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Clandestine (Action-Adventure) – Liebeserklärung an Deus Ex

Der Türcode ist 0451 – natürlich! Und nachdem Katya die Toilette der Männer betreten hat, erhält sie von ihrem Boss einen Rüffel. Im Hauptquartier kann sich die Agentin frei umsehen, mit ihren Kollegen reden sowie Informationen zum Weltgeschehen und ihren Kollegen einholen: Clandestine ließ vom Beginn unseres Tests an keinen Zweifel daran, dass es neben Deus Ex ins Genre der taktischen Stealth-Action gehört. Aber spielt es auch in derselben Liga wie das große Vorbild?

© Logic Artists /

Spionin im Abendkleid

So stiehlt das Duo Daten – Katya muss z.B. einen Serverraum erreichen, Martin ein bestimmtes Terminal hacken – und erledigt zusätzliche Aufgaben, falls es sich in die zum Teil weit vom Hauptziel entfernten Räume wagt. Je erfolgreicher die beiden sind, desto mehr Ausrüstung steht ihnen in den folgenden Missionen oder Wiederholungen bereits abgeschlossener zur Verfügung. Dass sich Katya dabei stets auf wenige Gegenstände beschränken muss, macht schon die taktische Planung interessant; zumal sie ohnehin nicht zahllose Objekte im Einsatz sammelt.

Manche Zonen sind außerdem nicht öffentlich zugänglich, was die Schauplätze glaubwürdiger erscheinen lässt. Weder die Handlung noch das Szenario sind zwar so packend wie in einem Deus Ex und die Anzahl aller Aufträge ist gering. Mit einem Auge für wichtige Feinheiten haucht Jonas Waever seiner Liebeserklärung an das Genre aber Leben ein. Dazu zählen Wachen, die sich durchgehend in ihrer Landessprache unterhalten, und ein großartiges

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Die angenehme Seite des Agentenlebens:
Hors­d’œu­v­re und Abendkleid. © 4P/Screenshot

spielerisches Element: Je mehr Spuren Katya und Martin zurücklassen, desto eher kommt ihnen ein Doppelagent in den eigenen Reihen auf die Schliche und sorgt für Fallen oder ein besseres Bewachen zukünftiger Einsatzorte. Zu den Spuren zählen abgefeuerte Schüsse, ausgeknockte Personen oder wenn Martin vom Programm des System-Administrator entdeckt wird. Mehr als andere Spiele fördert Clandestine so das unbemerkte Vorgehen.

Klasse ist auch eine Party, die Katya im Abendkleid besucht: Zum einen kann sie in diesem nur einen Gegenstand statt sonst drei mitnehmen und zum anderen muss sie dort einer Person aus dem Weg gehen, die sie als Spionin identifizieren könnte. Falls die Agenten die richtigen Informationen finden und Katya im Gespräch mit einer Wache schnell genug eine richtige Antwort gibt, erhält sie zudem freien Zugang zu manchen Arealen. Im Kleinen sind das tolle Höhepunkte.

„Erschieß mich!“

Im Großen offenbart Clandestine aber auch dicke Schwächen. Dazu zählt das gefühlt träge Bewegen der Agentin, weil die Maus frei drehbar ist, ihre Figur aber relativ behäbig auf Eingaben reagiert und z.B. statt des Mauszeigers auf ein

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Wird Katya entdeckt, fallen die Wachen leider durch viele Fehler auf. © 4P/Screenshot

Dokument schauen muss, wenn sie es benutzen will. Dazu zählt auch der einzige Spielstand, mit dem man eine Mission evtl. abbrechen muss, um einen kooperativen Einsatz zu starten, weil ein Kumpel online kommt. Man darf zwar zwei Profile anlegen, das Anlegen mehrerer Spielstände wäre aber die bessere Lösung.

Die altbackenen Kulissen sind ebenso verkraftbar wie die rudimentäre akustische Umgebung. Unentschuldbar sind allerdings die häufigen Fehler im Verhalten der Wachen, sobald Katya mit ihnen interagiert oder entdeckt wird. Dann ist es zwar großartig, dass sie ihre Waffe fallen lassen und sich scheinbar ergeben kann, um im letzten Augenblick doch noch die Flucht zu ergreifen. Dass Gegner aber überhaupt nicht reagieren, obwohl sie direkt vor ihr stehen oder sie direkt hinter einer Ecke nicht finden, um die sie gerade erst geflüchtet ist, gleicht einer unfreiwilligen Parodie.

Katya kann Wachen auch eine nach der anderen erschießen, wenn die nacheinander und am selben Fleck vor einem toten Kollegen stehen bleiben. Es kann sogar passieren, dass mehrere Gegner nach einer Gasexplosion auf den ausströmenden Rauch zu laufen, um dort bewusstlos umzukippen. Sie lassen sich ohnehin viel zu leicht übertölpeln, weil sie stets geradeaus schauen und sich selbst nach Erreichen eines Wegpunkts selten umsehen. Schade, aber ausgerechnet die in einem solchen Spiel wichtigen Reaktionen auf das Verhalten der Agentin hat Waever viel zu schlecht im Griff!

  1. 4P|Benjamin hat geschrieben:Die Steuerung z.B. ist ja kein "Problem" in diesem Sinne, sie ist einfach nur nicht besonders gut.
    Ah ok, dann brauche ich nur auf den nächsten Patch und einen guten deal warten :)

  2. Alleine die Erwähnung von Deus Ex kitzelt da so einen ganz bestimmen Nerv....... ;-)
    Werde das Spiel mal im Auge behalten, wäre ja nicht schlecht, wenn da auch noch ein wenig nachgepatcht wird!

  3. Nobilis 1984 hat geschrieben:Das neue DoD hat deutlich mehr gekostet und ist auch nicht besser. Was ein Schlag ins gesicht für die CoD macher.
    Und wenn man keine Stealth-Games mag, sondern eher relativ simples Popcorn-Geballer?

  4. Ich vermute, das liegt daran, dass die in der Liste aufgezählten Sachen keine fest verankerten zentralen Aspekte wie die KI sind, sondern Bugs und eher kleinere Unstimmigkeiten. Die Steuerung z.B. ist ja kein "Problem" in diesem Sinne, sie ist einfach nur nicht besonders gut.

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