Mich begeistern aber nicht nur die ungewöhnliche Anforderung an das motorische Feingefühl sowie die Erfolgserlebnisse nach gemeisterten Abschnitten – ich mag auch den Rhythmus, mit dem ich mich in den weitläufigen Höhlensystemen fortbewege, denn in Sachen Tempo ist Gravity Crash eine Kampfansage an die kurzlebige Snackgesellschaft. Schnelles Flitzen und rasante Balleraction? Sucht der Geometry Warrior hier vergeblich! Stattdessen bewegt er sich schon aufgrund der simulierten Trägheit vergleichsweise behäbig durchs All. Und es ist sogar ausgesprochen hilfreich, das Raumschiff hin und wieder von selbst gen Boden sinken zu lassen, um nur mit gelegentlichen Schüben seine Flugbahn zu korrigieren. Warum das hilft? Weil der Treibstoff sonst gefährlich knapp werden kann!
„Bist du wirklich retro?“
Als Überlebenshilfe dient dem Piloten übrigens ein Schutzschirm, der entweder manuell ausgelöst wird oder sich vor Zusammenstößen und unter Beschuss automatisch aktiviert. Manuell geschaltete Schirme laden sich dabei von selbst wieder auf; automatische benötigen Treibstoff und entladen sich bedeutend schneller. Auch die Wahl der Extrawaffe (ein mächtiges Plasmageschoss,
Das Original? |
eine Art EMP, zielsuchende Raketen oder ein sich unter Feinden ausbreitender Elektroblitz) bleibt dem Spieler überlassen. Schade nur, dass man während der gesamten langen Kampagne auf die anfangs gewählte Waffe festgelegt ist und nicht einmal zwischendurch wechseln kann.
Hinsichtlich der Steuerung stellt das Spiel mir und selbst dem aufrichtigsten Verfechter der hoch gelobten Alten Schule übrigens die schwierigste aller Fragen: Bist du ehrlich retro? Kannst du im schlimmsten Fall tausend Tode sterben, bevor du die Spielmechanik verinnerlicht hast? Oder steckst du so tief in deiner Geometry Wars-Haut, dass du dein Raumschiff wie einen Zwei-Stick-Shooter bewegen willst? Eine schwere Wahl, wirklich! Denn natürlich ist das moderne Lenken über den linken Stick und das Schießen über den rechten ein wunderbar eingängiges Prinzip ist. Die Herausforderung und die Erfolgserlebnisse beim Spiel mit der Trägheit kommen jedoch nur dann so richtig zur Geltung, wenn man sein Raumschiff wie einen Cave-Flyer mit der klassischen Steuerung bewegt. Denn nur in einem solchen kann man das Vehikel mit den Richtungstasten lediglich drehen, während man erst per Tastendruck in Blickrichtung Schub gibt. Das ist vor allem deshalb so knifflig, weil man ohne den rechten Stick nur in Blickrichtung schießen kann. Spätestens dort, wo man sich gegen am Boden postierte Geschütztürme wehren und in entgegen gesetzte Richtung beschleunigen muss, wird der ganze Weltraum-Akrobat gefordert – von engen und verwinkelten Passagen ganz zu schweigen!
Die makellose Wiederauferstehung?
Alles in allem vereint Gravity Crash auf komfortable Art und Weise die neue Welt mit der alten. Es gibt sogar drei Mehrspieler-Varianten mit jeweils vier speziellen Planeten, in denen bis zu vier Piloten entweder um die Wette düsen, möglichst schnell viele Kristalle sammeln oder sich gegenseitig an die Gurgel fliegen. Was mir allerdings fehlt, ist ein Online-Modus: So spritzig die Splitscreen-Action nämlich sein mag, so sehr möchte ich diesen Kick auch übers Internet erleben. Noch mehr fehlt mir das Abklappern aller fünf Planeten in einer kooperativen Kampagne – schon allein deshalb, weil die technische und spielerische Umsetzung vergleichsweise banal scheint. Grandios ist zwar der umfangreiche Level-Editor, mit dem ich im Handumdrehen eigene Planeten kreiere, der Welt zur Verfügung stelle und von ihr bewerten lasse. Das gemeinsame Spiel wäre mir unterm Strich aber wichtiger
gewesen, zumal ich nur Einzelspieler-Planeten im Editor erschaffen darf.
Noch zwei Schnitzer erlauben sich die britischen Entwickler: So motivierend die globale Punktejagd nämlich sein kann, so sehr schmerzt es, dass die Highscore-Liste nicht die Spreu vom Weizen trennt. Niemand weiß, ob der Weltranglistenerste seine Bestmarke mit der klassischen oder der modernen Steuerung gesetzt und ob er den automatischen oder den manuellen Schild verwendet hat. Der Unterschied an das spielerische Können ist allerdings dermaßen prägnant, dass eine Unterscheidung dringend notwendig ist, weil es besonders Zwei-Stick-Künstler bedeutend einfacher haben als Retroisten. Schnitzer Nummer zwei: Die großen Zwischengegner stellen mich vor keine nennenswerte Herausforderung – jedenfalls keine, die sich sehr deutlich von dem Durchfliegen einer engen Höhle unterscheiden würde.
Und als ich zu Beginn meiner Piloten-Karriere noch nicht auf Highscore-Jagd gegangen bin, musste ich auch eine weitere bittere Pille schlucken. Denn es entwertet das als Abschreckung dienende „Game Over“ und bietet stattdessen ein kostenloses „Continue“ an. Ja, mein Punktestand ist futsch, wenn ich davon Gebrauch mache. Doch ich spiele nicht immer um Punkte; bevor ich den Highscore attackiere, freue ich mich auf das Entdecken neuer Levels, neuer Bosse, neuer Geheimnisse. Hier fehlt mir hingegen die Spannung in schwierigen Momenten – sollte ich versagen, wirds ein Continue schon richten. Schade, Gravity Crash hätte das Zugeständnis an die Zugänglichkeit auch anders lösen können. Glück im Unglück: Wer auf seine Highscore achtet, für den ist der Punkte-Verlust beim Game Over so bitter, dass das fehlerlose Meistern aller kniffligen Planeten unabdingbar bleibt!
Sehr schöner Beitrag.
Gutes spiel.
Frohe Weihnachten
Gezockt wird bei mir eh sowohl das eine, als auch das andere ^^
Dieser monat wird mein psn monat
Die gute alte zeiten mit moderne techik...schöner kans doch garnicht werden
MFG
sieht mal wieder aus wie ein oldschool spiel.... das mit gefällt xDD
Ja, Gravity Crash sorgt bei mir auch für durchzockte Nächte - ich liebe es. Und Pixeljunk Shooter haben wir heute im Test...