Als Edna davon hört, dass ein Psychologe erzieherische „Persönlichkeitsveränderungen“ an den aufsässigen Schülern vornehmen soll, vermutet sie sofort ihren alten Erzfeind, den Anstaltsleiter Dr. Marcel, hinter der Aktion. Also macht sie das, was alle furchtlose Schulrabauken in dieser Situation täten: Sie verkriecht sich schnurstracks unter der Bettdecke und lässt Lilli die Drecksarbeit erledigen.
Vor der Ankunft des Doktors schlurfe ich mit Lilli über das Grundstück und versuche, alle Beweise für Ednas Anwesenheit verschwinden zu lassen: Dabei handelt es sich um verlorene Knallfrösche, einen in harte Baumrinde geritzten Freundschaftsschwur und weiteren Kleinkram. Um an die Beweise zu gelangen, häuft Lilli zunächst einmal jede Menge Gegenstände in ihrem Inventar an; bis zu 21 Dinge passen hinein. Alles Eingesammelte erfüllt diesmal auch eine Funktion: Wenn etwas nicht zusammen passt, teilt der Sprecher mir das mit und gibt meist zusätzlich einen süffisanten Gag zum Besten. Es gibt also viel weniger Möglichkeiten, sich in eine Sackgasse zu verrennen. Der Experimentierfreude werden dadurch natürlich engere Grenzen gesetzt, aber Fans großer Areale kommen trotzdem auf ihre Kosten: Ich grase gemütlich das Klosterschulgrundstück ab, entdecke hier und da etwas Neues und löse nach und nach immer mehr Inventarrätsel.
Dezente Hinweise
In diesem Spiel gibt es jede Menge davon – so dass ich insgesamt rund zwölf Stunden bis zum Abspann brauchte. Je nach Erfahrung kann es aber auch einige Zeit mehr oder weniger dauern. Wenn ich einmal feststecke, hilft es meist, das Inventar näher unter die Lupe zu nehmen oder andere Personen in Gespräche zu verwickeln. Sie geben fast immer dezente aber wertvolle Tipps. Ein Hilfesystem habe ich daher nicht vermisst. Es gibt zwar einige knackige und äußerst abgedrehte Rätsel, mit etwas Geduld und Kombinationsgabe kommt man aber fast immer ans Ziel.
Eine besondere Design-Entscheidung ist der intensive Einsatz des Erzählers: Lilli ist von Haus aus introvertiert, doch selbst wenn sie sich einmal mitteilen möchte, kommt sie nie zu Wort. Entweder die Oberin schimpft vorher mit ihr, Edna nimmt ihr einen Gedanken aus dem Mund oder ihr Gesprächspartner findet eine anderen Weg, ihr nach nur einer gesprochenen Silbe über den Mund zu fahren. Im Endeffekt kommt sie im kompletten Spiel nie richtig zu Wort, auch wenn sie – wie im Unterricht – noch so rührend den Finger in die Luft reckt. Da natürlich trotzdem allerlei Gedanken in ihrem Kopf herumschwirren, übernimmt der Erzähler die Aufgabe, sie dem Spieler mitzuteilen.
Schadenfreude ist die schönste Freude!
Die ausgiebigen Sprecher-Monologe sind ein echter Glücksgriff: Die besten Witze ergeben sich durch die Situationskomik. An jeden noch so unbedeutenden Nebensatz hängt der Erzähler zum Abschluss einen trockenen Kommentar. Natürlich lässt er es sich nicht nehmen, vorher eine kleine Atempause einzulegen: „Lilli fand Ednas Selbstportrait sehr gelungen. Sie hätte ihren rechten Arm dafür gegeben, auch so zeichnen zu können. Leider war sie nicht stark genug, um durch den Knochen zu kommen.“ Besonders unterhaltsam sind jene Szenen, in denen Lillis sklavisches Festhalten an der Etikette mit den Rachefantasien ihres Unterbewusstseins aneinander gerät. Es ziemt sich schließlich nicht, jemanden zu wünschen, dass eine Tarantel Eier in seine Augenhöhlen legt. Da kann er noch so gemein sein, ein braves Mädchen denkt so etwas nicht.
Rührend auch, wie selbstlos Lilli sich um das Wohlergehen ihres Schwarms kümmert. Und das, obwohl der vergötterte Mitschüler ihr gerade einen Liebesbrief an eine hübsche, aber extrem dümmliche Nebenbuhlerin in die Hand gedrückt hat: „Lilli wollte das junge Glück nicht stören. Bald würden sie sich anfangen zu hassen. Und vor lauter Kummer würden Shys Haare ausfallen.“ In solchen Szenen merkt man, dass Götz Otto der perfekte Mann für die Rolle des Erzählers ist. „Es waren wohl doch keine Milzbrand-Erreger in dem Brief gewesen.“ erzählt er mit ruhiger Stimme, und fügt mit einer Mischung aus Ironie und Resignation hinzu: „Welch ein Glück!“ Auch die übrigen Sprecher erledigen ihren Job um einiges besser als im Vorgänger, auch wenn nicht so viele bekannte Namen engagiert wurden wie z.B. in The Book of Unwritten Tales.
Aha. Jetzt auch für die "Konsolendaddler".
Genau das macht den ersten Teil ja immer noch besonders. Fand HNA aber auch gut, nur das mit dem kombinieren ist so nicht drin.
Ich finde das Spiel immer noch genial vom Humor her.Hab es unzählige Male am PC Durchgespielt. Hab es mit damals als CD-Version gekauft mit der ollen Code Wheel die dabei lag als Kopierschutz.
Das hat so richtig an alte Zeiten Erinnert.
Ich finde auch, dass die auf der Switch zumindest eine Touchscreensteuerung einfügen müssten.