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Civilization 5 (Taktik & Strategie) – Civilization 5

Es gibt nicht mehr viele Dinosaurier, die schon vor Urzeiten für virtuelle Begeisterung sorgen konnten und bis heute nicht nur überlebt, sondern an Faszination gewonnen haben. Nur dann hat man das Gefühl, dass man seit Ewigkeiten in einer spielerischen Beziehung lebt. Man freut sich besonders auf jedes Jubiläum, weil alte Liebe theoretisch nicht rostet. Und praktisch? Kann Sid Meier nach fünfzehn Jahren Civilization noch Schwung in das Rundenverhältnis bringen?

© Firaxis / 2K Games

Diplomatischer Ganzkörperkontakt

Audienz bei Elizabeth: Zum ersten Mal erscheinen die Herrscher als komplette Figuren im historischen Ambiente.

Aber obwohl das grafisch ein großer und inhaltlich ein kleiner Fortschritt innerhalb der Reihe ist, wird das Potenzial des diplomatischen Ganzkörperkontakts nicht ganz ausgenutzt: Man kann seinem Gegenüber durchaus Ärger oder Freude bei den Verhandlungen ansehen, außerdem unterscheiden sich die Herrscher in ihrem Gehabe von zurückhaltend bei Ghandi bis arrogant bei Napoleon. Aber sehr abwechslungsreich oder markant sind Gestik und Mimik nicht, zumal die Hintergründe meist statisch bleiben. Zwar wissen die gut geschriebenen Kommentare zu gefallen, wenn mir Dareios nach einer Kriegserklärung entgegen schnaubt:

„Ihr seid erbärmlich! Ich könnte so tun, als würde mich das überraschen, aber das wäre gelogen.“

Aber hier hätte Firaxis technisch und inhaltlich noch mehr Charakter aus den Herrschern und ihrer Umgebung herausholen können, wenn man aktuelle Spiele à la StarCraft II zum Maßstab nimmt. Man vermisst auch eine Übersicht über das diplomatische Verhältnis, das historische Verstimmungen oder positive Einflüsse numerisch darstellt, so dass man weiß, dass man bei Dareios jetzt ganz unten durch ist, aber bei Elizabeth nur noch etwas schmeicheln muss, damit sie zur Verbündeten wird.

Hurra, die Hexfelder sind da!

Aber was soll’s? Das ist kein Rollenspiel. Und die Polygone waren noch nie die Stärke von Sid Meier. Eigentlich beginnt die Faszination mit dem Blick auf die Karte, wenn man mit der Maus langsam vom Wolkenmeer auf das Land herunter zoomt – und hier kann Civilization mit viel Charme sowie der Wahl zwischen dritter oder zweiter Dimension bei der Ansicht punkten.



Wer sich für Erstere entscheidet, baut seine Stadt vielleicht an einer Bucht vor idyllisch glitzerndem Ozean, während nebenan auf der Wiese ein paar Schafe weiden. Zwar werden Flüsse, Wiesen und Wälder im Gegensatz zu den Tieren nicht animiert, aber dafür erkennt man endlich, wie Wunder langsam zwischen Baugerüsten entstehen und später das Stadtbild prägen.

Hinzu kommen wesentlich mehr grafische und inhaltliche Reize bei der Erkundung: Während im Hintergrund je nach Wahl des Volkes eine andere Musik zwischen Klassik und Trommelexotik vor sich hin plätschert, stößt man mit seinem ausschwärmenden Scout vielleicht auf eine erste Ruine oder ein Naturwunder wie Gibraltar oder den Vesuv, die bei Entdeckung golden auf der Karte schimmern und einem umgehend Boni einbringen. So gestaltet sich gerade die Anfangsphase wie eine kleine Schatzsuche: Hey, ich habe gerade
Neben der animierten 3D-Karte gibt es eine 2D-Ansicht mit den neuen Hexfeldern.
fortschrittliche Waffen gefunden, die aus meinem Krieger sofort einen Speerkämpfer machen! Ich habe den Titicacasee entdeckt, was meine Bevölkerung zufriedener macht!

Wer sich für die zweidimensionale Karte entscheidet, bekommt quasi die Brettspielansicht: Das bisher erforschte Land wird erstmals in Hexfelder unterteilt, die verschiedene Symbole tragen – je nach Untergrund oder Rohstoff: Aha, da hinten gibt es also Silber! Und dort sind Pferde, aber da ist auch der Gegner! So kann man sich sehr schnell einen Überblick verschaffen und seine Expansion in einer Landschaft mit neun Geländetypen planen, die aufgrund unzugänglicher Gebirge oder Schluchten auch Sackgassen bietet, die man siedlungstaktisch ausnutzen kann. Und wer sich in eine bestimmte Richtung verlagern will, weil nur dort ein Feld mit Silber lockt, kann gegen Gold auch gezielt Hexfelder frei kaufen – sehr schön. Die Ausbreitung läuft ansonsten immer noch über die Gründung von neuen oder die Ausdehnung bereits bestehender Städte: Also heißt es Siedler aussenden und die Bevölkerung über reichlich Nahrung mehren.
       

  1. TheWalle82 hat geschrieben:Gibts gerade beim Steam sommersale für 7,49€ !! Wenn ich mir alle eure Kommentar so anschaue macht man zu dem Preis glaube ich nichts falsch =)
    Definitiv nicht. :wink:

  2. Ich scheine die Uncivilization-Version erwischt zu haben. Vielleicht mit versteckter Zivilisationskritik, die sich mir nicht erschließt. Drei Abstürze in weniger als 60 Minuten sind kein gutes Omen für ne blühende Gesellschaft...

  3. gracjanski hat geschrieben:
    Was wir alte Säcke möchten sind Spielmechaniken, die sich fortentwickeln, d.h. mehr Möglichkeiten, mehr Freiheiten, mehr Komplexität. Warum? da aufgrund der Entwicklung der Technik mehr möglich ist. Was passiert? Das Gegenteil. warum? Um Vollhonks zum Kauf zu animieren. Warum sollten wir da jubeln, warum sollten wir einen Nachfolger mögen, der im Grunde genommen eine abgespeckte Version des Vorgängers ist?

    Nichts gegen dich persönlich, aber ich habe immer häufiger das Gefühl, dass sich viele meiner Altersgenossen irgendwann mal auf ein Stock gesessen haben und dieser sich im Laufe der Zeit immer weiter hintenreinschob, so dass man irgendwann ganz steif und unflexibel wurde und ausserdem die Augen so fest zukneift, dass man gar nicht mehr sieht was so links und rechts von einem noch geschieht.
    So ist es zB ganz und gar nicht der Fall, dass alle Spiele grundsätzlich immer simpler werden. Mit UT3 hattest du ein Beispiel gefunden, das deine These stützt. Es gibt aber genauso viele andere Beispiele, die das Gegenteil beweisen. Ein FIFA und PES zb sind heute wesentlich komplexer als ein Kick-Off oder Sensible Soccer von damals. Bei den Beat em Ups werden die Move-Listen immer länger, genauso wie die Combos, und musste man damals nur den Healthbalken beachten, muss man heute 2, 3 Anzeigen mehr im Auge behalten. Shogun 2: Total War ist auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad definitiv fordernder als alle vorigen Total War Teile zusammen. Die Paradox-Leute halten eigentlich relativ konstant ihr Niveau und im RTS Sektor wird man spätestens dann immer genug Herausforderung finden, wenn man gegen andere Spieler antritt. Die KI konnte nämlich früher schon nix anderes ausser cheaten, heute gibts zumindest schonmal verschiedene Taktik-Profile.
    Darüberhinaus ist es doch nun wirklich nicht verwunderlich, dass einem als erfahrener Spieler die Sachen leichter fallen mit der Zeit. Wär auch schlimm, wenn es nicht so wäre, weil es nicht gerade für die eigene...

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