Und darin lag damals und liegt nach wie vor der größte Fallstrick für diesen ästhetisch und konzeptionell unheimlich kreativen Plattformer, der hinsichtlich der Kulisse kaum Alterserscheinungen zeigt. Bis auf zwei Bosskämpfe kann man nahezu problemlos durch die großräumigen Abschnitte marschieren und die Tintis beinahe widerstandslos aus dem Weg räumen – diese beiden Ausnahmen der Regel ähneln sich sogar noch. Dass man bei der Entwicklung auch jüngere Spieler im Visier hatte, ist per se nicht negativ. Doch wenn der Schwierigkeitsgrad hauptsächlich auf diese abgestimmt wird, kommt es irgendwann zu einem Problem, das auch von der Technik nicht aufgefangen werden kann. Denn schließlich hat man sich irgendwann an die Kulisse gewöhnt und nimmt die Akustik als gegeben hin – als Spieler des Vorgängers noch mehr, da das Grundkonzept nur im Detail verändert wurde. Und dann wird einem die mangelnde Herausforderung umso bewusster. Zumal an entscheidenden Stellen auch immer wieder Power-Ups eingestreut werden, auf die man allerdings auch allzu deutlich mit der Nase gestoßen wird – was bei mir schließlich dazu geführt hat, dass ich diese Hilfsmittel auf Teufel komm raus nicht verwenden wollte.
Unterhaltsam und entspannend – auch zu zweit
Doch trotz dieses Mankos habe ich das Pad immer wieder gerne in die Hand genommen, bis Genosse Schwarz schließlich von seinem Vorhaben abgebracht werden konnte. Denn zum einen bekommt man nach Abschluss einer „Welt“ ein ebenso hochklassiges wie witziges Video mit Kapriolen der Hauptdarsteller als Belohnung. Und diese Videos haben das Zeug, den Rabbids-Gegenstücken den Rang als Running Gag-Lieferanten abzulaufen. Zum anderen ist de Blob 2 ein nahezu idealer Titel, um mit jüngeren Familienmitgliedern Ausflüge in harmlose, farbenfrohe und angenehm ruhig unterhaltende Plattform-Welten zu unternehmen.
Und davon gibt es für die aktuelle Konsolengeneration eindeutig zu wenig Vertreter. In der Rolle des Roboter-Sidekicks Pinky kann ein zweiter Spieler jederzeit ein- oder aussteigen, um mit dem Blob auf Weltenrettung zu gehen. So kann ein erfahrener Spieler entweder in der Rolle von Pinky einem weniger erfahrenen unter die Arme greifen oder der kleine Bruder bzw. der Nachwuchs können mit den Eltern zusammen spielen, ohne großartig Verantwortung übernehmen zu müssen.
Ab in den Untergrund
Ein weiteres Element, das ebenfalls kurzfristig ein ums andere Mal für Auflockerung sorgt, ist die einzig echte mechanische Neuerung dieser Fortsetzung: Der Untergrund. Überall in der Welt sind Zugänge zu Gebäuden oder unterirdischen Arealen, die jedoch als klassische seitwärts scrollender Hüpfer aufgezogen wurden. In diesen über einhundert mal mehr, mal weniger langen Abschnitten warten vermehrt Hindernisse wie Brandfallen, Stromschläge oder plötzliche Tintenfontänen, die dafür sorgen, dass sich Blob erst einmal in klarem Wasser reinigen muss, bevor er wieder Farbe aufnehmen oder abgeben kann. Die hier wartenden Gegner hingegen sind nicht anspruchsvoller als in der dreidimensionalen Oberwelt. Dafür jedoch darf man
sich noch stärker als „oben“ auf Farbspielereien im Zusammenspiel mit kleinen Schalterrätseln freuen – die sogar noch anspruchsvoller gewesen wären, wenn der Weg durch die seitwärts scrollenden Welten nicht so linear wie ein Strohhalm wären und man gar nicht anders kann, als über die richtige Farbe bzw. Mischung zu stolpern.
Wie schon bei der HD-Version des Vorgängers gibt es an der visuellen Aufarbeitung des sechs Jahren alten Titels kaum etwas auszusetzen. Die Kulisse ist sauber, die Bildrate jederzeit flüssig. Einzig die gelegentlich deutlich sichtbar aufploppende Levelarchitektur hätte man gerne aus der Welt schaffen dürfen, ist sie doch ein Indiz dafür, dass man nur das Nötigste gemacht hat, um de Blob 2 auf den aktuellen Konsolen lauffähig zu machen. Denn unter dem Strich sind die Unterschiede zwischen den Versionen für PS3 und 360 und denen für PS4 sowie One gering einzuschätzen – was auch darin begründet ist, dass die Farbbeutel-Abenteuer schon 2011 mit ihrem eigenständigen visuellen Design punkten konnte. Das wiederum dürfte bei One-Besitzern zu einem Gewissenskonflikt führen. Denn die 360-Version (die zudem noch stereoskopisches 3D bietet, welches in dieser Fassung fehlt) lässt sich im Rahmen der Abwärtskompatibilität auch auf der One spielen, unterscheidet sich nur durch höhere Kantenbildung (bedingt durch eine geringere Auflösung), kostet aber zehn Euro weniger als das HD-Remaster. PS4-Spieler bleiben von dieser Entscheidung verschont – die PS3-Version schlägt zwar ebenfalls mit zehn Euro weniger zu Buche als die aktuelle Variante, lässt sich aber nicht auf der PlayStation 4 abspielen.