Mit der Kraft von Omega 3
Das Ziel ist dennoch schon klar: In Hades‘ Reich einbrechen, und nicht ausbrechen wie es bei Zagreus der Fall gewesen ist. Mit Melinoë starte ich in Erebos, kämpfe mich durch einen per Zufall zusammengestellten Raum voller Gegner und sacke die jeweilige Belohnung ein. Danach entscheide ich mich für einen weiteren Raum und wiederhole das ewig gleiche Spielchen. Zumindest bis ich irgendwann zum Endboss der Ebene komme.
Für Hades-Kenner*innen werden die ersten Minuten arg vertraut wirken. Doch schnell stellt sich heraus: Hades 2 spielt sich anders. Genauer gesagt spielt sich Melinoë anders. Im Gegensatz zu ihrem Bruder wurde sie von ihren ersten Schritten im Leben an mit Magie erzogen und das spiegelt sich in den Kämpfen wider. Die junge Unterwelt-Prinzessin kann beispielsweise statt roten Projektilen einen Bannkreis beschwören: Der hält Gegner*innen für kurze Zeit fest, was es einfacher macht, sie zu erledigen. Drückt man die Tasten für Standard- oder Spezialangriff länger, lädt man diese auf – die sogenannten Omega-Varianten. Sie sind deutlich stärker, aber in der Regel auch langsamer beim Ausführen. Der Bannkreis kann ebenfalls verstärkt werden und verursacht nach dem Abklingen noch eine ordentliche Packung Schaden.
Die Omega-Zauber können allerdings nicht gespammt werden, denn sie nutzen Mana. Das füllt sich glücklicherweise in jedem Raum wieder auf, oder aber passiv wie aktiv während eines Kampfes, je nachdem welche Segen und Boni im Gepäck stecken. Nicht zu vergessen sind die Mondzauber, die einem Göttin Selene stellt. Die sind mitunter arg mächtig, müssen aber erst durch den Verbrauch von Mana aufgeladen werden.
Daraus ergeben sich mit zunehmender Spieldauer mannigfaltige Optionen und eine angenehm taktische Tiefe. Die Magie-Angriffe fühlen sich in manchen Situationen extrem stark an, können aber in brenzligen Momenten auch zum Verhängnis werden. Es gilt also stets abzuwägen, damit man nicht aus Versehen in das Kreischen einer Banshee oder den mächtigen Schwung eines Werwolfs läuft, während man gerade einen verheerenden Angriff auflädt.
Bei Zeus, man hat mir den Dash genommen!
Die größte Änderung im Hades-Nachfolger ist allerdings auf die Fortbewegung zurückzuführen. Melinoë kann nicht wie ihr Bruder im Affentempo durch den Raum dashen, sondern darf nur einmal (minimal verzögert) ausweichen, ehe es in einen Sprint übergeht. Offenbar haben die Entwickler sehr deutlich aus dem ersten Teil gelernt, denn dort gehörte der Dash in der Athena-Variante mit zu den stärksten Gaben überhaupt.
An diese Änderung muss man sich erst einmal gewöhnen: Spätestens der erste Boss stellt einen auf die Probe, ob man den Sprint bereits erfolgsversprechend nutzen kann, oder noch in alten Mustern denkt. Da auch die Götter neuerdings den Sprint bevorzugen, entsteht eine erfrischende Kampfdynamik, die aber noch unter ein paar Balanceschwächen leidet.
Es ist zumindest aus meiner Sicht nicht allzu spannend, wenn man Gegner*innen in Hades 2 mehrere Sekunden lang umlaufen muss, damit man möglichst wenig Schaden kassiert oder eine Götter-Gabe effektiv nutzen kann. Das hat der Vorgänger mit den verbesserten Dashes auf jeden Fall merklich eleganter hinbekommen. Aber noch ist jede Menge Zeit, um in Early Access entsprechende Änderungen vorzunehmen.