Auf Steams Shop-Seite prangen bereits eine ganze Reihe von Festival-Auszeichnungen, die u.a. Spielideen oder die Erzählung loben. Mich haben die surrealen Gebirgspanoramen ebenfalls auf Anhieb fasziniert. „Wir lieben Berge und Wolken!“ lautet auch der erste Satz auf der Website des jungen brasilianischen Studios Among Giants. Das erhebende Gefühl, eine fremdartige Bergwelt zu erkunden, haben die Entwickler tatsächlich prima eingefangen. Während ich über schwebende Inseln und zerklüftete Plateaus wandle, werden Erinnerungen an Outcasts unebenes Terrain wach, in dem sich zu Beginnn ein ähnlich aufregendes Entdeckergefühl aufbaute. Ob ich auf einem magischen Felsbrocken surfe oder mich in überwucherten Nischen an Monstern vorbeischleiche: Stets bietet sich ein malerisches Panorama, an dem Bob Ross seine helle Freude gehabt hätte. Mal beginnen plötzlich die fluffigen Nebelschwaden zu glühen, anderswo treiben Erinnerungsartefakte wie ein zerlegtes Unfallauto durch die Luft.
Immer wieder verwandelt sich die Idylle aber in einen Horrortrip, in dem die namenlose Protagonistin von finsteren Kreaturen attackiert wird. Oder sie findet sich in gleißenden Erinnerungen wieder: Dann musiziert sie mit dem maskiert auftretenden Ex-Freund im gemeinsamen Haus. Auf den verstreuten Polaroids spielen auch psychsiche Probleme nach dem Tod der Schwester eine Rolle. Wie hängt all das zusammen? Handelt es sich überhaupt um ihre eigenen Erinnerungen? Und in was für einer Welt befinden wir uns überhaupt? All das klärt sich erst nach und nach, indem ich immer entlegenere Ecken der Welt erkunde, Erinnerungen sammle und mir im Journal Notizen über neue Geigen-Mechaniken anschaue.
Multifunktionsgeige
Das Instrument wird vor allem in den vielen düsteren Grotten zu einem wichtigen Werkzeug. Mit der „Freispiel“-Mechanik lassen sich etwa massive felsige Barrieren vor einem Durchgang aus dem Weg räumen. Oder ich erschaffe kurzzeitig eine magische Brücke über einen der vielen Abgründe und finde am Ziel neue Lieder bzw. Fähigkeiten für die Violine. All das funktioniert ähnlich wie die Melodien im Vorbild Ocarina of Time: Einfach im passenden Rhythmus ein paar Noten erwischen und je nach Gelingen gibt es einen entsprechend starken Effekt.
Die Zeit der Wirkung spielt vor allem bei Schleichgängen in monsterverseuchter Höhlen eine Rolle. Erwische ich die Noten korrekt, kann ich mich eine ganzes Stückchen weiter am Grüppchen lauernder Schatten vorbeimogeln, die nur über ein begrenztes Sehvermögen verfügen. All zu nahe darf ich ihnen trotzdem nicht kommen, sonst strecken sie mich binnen Sekunden unter ohrenbetäubenden Störgeräuschen nieder. Alternativ gibt es unter den Liedern auch ein Exemplar, welches die Biester kurzzeitig mit einer mauerähnlichen Barriere aufhält. Diese Technik wird auch schön für einfache Rätsel eingebunden. Die Schleichmechanik wirkt jedoch weitaus simpler als in anderen Spielen: Meist geht es nur darum, im wild morphenden Tunnelchaos den passenden Ausgang zu entdecken und dann den günstigsten Weg zu wählen, z.B. mit Hilfe eines Lichtzaubers.
Nach eurem Test zu urteilen scheint das Spiel durchaus interessant.
Auch wenn es seine Schwächen hat.
Danke fürs aufmerksam machen.
Das kommt mal auf die Liste.