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EQQO (Action-Adventure) – Ico für Kinder?

EQQO erzählt ein Märchen von einem Jungen und einem Ei – und vermählt dabei äthiopische Legenden mit der Bildsprache Fumito Uedas. Wieviel Spielspaß dabei herauskommt, verrät unser Test.

© Parallel Studio / Nakana

God Game?

 

Begleitet von einer guten englischen Erzählstimme lotse ich den blinden EQQO zunächst über grüne Auen und lerne die grundlegenden (und überschaubaren) Interaktionsmöglichkeiten kennen: Wenn meine gottgleiche Cursorhand (was gut zum mythologischen Setting passt) an Säulen rüttelt, stürzen diese um und bilden Brücken. An anderer Stelle drehe ich mit dieser zeigenden Hand an Schaltern, finde Schriftrollen in Fässern oder werfe Steinchen, um Mechanismen auszulösen. Mehr als ein, zwei Minuten Nachdenken erfordert keiner der Räume in EQQO, meist wird des Rätsels Lösung sogar auf dem Silbertablett serviert. Das ist für erwachsene Spieler schade, hätten doch clevere Kopfnüsse den Mangel an Geschicklichkeits-Herausforderung kompensieren können. Auch das Durchschalten von mehreren Kamera-Punkten in jeder Szenerie ist mehr Schein als Sein – dadurch genießt man zwar viele hübsche Einstellungen, einen spielerischen Mehrwert stellt das Feature aber nicht dar.

 

Schöne Monotonie

 

So entpuppt sich EQQO statt als ausgefeiltes Action-Adventure fast schon als bloßes Erzählspiel, dessen spielmechanische Komponenten vor allem Langeweile versprühen. Säulen umwerfen, EQQO laufen lassen, Schleuse öffnen, EQQO interagieren lassen, an Schalter drehen, EQQO zum Ausgang schicken. Raffinierter wird es nicht! Dieses Versäumnis kann auch die rührend erzählte, fantasievolle Geschichte nicht wettmachen, zumal ich eher eine Verbindung zur mythischen Welt spürte als zum Knaben selbst – vielleicht ja, weil ich ihn eben nicht direkt steuern durfte. Im Verlauf des circa vierstündigen Abenteuers gibt es dennoch schöne, interessante Momente: Ein gieriger Dämon trachtet nach dem Ei, streckt schon seine langgliedrigen Finger danach aus. An anderer Stelle muss EQQO sein Ei für eine Weile der Strömung eines unterirdischen Flusses überlassen. Und zwischendurch betätige ich mich immer wieder als Touchscreen-Archäologe: Wie in Journey, Abzu oder jüngst Spirit of the North geben hübsche Felszeichnungen einen vagen Einblick in die Mythologie der Spielwelt, wenn ich wie im PS-Vita-Abenteuer Uncharted: Golden Abyss per Wischfunktion den Schmutz der Jahrhunderte wegrubble.

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Finsterer Geselle: Diese Schauergestalt ist zum Glück im Holzkäfig gefangen. Noch… © 4P/Screenshot

Wer EQQO aufmerksam spielt, entdeckt schon beim ersten Durchlauf fast alle versteckten Schriftrollen. Nehmt euch nach dem Abspann die Zeit und wählt diese „Sammelobjekte“ im Hauptmenü einzeln an – ihr werdet mit tiefergehenden Einblicken in die Mythologie belohnt. Hinter dem eShop-Icon verbirgt sich ein Link zu einem ungewöhnlichen 1-Euro-DLC: Der Inhalt „#EqqoDonation“ bringt euch im Spiel nur einen Baum, unter dem EQQO ein Nickerchen machen kann. Dafür gehen die gesamten Netto-Erlöse der DLC-Verkäufe (laut Publisher 70 Cent pro Kauf) laut Publisher nakana.io an das Aufforstungsprogramm WeForest. Eine gute Idee!

 

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