Es ist eine Welt, in der Regenströme auf holprigen Asphalt prasseln. Nebelschwaden kriechen aus schwarzen Gullideckeln und ziehen an den verschlagenen Fenstern geschlossener Eckläden vorbei. Jazz schwingt aus kratzigen Lautsprechern. Eine Stimme
erzählt zu körnigen Zeichnungen von ihrem Auftrag: Sie soll eine junge Dame bei einem Techtelmechtel erwischen – Familienangelegenheiten. Die Stimme, sie gehört Privatschnüffler Jack Maria Del Nero… und hat leider mit dem abgehalfterten alkoholsüchtigen Ex-Cop, den sie verkörpert, so viel zu tun wie Smartphones mit Drehscheiben.
Viele Stimmen passen nicht zu den Figuren dieses rauen Krimis und dem Synchronstudio fehlte offenbar auch ein Regisseur, der mit dem Plot vertraut war. So plätschern etliche Zeilen mit träger Belanglosigkeit daher, während andere an völlig unpassender Stelle Aufregung signalisieren. Die Verpackung verspricht eine „hochwertigem deutsche Sprachausgabe“ – das Gegenteil ist der Fall und eine anderssprachige Fassung gibt es nicht. „Tschüs“, rotzt der Polizeibeamte lustlos, aber laut zum Abschied – das geht doch nicht!
Wo ist das Rätsel?
Der Fall des schlüpfrigen Fotos dient natürlich nur als Aufhänger: Schon bald stolpert Del Nero in ein Verwirrspiel, in dem er bald selbst die Hauptrolle spielt – als Angeklagter in einem Mordfall. Die Geschichte ist unterhaltsam, stützt sich mit souveräner Selbstverständlichkeit auf die Klischees des fast namengebenden Film Noir und zeigt
interessante Rückblicke in die Vergangenheit eines Charakters. „Nicht linear“, wie der Werbetext verspricht, ist sie allerdings nicht, denn die Ereignisse werden wie auf einer schnurgerade Kette aufgezogen. Weil ich dadurch stets an das eine nächste Rätsel gebunden bin, versank ich recht schnell in einem einförmigen Rhythmus: Sobald ich wusste, was zu tun war, tat ich es und zog weiter.
Das geht schon deshalb so leicht von der Hand, weil es keine nennenswerten Kopfnüsse gibt. Tatsächlich besteht die eigentliche Herausforderung oft darin, ein Rätsel überhaupt zu finden, weil der nächste Schritt nicht schlüssig dargelegt wird. Wenn ich keinen Hinweis erhalte, spreche ich doch z.B. keine Person an, von der ich erst vor einer halben Minute alles Wichtige erfahren habe. Hier musste ich genau das tun. Und dass man durch Probieren statt durch Knobeln auf die Lösung kommen muss, darf einem Adventure nicht passieren!
Ich kann eigentlich nichts mit Adventures anfangen, habe dieses Spiel nur gespielt, da es einer Zeitschrift beilag.
Ich muß sagen, die Stimmung ist prächtig. Habe das Spiel abends bei Regen gespielt und die Story ist klasse. Klar nervigen Such und Laufquest sind nervig, aber das ist bei einem Adventure nun mal so.
Die 58% passen nicht, hier würde ich Spiele wie Autobahn-Raser einordnen.
Wie auch immer, da liegt wohl eine Menge im Auge des Betrachters.
Deshalb werden Adventures hier auch schonmal in boshafter Ignoranz zum PC-Spiel des Jahres gekürt. Oder aus nächster Nähe mit Gold und Platin beworfen. Achtung: Feinde, überall Point&Click-Feinde! :wink: