Veröffentlicht inTests

I am Setsuna (Rollenspiel) – Wenn Nostalgie ermüdet

Im letzten Sommer erschien „I Am Setsuna“ bereits digital für PlayStation 4 und PC. Jetzt hat Square Enix das Rollenspiel alter Schule auch über den eShop von Nintendo auf Switch für knapp 40 Euro veröffentlicht. Das von Chrono Trigger und Final Fantasy inspirierte Spiel wurde nicht für die neue Konsole ergänzt: Der für Switch exklusive DLC „Temporal Battle Arena“, der per Datentransfer
indirekte Kämpfe gegen KI-gesteuerte Gruppen anderer Spieler ermöglicht,
soll erst im April gratis erhältlich sein. Lohnt sich die nostalgische Reise in alte Zeiten?

© Tokyo RPG Factory / Square Enix

Die Kulisse schmilzt dahin

Man durchstreift mit seiner Gruppe an bis zu drei Gefährten die immer gleichen, meist sehr kleinen 3D-Kulissen, wobei Höhlen, Dörfer, Schiffe & Co hinsichtlich des Leveldesigns keinerlei Überraschungen bieten. Erkundungsreize in den kleinen Arealen? Fehlanzeige. Man kann übrigens weder die Kamera drehen noch zoomen. Zunächst sieht alles noch charmant aus, zumal der aus Bäumen fallende Schnee, tiefe Fußspuren und manche Wetter- sowie Spiegeleffekte im Eis für Hingucker sorgen. Aber das generische Artdesign kann langfristig nicht faszinieren. Recht früh hat man sich an diesem Winter in all seinen frostigen Facetten satt gesehen, auch weil sich Architektur und Figuren in ihrem Aussehen so gleichen.

[GUI_STATICIMAGE(setid=80428,id=92529752)]
Sieht hübsch aus, hat aber wenig Erkundungsreize zu bieten: Die Interaktion mit der Umgebung, egal ob draußen oder drinnen, ist spartanisch. © 4P/Screenshot

Betritt man Gebäude, sehen große Teile des Interieurs ebenfalls ähnlich aus oder sind kopiert. Es gibt keinerlei Rätselinteraktion, nur ganz selten mal einen Schalter und nahezu nichts abseits des Offensichtlichen zum Stöbern – lediglich Kisten oder Figuren, die ihre Kurztexte abspulen; darunter sogar schnöde Tutorialtafeln, die in Gesprächen eines Rollenspiels eigentlich nichts zu suchen haben. In den normalen Dialogen hat man meist nur die Wahl zwischen zwei Antworten und diese beeinflussen kaum etwas.  Es gibt übrigens keine Sprachausgabe, sondern lediglich Textboxen auf Englisch. Dass diese über die Unity-Engine inszenierte Kulisse dann auch noch ruckeln kann, ist ebenso ärgerlich wie die chronischen Soundaussetzer in den Gefechten.

Charakterentwicklung über Spezialfähigkeiten

Zwar steigen die Gefährten recht schnell und häufig auf, aber bis auf eine höhere Levelnummer hat das keine Auswirkungen: Man kann als Spieler weder manuell

[GUI_STATICIMAGE(setid=80428,id=92529768)]
Lediglich in manchen Bosskämpfen wird die Gruppe taktisch gefordert – dann muss man die Spezialfähigkeiten clever kombinieren. © 4P/Screenshot

einzelne Charakterwerte noch Talente anpassen, so dass es auch vollkommen egal ist, welcher Held was macht, wenn es z.B. um Kommunikation oder Erkundung geht, denn man handelt immer als Kollektiv, wechselt bei Bedarf einfach jemanden in die Dreierteam ein – langweiliger geht es nicht. Wie managt man dann überhaupt seine Gruppe? Lediglich über die Ausrüstung. Dabei lädt die Bewaffnung auch nicht zum Grübeln ein, denn man findet meist recht schnell bei einem Händler die eine bessere Klinge, die man später über das Schmieden noch etwas aufwerten kann – es gibt zu wenig Auswahl.

Aber die arkanen Spezialfähigkeiten sorgen für taktisches Partymanagement: Hat man die nötigen Zutaten gefunden, die entweder irgendwo auf der Karte blinken und summen (!) oder von Feinden hinterlassen werden, kann man daraus diverse magische Manöver kreieren und seinen Helden zuweisen. Von offensiven Schlagkombos oder Bereichsschaden bis hin zu defensiven Verlangsamungs-, Schutz- oder Heilzaubern reicht die Palette. Und da jeder Charakter mehrere ausrüsten kann, ergeben sich interessante Kombinationen, die auch teilweise ansprechend über Licht und Animationen inszeniert werden. Aber was hilft das, wenn

[GUI_STATICIMAGE(setid=80428,id=92529766)]
Bei der Reise auf der Weltkarte kann einem nichts passieren – es gibt dort keine Zufallskämpfe. © 4P/Screenshot

die Kämpfe so einfach sind? Immerhin gibt es irgendwann Bosskämpfe, in denen der Schwierigkeitsgrad dann allerdings urplötzlich anzieht: Auf einmal können tatsächlich Helden sterben, auf einmal muss man sehr effizient mit seinen magischen Aktionen haushalten. Dieser sprunghafte Anstieg irritiert zwar zunächst, aber motiviert auch endlich mal, seine Fähigkeiten zu meistern.

Leider muss man einige längere Laufwege bzw. Wiederholungen in Kauf nehmen, denn es kann nur an bestimmten Stellen gespeichert werden. Dass man auch mal umherirrt auf der Suche nach dem Ziel, liegt nicht etwa an anspruchsvollen Quests (Zutaten sammeln ist da schon ein Highlight), sondern an der teilweise oberflächlichen Dokumentation der Gespräche. Wer gerne sammelt und vervollständigt, wird da schon besser im Menü informiert: Dort kann man sich alle Monster, Waffen, Zutaten & Co in Statistiken geordnet und teilweise mit Bild ansehen. Nur so erkennt man übrigens auch mal, wie die eigenen Helden überhaupt aussehen.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.