Auch im Jahr 2022 beglückt uns dagegen die kultig-verkopfte DBW-Slotmaschine in der oberen linken Bildecke. Drei Reihen aus Charakterportraits und Zahlen symbolisieren Zacks ‚digitale Bewusstseinswellen’… öh ja, halt Erinnerungen und Emotionen. Fallen bestimmte Kombinationen, werden Limitrausch oder zeitlich begrenzte Bonus-Effekte ausgelöst. So fackeln besiegte Beschwörungen wie der ehemalige Boss-Drache Bahamut in komplett neu gestalteten Effekt-Orgien die Kampfarena ab oder Zack zaubert kurzzeitig ohne den Einsatz von Magiepunkten.
Im Unterschied zum Original hält sich die Anzeige der Zufallsereignisse angenehm im Hintergrund und unterbricht nicht durch plötzliche Vollbild-Einblendungen das Kampfgeschehen. Auch die Spezialangriffe und zufällig ausgelösten Erinnerungsszenen dürft ihr nun via Knopfdruck sinnvoller timen. Seltsam esoterisch bleibt die Verknüpfung des Auflevelns mit dem Glücksprinzip. Genügend Erfahrungspunkte zu sammeln reicht nicht aus. Erst, wenn die Slot-Maschine dreimal die (Final Fantasy) 7 zeigt, kommt das Level-Up. So kann es passieren, dass ihr mal kurz hintereinander aufsteigt und mal etwas warten müsst. Aus Spieldesign-Sicht ist das irgendwie wunderlich, wird im Verlauf der Handlung aber als erzählerische Klammer originell begründet. Unterm Strich wurde das Kampfsystem also zu einer zeitgemäßen und kurzweiligen Erfahrung renoviert. Einzig die Tatsache, dass die meisten Gefechte als unvermittelte Zufallskämpfe starten und Gegner nicht sichtbar durch die Level patrouillieren, mutet veraltet an. Richtig viel zu erkunden gibt es in Crisis Core aber ohnehin nicht. Und das aus gutem Grund.
Im Kern ein Kammerspiel
Grundsätzlich ist Crisis Core – daran ändert auch das Remaster nichts – ein PSP-Action-Rollenspiel für unterwegs. Kurze, knackige Spielspaßhappen, die 2008 auch dann funktionieren sollten, wenn ihr die tragbare PlayStation mal nur für fünf Minuten rauskramen konntet. Entsprechend simpel und begrenzt ist demnach auch das Design gehalten: Ein paar Gänge, Straßen oder Pfade, dann ein größeres Areal wie eine Lagerhalle, eine Fabrikanlage oder ein Marktplatz. Alle paar Schritte schaltet das Spiel in einen Zufallskampf oder eine Erzählsequenz, die euch auf Linie hält. Dagegen wirkt selbst manch endloser Tunnelschlauch aus Final Fantasy 7 Remake wie ein Open-World-Vergnügungspark. Wer hier eine gute Zeit haben möchte, muss verstehen, dass Crisis Core buchstäblich ein Kammerspiel ist: komprimiert auf begrenzten Raum, mit einer Handvoll klar gezeichneter Charaktere, die Handlung in zehn Kapiteln straff aufgereiht wie eine Perlenschnur. Trotzdem funktioniert das Kleinod als Rollenspiel: Ihr müsst nicht immer stur dem Hauptplot folgen. In jedem Kapitel laden ein paar ulkige Minispiele zur lustvollen Ablenkung vom Heldenepos ein: Mal zerschlagt ihr per rhythmischem Tastendruck anfliegende Granaten oder absolviert Kniebeugen, mMal räumt ihr unter Zeitdruck Gefängniszellen aus oder betätigt euch als Parfümeur. Spät im Spiel überraschen euch die Entwickler sogar mit einem rudimentären Scharfschützen-Simulator. Nichts davon ist überkomplex, aber es trägt zur Abwechslung bei und macht einfach(en) Spaß.
Einkaufen oder das Verschmelzen eurer Zauber-Materias zu neuen oder stärkeren Magieformen läuft zeitsparend direkt über das Spielmenü. Das (optionale) Level-Grinding oder die Jagd nach besserer Ausrüstung erledigt ihr mit Nebenmissionen. Die müsst ihr zwar teilweise erst durch Gespräche mit NPCs freischalten, startet sie aber alle komfortabel über die großzügig verteilten Speicherpunkte. Bis auf wenige Ausnahmen, etwa ein paar Schatzjagd-Missionen mit Nachwuchs-Ninja Yuffie, laufen die 300 Sidequests nach folgendem Schema ab: Ihr erkundet ein paar Meter Höhle, Wüste oder Graslandschaft, sucht dabei Schatzkisten, absolviert Zufallskämpfe, haut einem Boss auf die Locken, und: Zack (Ach, deshalb der Name?), fertig. Das kann eintönig werden, aber genauso gut ein geistloses Vergnügen. Weil ihr euch im Minutentakt Belohnungen erspielt und das robuste Kampfsystem eben flutscht. Dieses Spielprinzip klappt nebenher auf der Rückbank eines Schulbusses oder unter dem Pult einer drögen Uni-Vorlesung vielleicht besser als vor dem heimischen PS5-Bildschirm; das hängt von euren persönlichen Präferenzen ab. Wenn ihr dann nach einer längeren Grinding-Session top ausgerüstet durch die Standardgegner des nächsten Story-Kapitels pflügt, fühlt ihr euch wirklich wie ein Supersoldat.
Quality of Life
Nicht jeder Fan des originalen Final Fantasy 7 konnte sich für dessen aufwändiges Remake begeistern. Die Unterschiede im Spielgefühl und im letzten Drittel der Story wurden in Fan-Kreisen durchaus kontrovers diskutiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr mit Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion als Fan des PSP-Originals mindestens zwanzig Stunden Quality-Time verbringen könnt, ist dagegen ungleich höher. Es lässt das grundlegende Spielprinzip und die Narration unangetastet. Wenn Änderungen vorgenommen wurden, dann um die Spielerfahrung 2022 so angenehm und zeitgemäß wie möglich zu gestalten – im Sinne eines Remasters also eine vorbildlich werkgetreue Behandlung.
Ob ihr eine ebenso gute Zeit haben werdet, wenn ihr mit dem Remake von Final Fantasy 7 in Clouds Saga eingestiegen seid, hängt von zwei Faktoren ab. Erstens: Habt ihr Spaß an simplen, repetitiven Mechaniken, die eher euer Echsengehirn ansprechen als intellektuell zu fordern? Könnt ihr z.B. in Spielen wie Diablo glückselig tausendmal dasselbe Monster totklicken, bis endlich dieser superseltene Ring dropt? Und Zweitens: Wollt ihr euch die Wartezeit bis zur Veröffentlichung des nächsten Remake-Kapitels mit einem Blick in die Geschichte Midgars verkürzen, um zum Beispiel die Motive von Aerith oder Sephiroth besser verstehen zu können? Wollt ihr auch melancholisch-wissend mit dem Kopf nicken, wenn dieses eine Gitarren-Motiv angespielt wird? Dann wird es auch für euch Zeit für eine Reunion mit der blutigen Geschichte von Clouds Panzerschwert.
Also ich spüre persönlich keine nennenswerten Ruckler bzw. Einbrüche in der Framerate, bin da aber vermutlich kein Maßstab und wenig empfindlich. Bei der Auflösung habe ich es manchmal im Hintergrund wahrgenommen, aber auch hier für mein empfinden nichts dramatisches. Für mich ein sehr guter Port.
Werden die 30 FPS denn stabil gehalten? Und weißt du wie tief die Auflösung runtergeht in den schlimmsten Fällen? Spiele auch 99% Handheld.
Viel entscheidender ist ja, wie man FF7 noch immer nicht gespielt haben kann.