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Fallout: New Vegas (Rollenspiel) – Fallout: New Vegas

Nach ein paar Schüssen in den Kopf ist das Leben für die meisten Getroffenen vorbei. Aber in Fallout: New Vegas fängt es für einen totgeweihten Kurier erst an: Er überlebt den mörderischen Überfall, weil ihn ein seltsam freundlicher Roboter aus dem blutigen Sand birgt und ein hilfsbereiter Arzt rechtzeitig die Kugeln entfernt. Bitte dreimal raten, wofür sich der frisch gerettete Held im darauf folgenden Abenteuer brennend interessiert? Richtig, und so beginnt er seine Suche in der sengenden Hitze des postnuklearen Amerika.

© Obsidian Entertainment / Namco Bandai

Der gute Ruf

Wird man diese Stromanlage zum Wohle der RNK wieder in Schuss bringen? Betrügt man das Militär? Oder löscht man das ungeliebte Militär lieber aus?

Schön ist, dass ich mir sowohl bei der Landbevölkerung als auch bei den großen Fraktionen einen Namen machen kann, indem ich Aufträge erfülle – so kann mein Ruf in einzelnen Siedlungen in mehreren Stufen von „verrufen“ bis „vergöttert“ reichen. Und wie im Vorbild wird im Radio über meine Taten und ihre Folgen berichtet. Manchmal grüßt man mich freundlich, manchmal flucht man hinter vorgehaltener Hand. Wenn mich die Leute mögen, bekomme ich nicht nur Rabatte oder gar Geschenke, sondern auch mehr Dialogoptionen und weitere Quests. Wenn sie mich hassen oder aufgrund meiner Brutalität fürchten, werde ich schon auf Sichtweite angegriffen oder man rennt gar panisch vor mir weg. Leider kann es in einigen Situationen auch zu skurrilen Reaktionen kommen, die man sich nicht auf Anhieb erklären kann…

Der Ruf kann sich aber dynamisch ändern, so dass man Fehler auch ausbügeln kann. Und man kann zu kleinen Tricks greifen: Als ich zwei Gefangene in einem Banditenlager befreien muss, gehe ich ganz locker hinein, weil ich kurz vorher die entsprechende Rüstung der Fraktion angelegt habe. So komme ich nah an den schlafenden Anführer, der nach einem Kopfschuss aus der schallgedämpften Pistole stirbt – danach sind die anderen dran und ich erspare mir die offene Konfrontation. Es lohnt sich also, die Outfits der Parteien irgendwo zu bunkern. Sehr konsequent: Falls ich vergesse, die Legionskleidung abzulegen, wird mich die RNK selbst dann auf Sichtweite angreifen, wenn man Ruf bei ihr ein guter ist…

Die Spielwelt reagiert nicht nur auf meine äußere Erscheinung, sondern auch auf meine Taten. Zwar stört sich im martialischen Jahr 2077 keiner, wenn ich eine Waffe zücke – zumal hier selbst der einfache Bauer seine abgesägte Schrotflinte offen trägt. Aber wenn ich unbefugt in Häuser eindringe oder stehle, sinkt nicht nur mein Karma – das ist quasi die moralische, alles sehende Instanz, die bei guten Taten steigt und bei schlechten sinkt. Wenn ich es beim Diebstahl zu weit treibe, werde ich attackiert und mein Ruf sinkt bei der politischen Fraktion bzw. in der Siedlung. Sehr schön ist, dass unterlegene Gegner auch während eines Schusswechsels fliehen und Hilfe holen – dann kehrt der Beraubte mit Verstärkung zurück, wenn man den Ort nicht verlässt. Übrigens: Falls man mal aus Versehen einen Unschuldigen trifft, kann man die Waffen symbolisch einstecken und die Sache vielleicht ohne tödlichen Ausgang regeln. Selbst Gespräche können dem Ruf dienlich sein: Wer einen Gefangenen der Legion in einem Verhör nicht verprügelt, sondern kommunikativ einschüchtert und so an Informationen kommt, steigt z.B. im Ansehen des Militärs.

Du bist nicht allein

Über ein Kreismenü kann man Befehle an seine Begleiter erteilen, Gegenstände tauschen oder mit ihnen ins Gespräch kommen.

Das Rollenspielerlebnis wird nicht nur von neuen Figuren wie dem orkähnlichen Nachtvolk, sondern auch von den Begleitern aufgewertet: Man kann einen Menschen bzw. Ghul sowie einen Roboter oder auch ein Tier als Partner gewinnen – und ist dann maximal zu dritt unterwegs. Je nach Spielweise und Talenten kann das allerdings eine Zeit dauern: Ich habe die Whiskey schlürfende Cass erst anwerben können, als ich New Vegas schon erreichte und für die karminroten Händler einen ersten Auftrag erledigt hatte. Obwohl diese Lady ab und zu hinsichtlich der Wegfindung zickte und schon mal zu forsch in Kämpfe ging, hat das Abenteuer mit ihr an Tiefe gewonnen – und man gewinnt ihre spezielle Fähigkeit, solange sie im Team sind: So lange Cass bei mir ist, kann ich z.B. Whiskey ohne Folgen trinken.

Neben der zusätzlichen Feuerkraft, die man zu schätzen weiß, wenn man in der Kanalisation von Vegas plötzlich von Ghulen und Riesenratten angegriffen wird, haben diese Nebencharaktere ähnlich auch eine eigene Hintergrundgeschichte sowie individuelle Quests, so dass sie auch erzählerisch an Charakter gewinnen. Sie geben Kommentare in bestimmten Regionen und in Gefechten ab, können über ein Kreismenü auch mit Gegenständen und Stimpaks versorgt werden, die sie in der Regel automatisch einnehmen. Ansonsten lassen sich klassische Befehle wie „Warten“ oder „Folgen“ erteilen, man kann ihnen den Nah- oder Fernkampf vorschreiben, sie auf Abstand halten oder zur Heilung animieren. Sehr schön ist, dass sie automatisch in die schleichende Position gehen, wenn man das selber vormacht. Weniger schön ist, dass es mit den Begleitern auch zu einigen Bugs kommen kann, wenn sie plötzlich nicht ansprechbar sind, aus einer Tür nicht heraus kommen oder einfach nicht in einen anderen Spielbereich folgen – dann hilft nur Nachladen. Unterm Strich ist diese Geselligkeit eine Bereicherung, aber sie wird emotional und inhaltlich nicht so ausgezeichnet inszeniert wie in Mass Effect 2 <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=15763′)“>

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  1. Ich erwarte da von Bethesda (und auch von den sehr wenigen AAA-Devs) trotzdem nur noch sehr wenig. Die haben klare Kante gezeigt, wo für sie die Prioritäten liegen, nämlich: Immer noch mehr und noch mehr Spieler abzuholen. Die Konsequenz daraus ist logisch. Das ist an sich auch völlig legitim.
    Das spaltet das Genre zwar extrem; viel unterschiedlicher können sich Wichter oder aktuell Pathfinder kaum spielen (und trotzdem für die meisten wohl zum gleichen Genre zählen -- irgendwie). Aber es eröffnet eventuell irgendwann dann doch wieder Marktlücken, wie es bereits für die ganzen BG- und Fallout1+2-likes passiert ist.
    Wie ich glaube auch hier gesagt: Selbst Spiele wie Kotor oder Dragon Age:Origins, die damals durchaus auch kommerziell recht erfolgreich waren, gibts praktisch gar nicht mehr. Da haben sich ja bereits auch Studios aus ehemaligen Biowares gegründet, die das sicherlich im Auge haben.
    Baldur's Gate 3 wird, rein technisch, übrigens absolut AAA. Da arbeiten Hundertschaften dran. Was schon ein bisschen verrückt ist. Vor ein paar Jahren war die Vorstellung einer einer Zigmillionen-Dollar-D&D-Umsetzung (samt Rundenkämpfen) mehr als nur skurril. :mrgreen: Insofern tut sich bereits einiges.
    Apropos veraltet: Ich hatte so um die Zeit von New Vegas die Demo von Dragon Age 2 auf dem Schirm. Die Fallout3-Engine mag recht oll gewesen sein; aber technisch und vom Design wirkte diese Demo wie das viel altbackenere Spiel. Ohne Quatsch, man konnte sich kaum drei Meter bewegen, ohne die nächste semi-interaktive Cutscene zu triggern, die wiederum die nächste Arena-Welle an Mobs triggerte. (Aber das gilt ja heute allgemein fast dreißig Jahre nach Hype um Interactive Movies wieder fast als "modernes" Spieldesign, irgendwie). Letztens mal nachgesehen, ob meine Erinnerung da nicht übertrieben hat, aber nein, keineswegs.
    Zu Zeiten von DA2 verließen dann ja auch bereits einige Biowares wie Brent Knowles wegen kreativen Differenzen die Company.

  2. Es krankte daran, dass Fallout New Vegas auf einer praktisch ungefixten Kopie von Fallout 3 beruhte, die einem Auftragsarbeiter ohne Kenntnisse der Engine in die Hand gedrückt wurde, mit zwei Jahren Frist . Wenn man mal den Aspekt Obsidian auf der Seite lässt und es als Verbraucher wertet, dann war das eine Schweinerei und Bethesda war der Verursacher. Fallout 3 war schon altbacken für das Release-Jahr, und NV fühlte sich noch viel älter an.
    Fallout 4 war auf eine bestimmte Weise ein verdorbenes Spiel, aber es spielte sich dann schon viel frischer, es verdient aus meiner Sicht als Game 15 Punkte mehr als NV, nur Obsidian verhinderte es, dass es 50 waren. Ich habe Fallout 4 sicher 5 Mal länger als NV gezockt, aber als Shooter in Fallout-Tünche mit Rollenspiel- und Minecraft-Elementen.
    Ich hätte mir dabei ständig gewünscht, dass Obisidan diese Engine und Budget in die Hand gekriegt hätten. Was ich damit meine, ich würde die Verkäufe nicht so werten, dass die Leute mehr Fallout 4 wollen. Die Verkäufe sind keine demokratische Abstimmung der Gesamtspielerschaft zum Thema Obisidan-Stil oder Bethesda-Stil, mal ganz abgesehen davon, dass zwischen dem Release von NV und Fallout 4 ein paar Millionen Spieler hinzugekommen sind. Interessanter wären da die Verkaufszahlen von Eldenring, das sehe ich als klares Statement, dass Leute mehr qualitativ anständige und komplexe Old-School-Rollenspiele ohne Zielgruppenforschung und Ingame-Shop dahinter möchten.

  3. Die Ultimate-Edition wäre auch gerade im Angebot bei gog..

    Solon25 hat geschrieben: 27.03.2022 08:52 Jup, die DLC's lohnen sich. Es wird ja auch von einem FA:NV-2 gemunkelt... Gab mal vor ein paar Wochen eine mögliche Leak Meldung im web.
    Ja, hab ich auch mitgekriegt. Wobei Obsidan als damaliger Entwickler auch viele (führende) Leute von damals verloren haben. The Outer Worlds ist ja vom Design grundsätzlich ähnlich gelagert z.B. -- aber was ich davon gesehen habe, wirkt eher nicht mehr ganz so gut (und ich mochte eigentlich die davorigen Iso-RPGs ganz gern).
    Noch besser als ein NV2 wäre es, wenn sich mehr Entwickler ein Beispiel an NV nehmen würden. Ich denke aber, das wäre leichter passiert, wenn es sich mehr verkauft hätte als bspw. Fallout 4 (statt umgekehrt). :D Das bestätigt alles die Entwickler nur in ihrer Ausrichtung.

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