Küste im bewährten „All Ghillied Up“-Stil über große Distanzen mit dem Scharfschützengewehr gearbeitet und in Mexiko per AC-130 Gunship Luftunterstützung im Nahbereich geliefert. All das ist nichts, was man nicht schon gesehen hätte – wird hier aber Setpiece für Setpiece in Hochglanz-Qualität abgeliefert. Für Serien-Verhältnisse schon beinahe experimentell mutet eine der späteren Missionen an, in der man als Soap angeschossen durch die Gassen eines mexikanischen Örtchens taumelt und sich aus gesammelten Haushaltsgegenständen Rauchbomben und Werkzeuge zusammenimprovisieren muss, um an gepanzerten Feinden vorbeizukommen. Auch eine weitere Stealth-Mission, in der man sich in Hitman-Manier ungesehen ins Penthouse eines Kartell-Anführers schleichen soll, fällt angenehm aus dem Shooter-Rahmen.
Ein wenig schade ist dabei aber, dass sich die rund sechs bis acht Stunden lange Handlung nach wie vor kaum Zeit nimmt, um einzelne Schauplätze wirken zu lassen. Das atemlose Globetrotting hätte durchaus um den einen oder anderen Ort entschlackt werden, dafür aber den besonderen Elementen wie der genannten Sniper-Mission mehr Raum und Gewicht verleihen können. Gerade um das visuell spektakuläre Amsterdam-Level ist es schade: Die per Photogrammetrie lebensecht eingefangene Gracht an der Oude Kerk im Herzen der niederländischen Metropole ist ein spektakulärer und gleichzeitig papierdünner Moment von Modern Warfare 2, denn man verweilt nur wenige Minuten in dieser großartigen Kulisse. Warum nicht mehr davon – und dafür weniger langweilige Auto-Verfolgungsjagden auf Wüstenstraßen, die sich wie Kaugummi ziehen?
Wenn ich an Cold War denke läuft es mir cold den Rücken runter. Mittlerweile fühlt sich MW an wie ein Zwitter aus Blops und MW was mir so gar nicht passt. Konnte mit keiner Serie etwas anfangen außer mit MW.
Was die TTK angeht, da werden die Meinungen sicher auseinander gehen, das ist ja immer so. Ich finde diese Entscheidung extrem gut, weil gutes Aiming und Gameplay damit belohnt wird.
Nein nein, solange wie in Warzone mit den Plates wird die TTK nicht sein, keine Sorge! Die TTK nähert sich eher an COD Cold War an.
Ich frage mich warum das erst mit MW3 kommt? Hatte eigentlich gedacht das würde bereits in MW2 per Seasonpass nachgereicht werden. Auf jedenfall die beste Nachricht bisher für MW3. Bei 16 Maps werden wahrscheinlich 2 jeweils per Season über den Battlepass kommen. Vielleicht schaffen sie es ja auch noch die restlichen Waffen reinzubringen.
Aus den Gamestar News:
Wer sich in den Multiplayer von MW3 stürzt, hat es schwerer als das noch bei MW2 der Fall war. Grund dafür ist die drastisch erhöhte Time-to-Kill. Das Basis-Leben wird hochgesetzt, sodass es deutlich länger dauern wird, gegnerische Spieler*innen zu töten.
Was bedeutet das genau und welche Auswirkungen hat es? In MW2 lag der Wert für das Basis-Leben noch bei 100, jetzt wird er gleich auf 150 angehoben, also um ein Drittel. Oder anders gesprochen: Was bisher 2 Sekunden dauerte, dauert nun ganze 3 Sekunden.
Ich bin noch nicht sicher ob mir das gefällt. Zu Beginn fand ich die TTK in MW2 etwas zu kurz, jetzt hat man sich daran gewöhnt. Wenn dann die TKK so lange ist wie in Warzone mit den bescheuerten Plates, da hab ich gar kein Bock drauf.
Im diesjährigem COD, Modern Warfare 3, werden alle ursprünglichen Karten aus dem Original MW2 (2009) in überarbeiteter Form integriert (+ 12 nagelneue Karten)
Hell Yeah!